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WritersWorkshop E-Zine

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Schreiben mit dem Windows-Tablet - Scrivener für die Jackentasche?

Wie geht dieses vermaledeite Mieder auf, Charlotte? Gadgets und Requisiten und wie sie Ihren Roman stärker machen

Produktives Prokrastinieren für Autoren

Schreibstil und Wortschatz im Alltag verbessern

Scrivener-Tutorial: Die Gliederungsansicht

Tolino Media am Start: Was müssen Selfpublisher beachten?

Bessere Absätze für mehr Spannung

Patchwork-Tutorial: Suchen in Patchwork

Die SchreibDilettanten

    Folge 163: Handlanger

    Folge 164: Sympathische Schurken und unsympathische Helden

    Folge 165: Klappentexte

    Folge 166: Wie bedeutend ist Expertenwissen für die Recherche?

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WritersWorkshop E-Zine


Schreiben mit dem Windows-Tablet - Scrivener für die Jackentasche?

Artikel von Richard Norden

Der Gedanke, einen Schreibcomputer in der Jackentasche dabei zu haben, klingt für die meisten Schriftsteller äußerst reizvoll. Schließlich schreibt kaum noch jemand die Rohfassung seiner Manuskripte von Hand und überträgt sie erst später bei der Revision in den Computer – obwohl auch das seine Vorteile haben kann.

Der naheliegendste Gedanke ist dabei das Smartphone, das man schließlich immer und überall dabei hat. Doch in der Praxis scheitert dies meist schon am relativ kleinen Bildschirm, der für das Schreiben längerer Texte nicht gerade optimal ist.

Netbooks sind zwar verglichen mit ihren großen Brüdern, den Laptops, klein und handlich – aber trotzdem immer noch viel zu groß und schwer, um sie jederzeit mit sich herum zu schleppen.

Was bleibt, sind Tablet-Computer – und zwar bevorzugt die kleinen, handlichen 7"-Geräte, die kaum größer als eine Brieftasche sind und damit in jede Jacken-Innentasche passen.

Auch wenn die "Phablets" (ein Mischwort aus "Phone" und "Tablet", das für Smartphones mit mindestens 6" großem Display steht – also quasi ein Mini-Tablet, mit dem man auch telefonieren kann) definitiv auf dem Vormarsch sind, finde ich persönlich alles über 5" Diagonale fürs Telefonieren zu unhandlich, so dass die Trennung zwischen Telefon und Tablet aus meiner Sicht auch weiterhin sinnvoll ist.

Auch wenn ich persönlich zum Telefonieren nie auf ein Windows-Phone wechseln würde, stellt sich in Sachen Tablet also immer noch die Frage: Android oder Windows?

Ich verwende mein Android-Tablet gerne, um unterwegs oder auch abends in der Couch Texte zu schreiben oder zu überarbeiten. Dennoch ist ein solches Android-Tablet natürlich nicht dasselbe wie ein großer Windows-PC. Apps wie Jotterpad sind zwar ein adäquater Ersatz für Zenware-Schreibprogramme wie FocusWriter oder WriteMonkey und auch Online-Tools wie Checkvist lassen sich problemlos nutzen, doch es fehlen natürlich "richtige" Schreibprogramme wie Scrivener oder yWriter.

Und da sind wir auch schon bei dem Punkt, an dem ich anfing, mich für ein Windows-Tablet zu interessieren. Denn glücklicherweise ist Microsoft ja von dem Holzweg mit seinen nur auf Apps ausgelegten "Windows RT"-Tablets/Netbooks abgekommen, sondern setzt mittlerweile auch für Tablets auf ein vollwertiges Windows 8.1.

Somit laufen auf einem Windows-Tablet (abgesehen von der meist relativ schwachbrüstigen RAM- und Festplattenspeicher-Ausstattung) theoretisch dieselben Programme wie auf dem großen PC: Scrivener, Jutoh, WriteMonkey – wohl jeder Schriftsteller hat hier seine persönlichen Favoriten, die er gerne auch unterwegs verwenden würde.

Daher habe ich mich mal nach einem Windows-Tablet fürs mobile Schreiben umgesehen und bin letztendlich im Microsoft-Store beim "HP Stream 7" gelandet.

Natürlich gibt es größere und leistungsstärkere Tablets bis hin zu den High-End-Geräten aus Microsofts Surface-Reihe, doch mir ging es in erster Linie um ein handliches, kleines Gerät, das ich auch in meinem Sakko oder meiner Lederjacke verstauen kann. Geräte mit 9" oder gar 10" sind natürlich komfortabler zu bedienen – doch dafür wird man sie aufgrund ihrer Größe nicht mehr immer und überallhin mitnehmen. Und zuhause kann ich auch zum Laptop oder Netbook greifen, der durch seine vollwertige Tastatur fürs Schreiben immer besser geeignet ist als ein Tablet.

Unter den 7"-Geräten ist das "HP Stream 7" eine gute Wahl: mit einem Preis von gerade mal 99 Euro inklusive Mehrwertsteuer und kostenlosem Versand kostet der kleine Tablet-PC nur einen Bruchteil dessen, was man für ein Gerät aus der Surface-Reihe hinlegen müsste.

Dennoch hat HP bei der Hardware-Ausstattung nicht am falschen Ende gespart: Das IPS-Display hat mit 1280x800 Bildpunkten eine angenehm hohe Auflösung, zudem verfügt das Gerät über einen recht schnellen Quad-Core-Prozessor. Der RAM-Speicher ist zwar mit lediglich 1 GB relativ gering gehalten, doch für die Arbeit mit Schreib- oder Office-Programmen ist dies völlig ausreichend.

Einer der Hauptpunkte, die für das Stream 7 sprechen, ist der üppige interne Speicher von 32 GB (das Pendant zur internen Festplatte normaler PCs). Hier bieten andere Windows-Tablets oft nur 16 GB, die nach der Einrichtung von Windows mit allen Updates und Programmen auch schon fast voll sind. Das Stream 7 bietet hingegen mehr als genügend Platz, um auch noch alle benötigten Schreibprogramme zu installieren.

Für die eigenen Dokumente ist man dabei nicht unbedingt auf den internen Speicher angewiesen: Wenn man die rückseitige Klappe entfernt, kann man in das HP Stream 7 zusätzlich eine Micro-SD-Speicherkarte mit bis zu 32 GB einlegen, die genügend Platz für Texte und Arbeitsunterlagen bietet.

Doch damit kommen wir auch schon zu einem kleineren Knackpunkt: Dropbox. Denn Dropbox erkennt die eingelegte Speicherkarte nicht als weitere Festplatte, sondern nur als externen Speicher – und auf diesem kann man kein Dropbox-Verzeichnis anlegen.

Wer also eine etwas größere Dropbox hat, sollte lediglich ganz gezielt die Arbeitsverzeichnisse mit dem Tablet synchronisieren, die er unterwegs wirklich braucht – denn sonst schaufelt Dropbox einem sehr schnell den ansonsten mehr als ausreichenden internen Speicher zu.

Doch wie laufen die Schreibprogramme, die man vom PC gewohnt ist, auf dem kleinen Tablet?

Zunächst einmal sollte man, wenn man keine Adleraugen hat, die Darstellung der Schriftarten auf dem Stream 7 etwas vergrößern, denn durch die Kombination aus kleinem Bildschirm und hoher Auflösung ist diese in der Grundeinstellung so winzig, dass die Arbeit auf Dauer recht anstrengend für die Augen ist, wenn man die Schriftgröße nicht etwas größer einstellt.

Die Installation von Programmen wie Scrivener ist wie erwartet recht unproblematisch – schließlich ist das Stream 7 ein vollwertiger kleiner Windows-PC, nur ohne Tastatur.

Und hier wird es dann kniffelig. Denn im Gegensatz zu den Windows-Apps aus Microsofts App-Store, die für eine Bedienung per Touchscreen optimiert sind, sind klassische Windows-Programme wie Scrivener & Co. auf eine Bedienung per Maus und Tastatur ausgelegt.

Natürlich kann man eine externe Maus und eine Bluetooth-Tastatur anschließen und hat dann für kleines Geld einen Mini-Laptop, doch ich sehe den Hauptvorteil eines Tablets darin, dass man es unterwegs benutzen kann – also ohne externe Tastatur oder Maus.

