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WritersWorkshop E-Zine

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Alte Helden - eine Nische oder der bessere Ansatz?

Gelernt, geliebt und virtuos gespielt - Die Magie der Drei

Grundsätze für glaubwürdige Romanwelten

Tolino Media: Neues Selfpublishing-Portal als Konkurrenz zu Amazon KDP

Scrivener-Tutorial: Benutzerdefinierte Metadaten

Kindle Spy - praktisches Tool für eBook-Autoren

Analysierendes Lesen für Autoren

Patchwork-Tutorial: Starten mit Clustering

Die SchreibDilettanten

    Folge 159: Schurken

    Folge 160: Leipziger Buchmesse mit Karina Reiß und Tanja Neise

    Folge 161: Leipziger Buchmesse 2015 Nachbetrachtungen

    Folge 162: F&A zum Schurken

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Editorial

Herzlich willkommen zur sechsundsechzigsten Ausgabe des WritersWorkshop E-Zines. Den Download-Link für die PDF-Version finden Sie unter diesem Artikel. Falls Sie das WritersWorkshop E-Zine gerne auf Ihrem Kindle oder Ihrem ePub-Reader lesen möchten, kann ich Ihnen das "Send to Kindle"-Plugin von Amazon (Chrome / Firefox) oder für ePub-eBooks das Firefox-Addon GrabMyBooks (http://www.grabmybooks.com) empfehlen.

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Alte Helden - eine Nische oder der bessere Ansatz?

Artikel von Richard Norden

Während man bei Kinder- und Jugendbüchern als Faustformel sagt, dass Ihr Protagonist so alt sein sollte wie die Obergrenze Ihrer Zielgruppe, sind Sie als Autor von "Erwachsenenliteratur" wesentlich freier in Ihrer Entscheidung.

Die meisten Schriftsteller entscheiden sich ganz traditionell für junge, attraktive Protagonisten. Je nach Genre kann das auch durchaus sinnvoll sein: Chicklit mit einer 60jährigen Protagonistin wäre zwar mal etwas ganz anderes, dürfte aber den größten Teil der Zielgruppe nicht ansprechen.

Doch andere Genres, egal ob Krimi, Thriller, Fantasy, Horror oder Science-Fiction, bieten durchaus auch Platz für ältere Helden. Und damit meine ich nicht nur betuliche ältere Damen wie Miss Marple oder Jessica Fletcher aus der Krimiserie "Mord ist ihr Hobby".

Alt bedeutet nicht zwangsläufig tatterig, langsam und nachlassende Leistungsfähigkeit. Was das Altern aus einem Menschen macht, hängt - abgesehen von eventuellen Krankheiten, die wir uns nicht durch unsere Ernährung oder unseren Lebensstil zugezogen haben - größtenteils von einem selbst ab - und zwar sowohl geistig als auch körperlich.

Graue Wölfe

In den USA wurde vor einigen Jahren ein Experiment durchgeführt, bei dem untrainierte Männer und Frauen von über 60 Jahren (die allerdings keine Krankheiten wie Krebs oder Herzprobleme hatten) unter professioneller Anleitung mit einem systematischen Krafttraining begannen. Innerhalb von 24 Monaten waren diese Rentner stärker, agiler und beweglicher als die meisten 20-30-jährigen.

Ein gutes Beispiel dafür, dass die Leistungsfähigkeit unseres Körpers im Alter nicht zwangsläufig rapide nachlässt, ist der mittlerweile über 70jährige Bodybuilder Sam "Sonny" Bryant Jr. (Bilder). Schauen Sie sich einfach mal diesen durchtrainierten, gestählten Körper an. Ist das die Vorstellung, die Sie vor Ihrem geistigen Auge haben, wenn Sie an einen 70jährigen Mann denken?