Scrivener am TabletTipp: Standardtastatur aktivieren

Da die normale Bildschirmtastatur von Windows 8.1 mehr auf das Schreiben von Mails und das Surfen im Internet als auf das Bedienen von Windows-Programmen ausgerichtet ist, fehlen hier nicht nur die Funktionstasten, sondern auch diverse andere Tasten wie die Windows-Taste und die beiden Alt-Tasten.

Wenn man am Tablet also wirklich schreiben will, sollte man unbedingt das Standard-Tastaturlayout aktivieren, das all diese Tasten enthält. Doch leider ist dieses in Windows recht gut versteckt, so dass die meisten Anwender nicht einmal etwas von seiner Existenz wissen.

Um das Standard-Tastaturlayout zu aktivieren, geben Sie in der Windows-Suche "Standardtastaturlayout" ein und klicken die entsprechende Option an. Schieben Sie in den Optionen unter "Bildschirmtastatur" den unteren Regler auf "Ein" (siehe rote Markierung auf dem Screenshot).

Anschließend können Sie bei der Bildschirmtastatur unten rechts (direkt über dem Befehl "Tastatur ausblenden") das Standardlayout aktivieren (das Symbol ganz rechts).

Durch die zusätzlichen Tasten sind die einzelnen Tasten zwar noch etwas kleiner als bei der 'normalen' Bildschirmtastatur, aber gerade im Querformat lässt es sich trotzdem noch sehr gut bedienen.

Auch die gewohnten Funktionstasten der normalen PC-Tastatur lassen sich übrigens über die Taste "Fnkt" vorübergehend einblenden. Somit hat man dann also wirklich eine vollwertige Tastatur auf dem Bildschirm.

Scrivener am Tablet

Mit der Standardtastatur-Variante lassen sich auch die Menüs der Programme wesentlich einfacher bedienen als per Touchscreen. Denn um die Menüs auf dem kleinen Tablet mit den Fingern zu bedienen, braucht man kleine, schlanke Finger mit viel Fingerspitzengefühl oder eine hohe Frustrationstoleranz. Wer etwas größere Hände hat, kommt sich beim Versuch, kleine Icons oder Menüeinträge anzuklicken, oft vor wie bei dem Versuch, mit Fausthandschuhen ein Puzzle zusammenzusetzen. ;-)

Aber wenn man erst einmal am Schreiben ist, benutzt man ohnehin mehr die Bildschirmtastatur als die Menüs.

Scrivener am TabletUnd damit kommen wir zum nächsten Knackpunkt. Die Windows-Bildschirmtastatur ist zwar (wie bei Microsoft nicht anders zu erwarten) gut durchdacht, aber nicht mit den modernen Android-Bildschirmtastaturen zu vergleichen.

Eine komfortable Wisch-Eingabe wie bei Swype, SwiftKey oder der Google-Tastatur für die schnelle und fließende Texteingabe gibt es hier nicht – man muss schon Taste für Taste drücken. Da die Microsoft-Bildschirmtastatur unter Windows 8.1 sehr eng mit dem Betriebssystem verknüpft ist, ist es auch nicht möglich, einfach eine andere Bildschirmtastatur zu installieren.

Der zweite Nachteil der Bildschirmtastatur ist natürlich, dass sie einen relativ großen Teil des Bildschirms einnimmt.

Verwendet man das Stream 7 hochkant wie ein Blatt Papier, hat man mit einem Schreibprogramm wie FocusWriter oder WriteMonkey einen ausreichend großen Arbeitsbereich. Die Tastatur ist auch im Hochkant-Modus groß genug, um sie angenehm bedienen zu können.

Kritisch hingegen wird es bei Programmen wie Scrivener, die man meist eher im Querformat-Modus wie an einem klassischen Monitor verwenden wird. Hier verdeckt die Windows-Bildschirmtastatur einen so großen Bereich des Bildschirms, dass man nur noch einen relativ geringen Bildschirmausschnitt sehen kann (siehe Screenshot oben).

Natürlich kann man die Bildschirmtastatur jederzeit ein- und wieder ausklappen, aber ein wirklich flüssiges Arbeiten ist so gerade beim Arbeiten mit der Pinwand oder Gliederung kaum möglich.

Der Haupt-Nachteil ist wie bereits erwähnt jedoch die fehlende Wisch-Eingabe. Während man unter Android mit Swype oder Swiftkey durchaus auf über 30 Wörter pro Minute kommen kann, ist man am Windows-Tablet langsamer, da man jeden Buchstaben einzeln antippen muss. Mehr als 20-25 Wörter pro Minute sind hier auf Dauer nur schwer zu erreichen.

Positiv ist hingegen das vollflächige Aufleuchten der gedrückten Tasten, das auffälliger und besser gelöst ist als bei den meisten Android-Tastaturen. So merkt man direkt, wenn man doch einmal die falsche Taste erwischt hat.

Fazit: Lohnt sich ein Windows-Tablet für Schriftsteller?

Die Entscheidung, was das richtige Tablet fürs mobile Schreiben ist, muss letztendlich jeder Schriftsteller für sich alleine treffen.

Ein klarer Vorteil des Windows-Tablets ist die Möglichkeit, klassische Windows-Schreibprogramme auch mobil auf dem Tablet nutzen zu können.

Allerdings ist die Bedienbarkeit schlechter als bei Android-Tablets – nicht zuletzt durch das Fehlen einer Wisch-Eingabe wie bei Swype/SwiftKey. Auch das Diktieren von Texten, das unter Android bei den meisten Bildschirmtastaturen direkt integriert ist, ist unter Windows nur recht umständlich möglich.

Ein weiterer Nachteil ist die geringe Anzahl guter Apps für Schriftsteller in Microsofts App-Store. Apps haben gegenüber Desktop-Programmen wie Scrivener den klaren Vorteil, dass sie auf kleine Bildschirme mit geringerer Bildschirmauflösung ausgelegt und für die Bedienung per Touchscreen optimiert sind. Sie setzen auf leicht bedienbare Icons und Symbolleisten statt auf fitzelige Windows-Menüs – doch hier macht sich wie gesagt der Rückstand von Windows gegenüber Android deutlich bemerkbar.

Auch die Dropbox-Anbindung auf dem Windows-Tablet ist eine zweischneidige Angelegenheit: Aufgrund des relativ geringen internen Speichers (die SD-Karte kann nicht für Dropbox genutzt werden!) wird man höchstens einzelne Arbeitsverzeichnisse gezielt zwischen PC und Tablet synchronisieren, und auch dafür muss Dropbox als Hintergrundprozess laufen.

Da Android noch nie eine vollständige Dropbox-Synchronisation hatte, sondern lediglich auf die einzelnen in der Cloud gespeicherten Dateien zugreifen kann, sind die App-Entwickler hier erfinderischer geworden: Statt alle Daten aus der Dropbox (oder einzelnen Verzeichnissen) zwischen Android und Dropbox zu synchronisieren, gibt man einzelnen Apps wie Jotterpad die Berechtigung für Schreib-/Lese-Zugriff auf die eigenen Dropbox-Verzeichnisse.

Wenn ich mich daher entscheiden müsste, entweder ein Android-Tablet oder ein Windows-Tablet zum Schreiben zu benutzen, würde die Entscheidung wohl zu Gunsten des Android-Geräts ausfallen.

Doch als zusätzliche Option "in der Westentasche" ist das Windows-Tablet eine feine Sache. Manchmal will man eben statt mit einer App doch lieber mit Scrivener, yWriter oder einer anderen Windows-Anwendung arbeiten. Und dann ist es äußerst praktisch, schnell mal den kleinen 99-Euro-PC hochfahren zu können.


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Wie geht dieses vermaledeite Mieder auf, Charlotte?
Gadgets und Requisiten und wie sie Ihren Roman stärker machen

Artikel von Stephan Waldscheidt

Der Film »Mission: Impossible –– Phantom-Protokoll« ist einer dieser Blockbuster, an denen sich auch die Romanstruktur wunderschön erkennen lässt. Daneben übrigens ein sehr unterhaltsamer Film. Schon der Plot-Point 1 (»Lock-In«) ist wie aus dem Lehrbuch (vermutlich stammt er genau da her). In einem zur modernen Einsatzzentrale umgestalteten Eisenbahnwaggon fragt Ethan Hunt (Tom Cruise) die Mitglieder seines Teams, ob sie den Auftrag annehmen. Jetzt wäre die letzte Gelegenheit, auszusteigen. Man meint ihn beinahe sagen zu hören: »Macht doch bitte mit, sonst haben wir keinen Film.« Sie verpflichten sich, Umkehr ausgeschlossen, der eigentliche Film beginnt.