Beispiele wie das von Sonny Bryant zeigen uns, dass man durchaus einen alten, aber toughen Helden für seinen Roman erschaffen kann, ohne dadurch gleich unrealistisch zu werden. Natürlich setzt eine derartige Fitness einen gewissen Lebensstil voraus, den der Autor glaubwürdig durch die Persönlichkeit oder den (ggf. früheren) Beruf seines Protagonisten begründen sollte.

Ein ehemaliger Elite-Soldat, Agent oder Personenschützer wird im Ruhestand nicht seinen ganzen Lebensstil ändern und aus der Form geraten, nachdem hartes körperliches Training jahrzehntelang zu seinen festen täglichen Gewohnheiten gehörte. Er wird zwar graue Haare, Falten und vielleicht das eine oder andere altersbedingte Handicap wie beginnende Arthrose bekommen, aber er ist immer noch ein harter Hund, der den meisten jüngeren Kontrahenten deutlich überlegen ist.

Das liegt weniger an seiner Fitness (ein Punkt, in dem er mit einem jüngeren Rivalen bestenfalls gleichziehen kann) als vielmehr an seiner langjährigen Erfahrung. Jüngere Menschen sind oft leidenschaftlicher und ambitionierter. Sie sind ehrgeizig und haben Ziele, die sie erreichen wollen und Ideale, denen sie folgen. Ältere Protagonisten hingegen sind oft abgeklärter und gelassener, manchmal sogar desillusioniert bis hin zum Zynismus. Die Ziele, die sie in ihrer Jugend so leidenschaftlich verfolgt hatten, haben sie mittlerweile entweder längst erreicht oder aber als nicht lohnend verworfen. Sie stehen nicht mehr im Hamsterrad oder kraxeln hektisch auf der Karriereleiter, sondern betrachten das Treiben der Jüngeren mit einem gewissen Abstand vom Rand aus - wobei sie sich immer noch die Option offen halten, selbst noch einmal aktiv ins Geschehen einzugreifen.

Ältere Protagonisten sind erfahrener und routinierter und oft pragmatischer. Wie heißt es so schön: Mit zunehmendem Alter werden wir immer mehr zu dem, was wir eigentlich sind. Während ein junger Protagonist sich vielleicht noch auf eine falsche Fährte locken lässt, wird ein älterer, erfahrener Protagonist den Braten nicht nur riechen, sondern sich vielleicht sogar einen Spaß daraus machen, den Feind in seine eigene Falle tappen zu lassen.

Auch ihre Erinnerungen sind oft Gold wert. Sie erinnern sich an Ereignisse, die vor der Zeit ihrer jüngeren Konkurrenten lagen, aber immer noch für die aktuellen Geschehnisse von Bedeutung sind. Zudem sind sie oft weniger abhängig von moderner Technik. Sie verlassen sich nicht auf ihr Smartphone und darauf, dass sie immer und überall eine Internet-Verbindung haben.

Ihr Ass im Ärmel: Ältere Protagonisten werden leicht unterschätzt - ein Vorteil für Ihre Romanhandlung, den Sie ausspielen können. Wenn Sie früh genug ganz dezent andeuten, dass Ihr Protagonist früher ein harter Hund war, wird es der Leser nicht als unglaubwürdig empfinden, wenn der grauhaarige ältere Mann beispielsweise mit der Effizienz einer immer noch gut geölten Maschine ein paar aggressive Straßenschläger außer Gefecht setzt oder in die Flucht schlägt.

Hier fällt mir spontan der damals 67jährige, weißbärtige Vietnam-Veteran Thomas Bruso ein. Dieser wurde durch einen Vorfall bekannt, bei dem er in einem Bus mit einem wesentlich jüngeren Afro-Amerikaner in Streit geriet und schließlich von diesem tätlich angegriffen wurde. Bruso konterte den Angriff mit ein paar schnellen Schlägen, bis der Angreifer aufgab und um Gnade flehte. Der Vorfall, der von einem anderen Fahrgast mit dem Handy gefilmt und bei YouTube hochgeladen wurde, machte Bruso rasch als "Epic Beard Man" bekannt - und lieferte zugleich die Grundlage für die später von Danny Trejo gespielte Figur Frank Vega im Film "Bad Ass".