Aber das nur am Rand. Mir ist im Kino noch etwas anderes aufgefallen. Wieso funktionieren die Gadgets, diese netten, technischen Spielereien, die mit den James-Bond-Filmen großgeworden sind, bei Mission Impossible weniger gut als bei Bond? Und ich meine das nicht im technischen, sondern im erzählerischen Sinn.

Solche Meisterleistungen wie etwa die Raketenwerfer bei Bond-Autos oder Kugelschreiber mit Drahtschlingen sind heute aus Thrillern kaum noch wegzudenken. Sie haben einen solchen Siegeszug angetreten, dass in einem der erfolgreichsten Franchise der Filmgeschichte die Gadgets die Hauptrolle spielen: in den »Transformers«-Filmen.

Wenn Sie Gadgets in einem allgemeineren Sinn als Requisiten betrachten, werden sie auch für Ihren Roman wichtig, selbst wenn er eben kein Techno-Thriller ist. Also lesen auch Sie ruhig weiter, werte Autorin von historischen Krimis oder von Liebesromanen.

Bei »Mission: Impossible –– Phantom-Protokoll« spielen die Gadgets eine wichtige Rolle, etwa die Klebe-Handschuhe, mit denen Ethan Hunt am Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, hinaufkrabbelt wie Spider-Man. Sie sorgen für Witz und Spannung, ohne sie wäre der Film halb so interessant.

Damit nicht alles so perfekt funktioniert, haben die Filmemacher bei fast jedem Gadget eine Panne eingebaut. So etwa in das sich selbst zerstörende öffentliche Telefon am Straßenrand. Nachdem Ethan Hunt seine Nachricht erhalten sagt, sagt ihm der Apparat, dass er sich in fünf Sekunden selbst zerstöre. Der Countdown läuft, Hunt geht gelassen davon. Einstellung Hunt von vorn, Telefon im Hintergrund. Nach fünf Sekunden dann … nichts. Ungläubig blickt Hunt zurück, geht zum Apparat und schlägt dagegen – erst dann macht es Bumm. Wir alle wissen ja, dass gerade die modernste Technik vor Pannen keineswegs sicher ist.

Auch Ihr Roman gewinnt an Leben, wenn die Requisiten nicht das tun, was sie tun sollen. Ein abbrechender Absatz bei einer Flucht sorgt dafür, dass die Heldin von ihren Verfolgern gefangen wird. Eine kaputte Kaffeemaschine zwingt den schüchternen Helden, in den Pausenraum seiner Firma zu gehen, wo er ein interessantes Gespräch belauscht, das die Handlung in Gang setzt. Ein Schnürmieder, das den jungen Liebhaber überfordert, und der Gatte, der zurückkehrt, bevor der junge Mann mit dem Aufschnüren fertig ist.

Was ist bei James Bond aber nun besser? Diese Filme addieren Suspense zu ihren Requisiten. Ethan Hunt bekommt sein Gadget, wenn er es braucht. James Bond bekommt seins von Q am Anfang des Films –– und hat keine Ahnung, was er damit anstellen soll. Mehr noch: Meistens vermittelt er den Eindruck, als könne er sich nicht vorstellen, dieses Teil jemals zu benötigen. Natürlich braucht er es doch. Wann er es aber zum Einsatz bringt, ist meist eine Überraschung. Dass er es zum Einsatz bringen wird, weiß der Zuschauer –– und ist gespannt, eben voller Suspense.

Für Ihren Roman heißt das: Sie zeigen, wie der Absatz das erste Mal abbricht und wie die Heldin ihn notdürftig wieder befestigt. Sie zeigen den Schweißausbruch des Helden, als die Kaffeemaschine das erste Mal nicht funktioniert –– bis er bemerkt, dass er nur den Stecker nicht eingesteckt hat. Sie zeigen den Gatten, wie er versucht, das Mieder aufzuschnüren und wie seine Frau währenddessen einschläft.

Unterschätzen Sie die Macht von Requisiten nicht –– und setzen Sie sie ein.

Extra-Tipp: Wo finden Sie Requisiten? Buchstäblich überall. Blättern Sie in einem Buch und suchen Sie blind ein Wort heraus. Sehen Sie sich um, ja, genau da, wo Sie jetzt sind. Picken Sie sich einen Gegenstand heraus und bauen Sie ihn in die Szene ein, an der Sie gerade schreiben. Je weniger er hineinpasst, desto besser. Denn das mischt die Sache auf, vermeidet Klischees und lässt auch Ihr kreatives Hirn schneller laufen.

 

Stephan WaldscheidtStephan Waldscheidt. Geboren und aufgewachsen im Saarland. Nach Studium und Arbeit im Marketing freier Schriftsteller. Leibt und lebt in und um Karlsruhe.

Als Paul Mesa schreibt und veröffentlicht er Romane, zuletzt »Insein für Outsider«. Als Stephan Waldscheidt gibt er in seinem Blog schriftzeit.de mehrmals wöchentlich Tipps zum Schreiben von Romanen. Das Schriftzeit-Archiv umfasst inzwischen über 600 Artikel. Daneben berät er Romanschriftsteller und publiziert eine erfolgreiche Reihe von Schreibratgebern, in der bislang zwölf Titel erschienen sind, zuletzt das umfassende Standardwerk »KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher« und der Sammelband "Schreiben hoch 3" mit drei Schreibratgebern zum Preis von zwei. Hier können Sie den schriftzeit-Newsletter für Autoren abonnieren: http://schriftzeit.de/archiv-romane-schreiben, die perfekte Ergänzung zu Richard Nordens E-Zine. Die Leser verzaubern, darum geht es dort wie hier.


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Produktives Prokrastinieren für Autoren

Artikel von Señor Rolando

Wer kennt das nicht? Man fühlt sich dynamisch als ambitionierter Autor, setzt sich vor das leere Blatt Papier oder den ganz freien Bildschirm und bekommt spontan eine Menge Ideen, was man genau in diesem Moment eigentlich sonst noch alles machen könnte. Sei es das Umsortieren des Bücherregals, sei es das Suchen von Staubkörnern auf den frisch geputzten Fenstern oder sei es Angucken der neuen angesagten Serie auf Netflix, bevor sie dort wieder aus dem Programm genommen wird.

Wir nennen es auch: Prokrastinieren. Und wir fühlen uns meistens schlecht, wenn wir es gemacht haben. Zumindest im Nachhinein denken viele, dass es doch schade um die schöne Zeit gewesen sei und dass sie gerade nichts geschafft haben. Mal wieder ist die Zeit einfach so verflogen. Einmal mehr ist sie ungenutzt verstrichen. Auch dieses Mal ist wieder kein neues Wort auf dem Papier oder im Rechner entstanden. So wird der Text wohl nie fertig. Das Leben als Autor: Man kann es wohl abschreiben. Das wird ja doch nichts mehr. Es hat doch alles keinen Sinn.

Aber das muss nicht so sein. Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben. Das bringt einen schließlich nicht voran. Das nimmt einem eher alle Energie. Das sollte man somit nicht tun. Viel besser ist es, die Prokrastination ein klein wenig zu planen und sie gnadenlos zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Denn sind wir mal ehrlich: Es gibt sehr viel zu tun. Das scheint ja das Dilemma zu sein. Diese Mammutaufgabe, den nächsten großen Roman zu verfassen, ist so groß und erdrückend, dass wir sie lieber gar nicht erst beginnen. Wir können schließlich eh nur scheitern.

Oder wir können kurz überlegen, welche der vielen Ersatzbeschäftigungen, die mit dem Autorenleben einher gehen, stattdessen gerade erledigt werden können. Gerade Selbstpublizierer genießen hierbei den großen Vorteil, dass sie vor einer wundervollen Menge von Aufgaben stehen, die sie zu bewältigen haben, bevor ihr Buch veröffentlicht werden kann. Das ist ein Traum. Denn wenn wir einmal ganz genau hinschauen, dann gibt es für jede dieser Aufgaben genau zwei Gegenstücke: Eine, die immens wichtiger ist und auf jeden Fall zuerst erledigt werden sollte und eine, die man zwar auch noch vor sich hat, die aber streng genommen weniger bedeutsam und somit vorläufig zu ignorieren ist.

Und jetzt sind wir ruhig mal ganz ehrlich: Am Ende des Tages sollten alle diese Aufgaben erledigt sein. Oder zumindest am Ende des langen Weges zum veröffentlichten Buch und dem erfolgreichen Leben als Autor. Also: Haben Sie bloß keine Scheu und schieben Sie diese wichtigere, große, in diesem Moment sehr unangenehme Aufgabe noch ein wenig weiter vor sich her. Aber statt des Netflix-Streams gönnen Sie sich den Spaß dieser kleineren, unwichtigeren Aufgabe.

Werden wir ruhig mal konkret: Der erste Entwurf des nächsten Textes ist schließlich längst fällig. Der liegt doch schon lange genug angefangen und angestaubt irgendwo auf dem Computer herum. Das ist die große Aufgabe, die wichtige, die Sie jetzt wirklich endlich mal angehen sollten. Auf dem Plan für heute steht jedoch noch das Überarbeiten dieses anderen Textes. Dessen geplantes Veröffentlichungsdatum rückt nämlich näher. Die Lektorin steht bereits in den Startlöchern. Aber bevor sie den Text bekommen kann, müssen Sie doch noch einmal selbst heran. Diesen ersten und noch so furchtbar rohen Entwurf können Sie ihr schließlich unmöglich schicken. Nein, jetzt ist die Zeit, noch einmal durch den Text zu gehen und wenigstens den roten Faden zu prüfen, der sich durch die Geschichte ziehen soll. Jetzt ist die Zeit, um die langwierigen Erzählpassagen in lebendige Dialoge zu verwandeln. <em>Show, don't tell</em> – so heißt es schließlich. Das wissen Sie auch. Das können Sie. Das machen Sie jetzt. Theoretisch zumindest. Wenn es praktisch nicht so wahnsinnig viel zu tun wäre. Das passt doch jetzt wirklich nicht. Draußen ist es grau. Die Couch ruft, der Tee ist auch schon gemacht. Netflix muss es trotzdem nicht sein. Wie wäre es stattdessen lieber mit einer kleinen Session zum Surfen durch die Bilderflut der Stockfoto-Anbieter? Das nächste Cover kommt bestimmt. Da kann man sich doch ruhig schon mal inspirieren lassen. Nur zu! Machen Sie das. Jetzt. Auf der Couch.

Oder planen Sie ihren nächsten kleinen Lauf durch den Wald. Denn mal im Ernst: Wer hat schon Zeit, locker durch den Wald zu laufen, wenn die Deadline droht? Aus genau diesem Grund ist es eine hervorragende Idee, genau das zu tun. Also morgen, versteht sich. Denn auch Laufen ist anstrengend. Das muss heute lieber nicht mehr sein. Wie gesagt: Es ist grau draußen. Stattdessen lesen Sie heute ihren vorhandenen Text einfach ihrem Mikrofon vor und nehmen das auf. Beim Laufen morgen können Sie sich das anhören und intern quasi als Korrekturlesen verbuchen. Wer weiß, mit etwas Übung könnte auf diesem Weg sogar ein Hörbuch am Ende der Geschichte abfallen. Wie praktisch.

Hier sehen wir übrigens einen glasklaren Vorteil für Selbstpublizierer: Sie haben schlicht und ergreifend herrlich viel zu tun. Sie kümmern sich schließlich um alles selbst. Oder sie verantworten zumindest alles selbst. Auch wenn das Cover letztendlich jemand anderes gestalten sollte, kann es nicht schaden, selbst eine Vorstellung und Idee von Gestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln. Auch das Hörbuch wird potenziell ein anderer Sprecher vertonen. Aber während der Übung haben Sie peinliche Fehler in Ihrem Text gefunden. Und zack, passiert eins: Am Ende des Tages können Sie wenigstens eine Aufgabe von der großen langen ToDo-Liste streichen. Und es ist womöglich eine, mit der Sie am Morgen noch gar nicht gerechnet haben. Das ist ein tolles Gefühl. Genießen Sie es! Und feiern Sie es damit, dass Sie statt der großen geplanten Überarbeitung dieses gerade fälligen Textes sich nur noch ein Kapitel daraus vornehmen. Der Rest kann warten. Ihr Soll für den Tag ist schließlich quasi schon übererfüllt.

Bei solchen Gelegenheiten passiert es übrigens gar nicht selten, dass aus dem einen zu überarbeitenden Kapitel letztlich doch zwei oder drei werden. Lassen Sie das ruhig zu. Wehren Sie sich nicht. Wenn der Schwung schon mal im Gange ist, kostet es nur unnötig Energie, ihn wieder abzubremsen.

Verlagsautoren brauchen sich natürlich nicht zu sorgen. Auch für sie gibt es genug Aufgaben, die unwichtig genug sind, um sich mit ihnen vor dem Schreiben des nächsten großen Romans zu drücken. Bevor Sie diesen Weltroman wirklich fertig schreiben können, gibt es doch bestimmt noch etwas Recherchearbeit, die notwendig ist. Also nur zu, lesen Sie ruhig einmal die gesamte Wikipedia leer. Sie werden sehen: Es wird so schnell ermüdend, dass Sie freiwillig lieber den Entwurf des nächsten Kapitels schreiben. Und fehlt nicht auch noch eine übersichtliche Darstellung aller Figuren des Romans? So, wie die Arbeit an diesem Werk sich zieht, verlieren Sie doch selbst als Autor laufend den Überblick. Nutzen Sie die Chance, setzen Sie sich wieder auf die Couch und entwerfen Sie erstmal einen anständigen Stammbaum des Helden Ihrer Geschichte. Und einen für den Antihelden. Und eine Beziehungsmatrix für alle vorkommenden Personen. Machen Sie das ruhig mit schönen Stiften und Papier. Dann fühlt es sich noch mehr nach einer vollkommen überflüssigen Aufgabe an, die Sie machen können anstatt etwas sinnvolles zu tun. Nur eine Woche später werden Sie bestimmt trotzdem froh sein, das Ergebnis zur Hand zu haben, um beim Schreiben ganz ohne Zweifel durch die Schar der Darsteller zu manövrieren. Zwischendurch lenken Sie sich noch ein paar Mal damit ab, dass sie sich die schon geschriebenen Textstellen einfach selbst vorlesen. Das braucht schließlich niemand. Und doch entlarvt das quasi im Vorübergehen viele holprige Formulierungsschwachpunkte, die Sie sonst gar nicht oder erst viel, viel später gefunden hätten. Und wenn der Rest der Familie schon schläft und lautes Vorlesen keine gute Idee wäre, müssen Sie noch lange nicht die fehlenden 20 Kapitel des Werkes schreiben. Gönnen Sie sich lieber ein Kaltgetränk und schmökern ein wenig in dem bestehenden Text. Überarbeiten steht nämlich noch gar nicht an. Also ist genau jetzt eine wundervolle Zeit, um genau das trotzdem einen Abend lang zu tun.

Wie wir sehen, bietet etwas Mut zur Prokrastination die ganz wundervolle Chance, all die vielen kleinen Aufgaben, vor denen wir als Autoren stehen, bewältigen zu können, ohne jemals wirklich in Stress zu geraten. Es gibt nur eine Grundregel, die man sich erst einmal verinnerlichen muss: Es ist wichtig, immer mindestens eine Aufgabe vor sich zu haben, die so groß und einschüchternd ist, dass sie quasi eh nicht erreichbar scheint. Hier kommt es wirklich darauf an, mutig zu sein und über sich hinauswachsen zu wollen. Ich möchte jetzt nicht gleich mit dem Weltfrieden kommen. Aber der nächste große Bestseller, der gleichzeitig die Literaturpreise der Reihe nach abräumt, der darf es ruhig sein. Und vor genau diesem Ziel drücken Sie sich jetzt. Fortwährend. Und dafür finden Sie ein paar Schreibprojekte, die kleiner und unbedeutender als dieses große, hehre Ziel sind. Und erledigen diese einfach, um sich vor dem eigentlichen Werk zu drücken. Sie werden staunen, welch faszinierende Abfallprodukte dabei so entstehen.

Und vor einem leeren Blatt Papier oder Bildschirm werden Sie ganz sicher auch nie wieder sitzen. Es gibt schließlich so viel Unwichtigeres zu tun!
 

Señor RolandoSeñor Rolando. Er ist ein Geschichtenerzähler, der ganze Romane geplant hat, jetzt aber erst einmal nur eine Serie von kürzeren Geschichten herausbringt. Zwischendurch schreibt er Texte in sein Blog oder entspannt sich durch Marathonläufe. Er ist außerdem Podcaster bei der Büchergefahr und lebt seine Leidenschaft für Vereinsmeierei im Selfpublisher-Verband aus.

Sr. Rolando lebt in den Karlsruher Südstaaten. Er ist dort ein großer Meister der Prokrastination und auch dieser Text entstand natürlich nur, weil er sich davor gedrückt hat, endlich mal einen Roman zu schreiben..

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Schreibstil und Wortschatz im Alltag verbessern

Artikel von Richard Norden

Es gibt eine Handvoll Punkte, an denen man als Schriftsteller permanent arbeiten sollte, um stetig zu wachsen und immer besser zu werden.

Einer dieser Punkte ist der eigene Wortschatz und die Fähigkeit, sich klar und abwechslungsreich auszudrücken. Das gilt für Romanschriftsteller mindestens ebenso sehr wie für Sachbuchautoren.

Als Romanschriftsteller kann man diese Fähigkeit nicht nur beim eigentlichen Schreiben üben, sondern auch im Alltag – und das ganz ohne zusätzliche Zeit investieren zu müssen.

Das mag auf den ersten Blick unrealistisch klingen, doch die Lösung ist verblüffend einfach. So einfach, dass kaum jemand darauf kommt.

Es geht darum, wie man ungenutzte Pausen und langweilige Momente nutzt. Natürlich kann man diese Zeiten nutzen, um beispielsweise über offene Fragen rund um die eigene Romanhandlung nachzudenken oder die nächste Szene im Kopfkino ablaufen zu lassen, um diese am nächsten Morgen besser und flüssiger schreiben zu können.

All das ist gut, richtig und empfehlenswert – aber offen gestanden hat man auch dazu nicht immer Lust. Manchmal fällt einem partout nichts ein, über das man nachdenken müsste - und wenn man beispielsweise zurzeit an der Revision eines Manuskripts arbeitet, hat das Kopfkino für neue Szenen ohnehin Sendepause.

Nutzen Sie diese ansonsten ungenutzten Zeiten daher, um alles, was Sie sehen, hören, riechen, fühlen und empfinden, gedanklich zu formulieren.

Sagen wir, Sie gehen durch die Fußgängerzone Ihrer Stadt, weil Sie etwas abholen müssen. Beschreiben Sie gedanklich, was Sie sehen, hören und riechen – und zwar so, wie Sie es auf den Seiten eines Romans beschreiben würden.

Beschreiben Sie die Bewegungen der Tauben, die sich in der Nähe des Imbissstands um Brötchenkrümel und runtergefallene Pommes Frites streiten.

Beschreiben Sie die ältere Dame, die mit ihrem Mann neben Ihnen an der Fußgängerampel steht. So, wie Sie sie in einem Roman beschreiben würde, um mit wenigen, aussagekräftigen Attributen die Figur vor dem geistigen Auge Ihrer Leser zum Leben zu erwecken.

Wählen Sie drei besonders charakteristische Eigenschaften bzw. Details, anhand derer ein Fremder diese Frau unter hundert anderen Passanten eindeutig erkennen würde.

Bleiben Sie nicht allgemein, sondern werden Sie spezifisch. Wenn sie eine auffällige Bluse anhat – wie würden Sie das Muster und/oder die Farbe ihrer Bluse kurz und knapp beschreiben?

Diese Übung mag auf den ersten Blick banal erscheinen, doch das ist sie keinesfalls. Wenn Sie es in der Praxis ausprobieren, werden Sie sehr schnell merken, wie oft Sie an Ihre Grenzen stoßen und länger über eine passende Formulierung nachgrübeln müssen, als Sie dafür Zeit haben. Die Fußgängerampel wird grün, alle strömen hastig über die Straße – und Sie überlegen immer noch, wie man diesen Farbton nennt oder wie man jene Frisur beschreiben könnte.

Das ist eine frustrierende Sache – aber nur zu Beginn. Es ist wie bei allem, mit dem man neu beginnt: anfangs ist man derartig schlecht, dass es einen selbst ärgert und einem absolut keinen Spaß macht. Doch das sollte einen keinesfalls dazu verleiten, vorschnell aufzugeben.

Das bildliche Beschreiben einer Szene mit allen Sinnen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die man als Schriftsteller lernen kann. Nicht umsonst ist "Show, don't tell!" (Also "Zeige, statt zu erzählen") die wohl bekannteste Schreibregel.

Je öfter und intensiver Sie diese Fähigkeit im Alltag trainieren, desto schneller werden Sie im Laufe der Zeit beim eigentlichen Schreiben.

Dafür gibt es gleich zwei Gründe.

Zunächst mal entwickeln Sie durch diese neue Angewohnheit rasch einen Blick für Details, die Ihnen ansonsten entgangen wären. Sie werden zum besseren und aufmerksameren Beobachter, der Details, Geräusche und Gerüche wie ein Schwamm in sich aufsaugt. Sie leben intensiver und bewusster als bisher. Allein das ist schon ein unschätzbarer Gewinn.

Der zweite, ebenso wichtige Grund ist, dass Sie Ihren aktiven Wortschatz ausbauen und trainieren. Sie lernen, speziellere und aussagekräftigere Wörter statt allgemeiner Oberbegriffe zu verwenden und so lebendiger zu schreiben.

Und Sie merken dabei sehr schnell, wo Sie noch Schwächen und Defizite haben. Es ist ein verbreiteter Scherz, dass Männer nur wenige Farben unterscheiden: etwas ist grün, blau, rot oder gelb – vielleicht noch dunkelgrün, metallicrot oder hellblau.

Doch die Farbvielfalt ist viel größer – und hier merken wir den Unterschied zwischen passivem und aktivem Wortschatz besonders stark. Wir können uns recht genau vorstellen, was jemand mit Farbnuancen wie taubenblau, magenta oder cyan meint – aber wir verwenden diese Begriffe selbst nicht oder zumindest so selten, dass sie uns nicht automatisch in den Sinn kommen.

Eine gute Übung hierfür ist, sich einen RAL-Farbenfächer zu besorgen und gezielt zu üben, die Farben auswendig zu lernen und korrekt zu benennen. Wichtig ist, dass dieser nicht nur die RAL-Nummern, sondern auch die Namen der Farbtöne enthält – schließlich wollen Sie in einem Roman nicht schreiben, dass der Himmel kurz vor dem Einbruch des Unwetters in RAL 1016 leuchtete, sondern eher, dass er schwefelgelb war. ;-)

Auch eine Online-Tabelle wie http://www.ral-farben.de/inhalt/anwendung-hilfe/alle-ral-farbnamen/uebersicht-ral-classic-farben.html kann Ihnen helfen, die wichtigsten Farben auswendig zu lernen.

Natürlich eignen sich nicht alle Farbbezeichnungen dafür, beim kreativen Schreiben verwendet zu werden. Kaum jemand außer einem Grafiker oder Farbspezialisten wird beispielsweise etwas als "hellrotorange", "perlorange" oder "verkehrsblau" bezeichnen, doch Farbtöne wie "saphirblau", "karminrot" oder "kastanienbraun" kann man gut verwenden.

Ganz abgesehen davon können Sie gerade bei Farben äußerst kreativ werden und Farben eigene, sprechende Namen verpassen. Auch wenn Sie diese Farbbezeichnungen wohl nie in einer offiziellen Farbtabelle finden werden, kann sich doch fast jeder etwas unter Farbbezeichnungen wie "eitergelb", "madenweiß" oder "nazibraun" vorstellen. ;-)

Ein Farbfächer, den Sie in der Jackentasche dabei haben können, hat noch einen weiteren Vorteil: Sie können Dinge, die Sie unterwegs sehen, mit dem RAL-Farbfächer identifizieren und so trainieren, wie man eine bestimmte Farbe nennt. Und wenn Sie eine bessere, aber aussagekräftigere Bezeichnung für eine bestimmte Farbe gefunden haben, können Sie diese auf der Rückseite der jeweiligen Farbkarte notieren, bis der Farbfächer so nach und nach zu Ihrem persönlichen Farb-Thesaurus wird.

Egal, ob Sie den Vorschlag mit dem Farbfächer verwenden oder sich darauf beschränken, einfach nur das Formulieren Ihrer Alltags-Beobachtungen als 'gedankliche Erzählung' zu üben - lassen Sie sich auf eine 14-Tage-Herausforderung ein. Wenn Sie dieses 'Spielchen' zwei Wochen lang durchhalten und täglich zumindest ein paar Minuten lang üben, werden Sie gegen Ende der zwei Wochen bereits feststellen, dass es Ihnen immer leichter fällt, die passenden Formulierungen und Beschreibungen aus dem Ärmel zu schütteln.

Auch beim Schreiben der Rohfassung Ihrer nächsten Geschichten werden Sie merken, dass Sie nicht nur schneller werden, sondern auch, dass die Qualität Ihrer Rohfassung noch besser als bisher wird. Da Sie nun die Szenen, die Sie vorher in Ihrem Kopfkino durchgespielt haben, mit noch mehr lebendigen Details zu Papier bringen können, reduziert sich zugleich der Aufwand für die spätere Überarbeitung der Texte. Und da diese Übung Sie wie gesagt unterm Strich keine zusätzliche Zeit kostet - was haben Sie zu verlieren? ;-)

 

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Scrivener: Die Gliederungsansicht

Artikel von Axel Hollmann

Scrivener bietet eine große Anzahl an Funktionen, die man als Anwender benutzt, ohne das ganze Potential, das sie bieten, zu erkennen. Eine diese Funktionen ist die Gliederungsansicht.

Man wechselt auf sie, indem man in der Symbolleiste den Button (1) drückt. Nun wird der in der Mappe markierte Ordner oder Text, sowie sämtliche Unterordner oder -texte in einer übersichtlichen Liste dargestellt.

Screenshot Scrivener

Wofür man dies als Autor verwenden kann, dürfte schnell klar sein: Zum Beispiel mit einem Stufendiagramm lässt sich am besten in der Gliederungsansicht arbeiten.

Dabei bietet diese Ansicht ein paar Funktionen, die sie besonders nützlich machen.

Vielleicht am nützlichsten: Die Möglichkeit, durch die Pfeile (2) Unterordner ein- oder auszuklappen. Selbst über lange Listen behält man so immer die Übersicht, zumal die einzelnen Positionen der Gliederungsansicht auch in den Farben der Label dargestellt werden können.

Und was bietet die Gliederungsansicht noch an Möglichkeiten?

Man kann bestimmen, welche Informationen über die Ordner und Texte eingeblendet werden sollen. Das man jeweils den Titel wissen will, dürfte klar sein. Und über die Taste (4) lässt sich außerdem die Synopse anzeigen oder ausblenden. Aber es geht noch weiter.

Drückt man die Doppelpfeiltaste (3), erscheint ein Menu, dass das Feintuning der Anzeige ermöglicht. Benötigt man den Status eines Textes? Will man wissen, wann ein Ordner zuletzt geändert wurde? Wie viele Worte habe ich in jedem Kapitel? Welche Stichwörter hat ein Text? Diese und noch einige Informationen mehr kann sich anzeigen lassen.

Und wusstest du, dass du die Spalten mit den Informationen nach links und rechts verschieben kannst? Einfach die Überschrift anklicken, gedrückt halten und schon lassen sie sich wie Dateien bewegen. Und in eine Reihenfolge bringen, die sich für die Arbeit am besten anbietet.

Die Arbeit mit der Gliederungsansicht ist kinderleicht und steckt gleichzeitig voller Möglichkeiten. Spiel einfach mit den Funktionen ein wenig herum und teste, wie du sie am produktivsten einsetzen kannst.
 

Axel HollmannAxel Hollmann wurde 1968 in Berlin geboren. In der Jugend steckte er seine Nase in jeden Science-Fiction- und Fantasyroman, dessen er habhaft werden konnte, so dass sich in seinen Regalen Comics und Rollenspielbücher stapelten. Nach dem Abitur studierte Axel Hollmann Betriebswirtschaftslehre, bis das Studium (unter anderem) seiner neuentdeckten Leidenschaft für Stephen Kings Thriller zum Opfer fiel. Er begann mit einem kaufmännischen Beruf und rechtzeitig vor seinem 30ten Geburtstag gelang es ihm, sein lebenslanges Hobby zum Beruf zu machen: er wurde Mitinhaber eines Buch- und Rollenspielladens.

Irgendwann beschloss Axel Hollman, selbst Thriller und Krimis zu schreiben, anstatt immer nur die Bücher anderer Autoren zu verkaufen. Mit "Asphalt" und "Schlaglicht" sind bereits zwei seiner Triller rund um die toughe Reporterin Julia Wagner beim Ullstein-Label Midnight erschienen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Berlin, wo er neben dem Schreiben zusammen mit Marcus Johanus den wöchentlichen Podcast "Die SchreibDilettanten" veröffentlicht.

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Tolino Media am Start: Was müssen Selfpublisher beachten?

Artikel von Richard Norden

Wie bereits in der letzten Ausgabe angekündigt ist am 29.04.15 mit "Tolino Media" ein starker Konkurrent zu Amazons KDP-Programm an den Start gegangen.

Während der Weg zu den Tolino-Shops für Selfpublisher bisher nur mit dem Umweg über Distributoren wie Neobooks oder Bookrix möglich war, gibt es jetzt einen direkten Weg - und das zu erstklassigen Konditionen. Tolino Media zahlt Autoren (zumindest bis Ende Januar nächsten Jahres) volle 70% des Netto-Verkaufspreises (also abzgl. Mehrwertsteuer) als Tantiemen aus.

Das ist nicht nur genauso viel, wie Amazon den Autoren bezahlt, sondern unterm Strich sogar mehr: Denn während Amazon 70% Tantiemen erst ab einem Verkaufspreis von 2,99 € bezahlt, gilt die 70%-Regelung bei Tolino Media auch für günstigere eBooks. Bei diesen Büchern verdient der Autor bei Tolino Media pro verkauftem eBook also sogar doppelt so viel wie über Amazon.

Doch auch bei eBooks von 2,99 € aufwärts sind die Tolino-Konditionen noch etwas besser als die von Amazon. Denn Amazon stellt den Autoren die Übertragungskosten für die Lieferung ihrer eBooks an den Käufer in Rechnung, was abhängig von der Dateigröße durchaus mehr als nur ein paar Cent ausmachen kann. Speziell Autoren von Büchern mit vielen Illustrationen / Fotos (z.B. Kochbücher, Sportratgeber, Software-Tutorials oder Reiseführer) bekommen bei Tolino Media unterm Strich mehr heraus als bei Amazon.

Da Tolino Media keinerlei Exklusivität verlangt, kann man als Autor also mit Amazon KDP und Tolino Media über gerade mal zwei Kanäle bereits über 80% des deutschen eBook-Marktes abdecken (Amazon, Thalia, Weltbild, Hugendubel, Buecher.de, Buch.de, eBook.de etc). Das ist sozusagen die Pareto-Regel (80/20-Regel) in Reinkultur: mit 20% des Aufwands kann man bereits 80% der möglichen Ergebnisse erzielen. ;-)

Das einzige, was sich nicht kombinieren lässt, ist eine Veröffentlichung über "Tolino Media" (oder einen anderen Distributor) zusammen mit der Option "KDP Select" bei Amazon - denn mit dieser bindet man sich bekanntlich (jedenfalls für die eBook-Ausgabe) exklusiv an Amazon.

Was ist mit bereits veröffentlichten Büchern?

Wenn Sie Ihr Buch bereits über Amazon und/oder einen Distributor veröffentlicht haben, sollten Sie vor einer Veröffentlichung über Tolino Media genau die Vertragsbedingungen studieren.

Eine normale Veröffentlichung über Amazon (nicht KDP Select!) kollidiert nicht mit einer Veröffentlichung über Tolino Media. Haben Sie Ihr Buch jedoch bei KDP Select angemeldet, müssen Sie diese Option erst canceln und bis zum Ablauf der 90-tägigen Bindefrist abwarten. Erst wenn Ihr Buch nicht mehr bei KDP Select (und damit auch nicht mehr über Amazons Leseflatrate "Kindle Unlimited") erhältlich ist, dürfen Sie es auch über Tolino Media veröffentlichen.

Haben Sie Ihr Buch über einen Distributor wie Neobooks, Bookrix oder Xinxii veröffentlicht, sollten Sie sich beim Distributor informieren, welche Optionen dieser zukünftig anbieten will. So hat Neobooks bereits über Twitter angekündigt, dass man Autoren zukünftig auch die Möglichkeit bieten will, Tolino ebenso wie Amazon von der Distribution auszuklammern und selbst zu bedienen.

Falls Ihr Distributor hierfür keine Lösung anbietet, Sie Ihr Buch aber unbedingt selbst über Tolino Media veröffentlichen wollen, müssen Sie zunächst Ihren Vertrag über den Distributor kündigen und nach Ablauf des Vertrags Ihr Buch selbst über Tolino Media (sowie ggf. über Amazon) neu einstellen.

Denken Sie bei einer solchen Maßnahme allerdings daran, dass Ihr Buch bei Tolino Media eine neue ISBN erhält und dass Ihnen somit bereits gesammelte Rezensionen bei Amazon und anderen Online-Buchhändlern verloren gehen könnten. Allerdings hat, wie Matthias Matting in der Selfpublisher-Bibel meldet, der Tolino-Support bereits angekündigt, Autoren bei der Übernahme von Rezensionen früherer Ausgaben zu helfen.

Gerade Autoren, die ihre Bücher bei KDP Select angemeldet haben, sollten genau überlegen, was sie tun. Eine Anmeldung für "KDP Select" bedeutet, dass Ihre Inhalte wirklich nur dort erhältlich sein dürfen. Sie können also nicht beispielsweise ein paar Kurzgeschichten, die Sie über KDP Select anbieten, zu einem Sammelband zusammenfassen und diesen dann für Tolino veröffentlichen.

Mit der Vorbestellfunktion durchstarten

Ähnlich wie Amazon bietet auch Tolino Media eine Vorbestell-Option für eBooks. Allerdings finde ich diese wesentlich besser gelöst als bei Amazon. Denn während bei Amazon die Vorbestell-Verkäufe nur für den Tag gelten, an dem die Vorbestellung erfolgte, werden Vorbestellungen bei Tolino Media kumuliert und fließen erst am Erscheinungsdatum auf einen Schlag in die Verkaufszahlen ein.

Hundert Verkäufe bei Amazon während eines Vorbestell-Zeitraums von beispielsweise 60 Tagen sorgen kaum für erhöhte Sichtbarkeit des eBooks. Hundert Vorbestellungen über einen Shop wie Weltbild, die dann auf einen Schlag in die Verkaufszahlen einfließen, können ein Buch jedoch recht weit nach oben in die Verkaufscharts katapultieren.

Während die Vorbestell-Option bei Amazon also vor allem den Vorteil hat, dass man hiermit den exakten Erscheinungstermin festlegen kann, kann man die Vorbestell-Option über Tolino Media zusammen mit einer rechtzeitig gestarteten und gut geplanten Marketing-Kampagne sogar dafür nutzen, dem eigenen Buch einen massiven Startschub zu verpassen.

 

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Bessere Absätze für mehr Spannung

Artikel von Marcus Johanus

Autoren mögen Absätze erst einmal nicht.  Sie unterbrechen den Gedankenfluss beim Schreiben. Leser lieben Absätze. Texte erhalten durch sie Struktur. Und sie gewähren ihnen Orientierung und kleine Pausen. Mit den folgenden Tipps gelingen Absätze, so dass sie das Lesevergnügen steigern.

1. Sprecherwechsel

Wann immer eine Figur in der wörtlichen Rede zu sprechen beginnt, sollte ein neuer Absatz beginnen. Dies hilft dem Leser, den Sprecherwechsel mitzubekommen.

2. Zeitsprünge und Ortswechsel

Manchmal gibt es kleine Zeitsprünge in einer Erzählung.

“Fünf Minuten später stand ich an der Bushaltestelle.”

Hier sollte unbedingt ein Absatz beginnen, damit der Leser mitbekommt, dass hier etwas ausgelassen wurde – nämlich die langweiligen fünf Minuten, in denen die Figur sich ihre Jacke schnappte, die Wohnung abschloss, die Treppe hinunterging …

Aber Vorsicht: In den allermeisten Fällen ist es besser, eine neue Szene oder ein neues Kapitel beginnen zu lassen, wenn es einen Zeitsprung gibt. Je nach dem, wie groß die Zeit ist, die verstreicht, sollte auch die Pause für den Leser ausfallen.

Für Ortswechsel gilt genau das Gleiche.

3. Themenwechsel

Die alte, baufällige Hütte stemmte sich gegen den Wind. Ziegel flogen auf die Straße und irgendwo klirrte eine Fensterscheibe.

Nur knapp verfehlte ein Ast das Auto, das vor dem Haus parkte und mindestens genauso heruntergekommen war.

Gerade wurde das Haus beschrieben, nun ist das Auto, das davor parkt dran. Bei diesem Wechsel sollte unbedingt ein Absatz erfolgen.

4. Ein-Satz-Absätze

Es kann sehr effektiv sein, einen Satz – womöglich einen sehr kurzen, wenn nicht sogar nur ein Wort – allein in einem Absatz stehen zu lassen.

Die Tür schlug zu und ließ sie allein in dem leeren Zimmer zurück. Sie hörte die Schritte auf dem Flur, wie sie leiser und leiser wurden.

Bis sie ganz verhallten.

Stille.

Wie gesagt: Dies kann effektiv sein. Allerdings ist dies ein Effekt, der mit dem Holzhammer bewirkt wird. Ein Wort, das alleine in einem Absatz steht, signalisiert dem Leser, dass es sehr, sehr wichtig ist. Das sollte es dann auch unbedingt sein. Sonst verpufft der Effekt und der Absatz wirkt unfreiwillig komisch.

Mit Ein-Satz- oder Ein-Wort-Absätzen sollte man also sparsam umgehen und man muss sie sich gut überlegen . Dann können sie viel bewirken.

Bonus-Frage: Kann man zu viele Absätze machen?

Wenn man mich fragt, sind mir als Leser ein paar Absätze zu viel lieber als viel zu wenige. Allerdings gibt es auch den Punkt, an dem zu viele Absätze den Lesefluss so hemmen, dass der Leser nicht in die Geschichte hineinfindet.

Tendenziell geht der Trend hin zu mehr Absätzen. Wer einmal Romane durch die Jahrhunderte vergleicht, wird feststellen, dass die unterbrechungsfreien Textblöcke immer kürzer werden.

Auch das Genre kann über die Länge der Absätze entscheiden. Thriller brauchen kurze Absätze, die meisten Jugendbücher haben mehr Absätze als Bücher für Erwachsene usw.
 

Marcus JohanusMarcus Johanus wurde 1972 in Berlin geboren, Abitur 1992, danach Lehramtsstudium in den Fächern Germanistik und Politologie. Er verdiente sich sein Studium mit Jugendarbeit, als Nachhilfelehrer, Einzelfallhelfer, Gitarrenlehrer, Nachtwächter, Webdesigner, Verkäufer in Spiele- und Buchläden und Bürohilfe.

Nach seinem Abschluss arbeitete Marcus Johanus zunächst als Geschäftsführer eines Spieleladens, bis er 2008 sein Referendariat aufnahm und zwei Jahre später abschloss. Heute lebt er mit seiner Frau Maria in Berlin.

Während des Studiums und in Workshops beschäftigte sich Marcus Johanus intensiv mit Techniken des kreativen und dramatischen Schreibens und verfasste Kurzgeschichten, Rezensionen und Texte für die Spielmagazine WunderWelten,Ringbote und Cthulhoide Welten und für das Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu.

Seit 2009 schreibt Marcus Johanus Thriller, betreibt ein Autorenblog rund ums kreative Schreiben (http://www.marcus-johanus.de) und veröffentlicht seit dem Frühjahr 2012 mit Axel Hollmann zusammen Die SchreibDilettanten, den wöchentlichen Podcast für Romanautoren.

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Patchwork-Tutorial, Teil 4

"Patchwork" (http://www.autorenprogramm.com) ist ein leistungsstarkes Schreibprogramm für  Roman-, Drehbuch-, Kurzgeschichtenautoren und Blogger. Da das Programm mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von der Gliederung über zur Rechtschreib- und Stilkontrolle bis hin zum Export des fertigen Manuskripts als eBook eine relativ steile Lernkurve hat, wird Martin Danesch, der Entwickler von "Patchwork", in den nächsten Monaten eine Reihe von Tutorials im WritersWorkshop E-Zine veröffentlichen, die den Einstieg in Patchwork und die Nutzung des vollen Leistungsspektrums erleichtern.

Eine 30-Tage-Testversion von Patchwork können Sie im Bereich "Download" von http://www.autorenprogramm.com herunterladen.

Patchwork-Tutorial: Suchen in Patchwork

Artikel von Martin Danesch

Finden ist beim Schreiben eine vielseitige Forderung, vor allem bei umfangreichen Projekten. Daher stellt Patchwork eine Handvoll Optionen zum eleganten Finden nach unterschiedlichen Gesichtspunkten zur Verfügung. Die beiden ersten Suchoptionen sind Gegenstand dieses Tutorials.

1. Das klassische Suchen-und-Ersetzen

Screenshot Patchwork

Mit [F2] öffnen Sie das Popup-Fenster zur Suche (1). Tippen Sie unter 'Suche nach' Ihren Suchbegriff ein. Der erste Treffer wird bereits während der Eingabe markiert (2). In der Titelleiste des Suchfensters wird die Anzahl der Treffer gemeldet (9). Mit 'Weiter suchen' beziehungsweise 'Rückwärts suchen' (4) gelangen Sie auf übliche Weise zum nächsten bzw. vorhergehenden Treffer. Mit einem Klick auf 'n Treffer farblich markieren' (3) werden alle Treffer hervorgehoben, wobei diese Markierung nicht verlorengeht, sobald Sie in den Text klicken!

Das alles betrifft die aktuelle Szene.

Vielleicht wollen Sie darüber hinaus wissen, wo noch der Begriff im gesamten Projekt vorkommt? Dafür klicken Sie auf den Okay-Haken mit Fragezeichen (5). Patchwork durchsucht sämtliche Szenen, öffnet links im Navigator eine weitere Spalte (6, Pfeil) und markiert die betroffenen Szenen mit einem Häkchen (6). Klicken Sie nun für das Erforschen der weiteren Vorkommen lediglich auf die betroffenen Szenen links in der Kapitelübersicht und Sie haben dort die gleichen Voraussetzungen wie bei der Szene, in der Sie die Suche begonnen haben. Lassen Sie dabei das Suchfenster geöffnet, da sonst die Fundspalte geschlossen wird.

Für all das stehen eingrenzend die bekannten Optionen 'Nur ganzes Wort' und 'Groß-/Kleinschreibung beachten' zur Verfügung (7).

Wählen Sie den Reiter 'Format' (8), können Sie nach Formatierungen suchen lassen (fett, kursiv, durch- und unterstrichen). Auch dort können Sie gleich ersetzen lassen.

Der Reiter 'Trennstrich' lässt Sie halbautomatisch überflüssige Trennstriche im Text entfernen. In rationeller Weise können Sie so zügig Ihr Projekt durchgehen und Trennstriche entfernen, wobei die dann so entstehenden Wörter gegebenenfalls von der Großschreibung her angepasst werden: Wiener-Schnitzel wird zum korrekten Wienerschnitzel.

Aus der Requisitenverwaltung für Figuren, Schauplätze und Gegenstände können Sie übrigens diese Suche direkt für das aktuelle Requisit über die rechte Maustaste anstoßen.

Von hier aus dem Suchfenster oder über die Werkzeugleiste ganz oben gelangen Sie zur Begriffs-Referenzsuche (9).

2. Suche über Begriffsreferenz

Diese Suche liefert als Ergebnis eine Liste, in der die Treffer im sie umgebenden Kontext dargestellt werden, genauer: inklusive des Absatzes, in dem sie gefunden wurden.

Screenshot Patchwork

Hilfreich in manchen Situationen ist die Möglichkeit, mehrere Suchbegriffe durch Kommata getrennt anzugeben, um sehen zu können, wo beide gemeinsam vorkommen. Im konkreten Fall aus dem Demoprojekt suchen wir die Vorkommen mit den Figuren Numero und Giovanni. Die Eingabe lautet so: Numero, Giovanni. Der erste Begriff (1) wird in einer anderen Farbe dargestellt als der zweite (2). Die Anzahl der Begriffe, die Sie eingeben können ist nicht begrenzt, jedoch die Menge der Farben und zwar auf drei. Wenn Sie zum Beispiel vier Suchbegriffe eingeben, erhält der vierte dasselbe Grün wie der erste.

Rot angezeigt wird vor dem Text links das oberste Kapitel zum ausgewiesenen Absatz (3) und der Name der betroffenen Szene (4).

Wird der Suchbegriff direkt im Titel der Szene gefunden, wird er dort rot hinterlegt (5).

Wenn Sie in einen der Absätze des Suchfensters klicken, springt Patchwork zur betroffenen Szene im Schreibfenster und stellt den Cursor an den Anfang des Absatzes. Wenn Sie zum Klick zusätzlich die [Strg]-Taste gedrückt halten, wird der Absatz kurz optisch hervorgehoben. Wenn Sie zum Klick [Strg+Shift] gedrückt halten, wird der Absatz hervorgehoben, der Cursor an den Anfang gesetzt und das Suchfenster geschlossen.

Rufen Sie Suche über Begriffsreferenz ein weiteres Mal auf und ändern die Suchbegriffe nicht, wird das Fenster im selben Zustand geöffnet, in dem Sie es mit dem Schließen-Knopf oder [Strg+Shift+Klick] verlassen haben.

Wenn Sie dieses Tutorial direkt ausprobieren möchten, öffnen Sie dafür das Demoprojekt (Hauptmenü → 'Hilfe' → 'Demoprojekt öffnen').

-> Videoclip zum Tutorial

Martin DaneschSeit dreißig Jahren programmiert, schult und betreut Martin Danesch mit seinem Team Software im kaufmännischen Bereich. Neben dieser Arbeit bereist Danesch gerne fremde Länder, setzt sich mit Quantenphilosophie auseinander und schreibt seit vielen Jahren Sachbücher und belletristische Texte.

Auf der Suche nach einem passenden Programm für Autoren, mit dem man nicht nur schreiben, sondern auch die weitläufigen das Schreiben begleitenden Arbeiten abdecken kann, fand er viel Gutes, aber nicht das für seine Bedürfnisse Ideale. So besann er sich seiner Programmiererwurzeln und startete zum Jahreswechsel 2013/2014 das Projekt Patchwork. Er selbst dürfte der am meisten begeisterte Anwender sein: »Es macht einfach riesig Spaß, wenn man sich selbst seine Programmwünsche erfüllen kann und dann auch noch schreibende Anwenderkolleginen und -kollegen hat, die weitere Ideen beisteuern!«

Die SchreibDilettanten

Marcus Johanus und Axel Hollmann sind "Die SchreibDilettanten". Gemeinsam produzieren die beiden Berliner Schriftsteller jede Woche eine neue Folge ihres Podcasts für Romanautoren, der auf dem MP3-Player bzw. im Autoradio keines Schriftstellers fehlen solltefehlen sollte - und seit Folge 114 zusätzlich auch noch als Vlog bei YouTube.

Hier finden Sie die neuesten Folgen des Podcasts - präsentiert von den beiden Autoren.

Folge 163: Handlanger

Nachdem wir uns in den letzten Folgen mit dem Schurken eines Romans beschäftigt haben, geht es diesmal um seine Handlanger.

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 164: Sympathische Schurken und unsympathische Helden

Wie bricht man erfolgreich die Konventionen beim Design der Hauptfiguren?

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Folge 165: Klappentexte

In dieser Folge unseres Autorenvlogs widmen wir uns den Klappentexten oder Buchbeschreibungen.

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Folge 166: Wie bedeutend ist Expertenwissen für die Recherche?

In dieser Folge widmen sich die SchreibDilettanten noch einmal dem Thema Recherche.

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Gastartikel sollten eine Länge von mindestens 500 Wörtern haben (gerne länger...) und Themen rund ums Planen, Schreiben, Veröffentlichen oder Vermarkten von Büchern oder Kurzgeschichten behandeln.

Bitte schicken Sie nicht direkt den Artikel, sondern zunächst nur einen Themenvorschlag und einen kurzen Link zu Ihrer Autorenhomepage oder Ihrem Blog, auf das ich natürlich gerne verlinke, wenn Ihr Artikel veröffentlicht wird.

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Bildnachweis

Portrait Marcus Johanus (C) Thore Wetzel
Portrait Stephan Waldscheidt (C) Stephan Waldscheidt
Portrait Axel Hollmann (C) Axel Hollmann
Portrait Martin Danesch (C) Martin Danesch
Portrait Senor Rolando (C) Senor Rolando
Screenshot Scrivener (C) Axel Hollmann
Screenshots Patchwork (C) Martin Danesch

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