Unabhängigkeit und Risikobereitschaft

Ein weiterer Vorteil von älteren Protagonisten ist ihre Unabhängigkeit. Während jüngere Protagonisten Tag für Tag ihrem Brotjob nachgehen müssen und daher nicht mal eben einer mysteriösen Spur quer durch Europa folgen können, genießen ältere Protagonisten bereits ihre Rente oder Pension. Wenn sie während ihres Berufslebens etwas auf die hohe Kante gelegt haben, sind sie wesentlich bessere Kandidaten dafür, sich auf ein mysteriöses Abenteuer einzulassen und kurzentschlossen am Flughafen ein Ticket ins Unbekannte zu buchen.

Während jüngere Leute ihren Job riskieren würden, wenn sie auch nur ein paar Tage unentschuldigt der Arbeit fern bleiben, kann ein Rentner/Pensionär sich kurzentschlossen in den Wagen setzen und losfahren, ohne sich bei einem Arbeitgeber abmelden zu müssen.

Das macht es auch für den Autor einfacher. Je nach Handlung lässt sich die Dramatik nur schwer damit vereinen, dass der Protagonist jeden Morgen erst mal für 8-10 Stunden zur Arbeit fahren muss. Nicht umsonst wählen so viele Schriftsteller und Drehbuchautoren als Protagonisten gerne erfolgreiche Schriftsteller (eine beliebte Form der Wunscherfüllung im eigenen Manuskript... ;-)), da diese keiner festen Arbeit nachgehen müssen. Doch während erfolgreiche und wohlhabende Vollzeit-Schriftsteller, die sich zwischen dem Schreiben von Bestsellern in spannende Abenteuer stürzen, nicht gerade realistisch sind, finden sich unter den älteren Semestern wesentlich glaubwürdigere Kandidaten.

Auch in Hinsicht auf ihre Ziele sind die "Alten" anders als jüngere Menschen. Sie können es sich leisten, etwas für andere zu tun und ihnen zu helfen - und sie können eher alles auf eine Karte setzen und sogar Risiken eingehen, vor denen jüngere Menschen aus gutem Grund zurückscheuen würden.

Ein junger Mann mit Familie und kleinen Kindern wird sich allein schon aus Angst um seine Familie hüten, sich mit der Mafia anzulegen. Ein alter Mann, dessen Kinder weit weg wohnen und der selbst geschieden oder verwitwet ist, kann eher das Risiko eines persönlichen Kreuzzugs eingehen. Selbst wenn er es nicht überlebt oder sich womöglich am Ende wegen Selbstjustiz vor Gericht verantworten muss, riskiert er nur noch ein paar Jahre und nicht mehr den größten Teil seines Lebens, wie dies bei einem jüngeren Protagonisten der Fall wäre.

Schwimmen Sie gegen den Strom...

Ein weiterer Vorteil für Sie als AutorIn ist, dass Sie sich mit einem älteren Protagonisten von der Masse absetzen. Nicht nur ältere Leser freuen sich, wenn sie mal nicht den üblichen jungen Schönling vorgesetzt bekommen, sondern einen smarten Helden in ihrem Alter. Auch jüngere Leser sind gerne bereit, sich auf die Abenteuer eines älteren Protagonisten einzulassen, der nicht den üblichen Klischees entspricht. Denken Sie nur an den Überraschungserfolg von "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand".

Sie brauchen sich auch keine Gedanken zu machen, dass Sie durch die Entscheidung für einen älteren Protagonisten die Anzahl möglicher Fortsetzungen Ihres Romans begrenzen. Es gibt genug Romanserien, in denen die Protagonisten scheinbar niemals altern, sondern in jedem Band dasselbe, meist nur recht vage angegeben Alter zu haben scheinen.

Ganz abgesehen davon hängt die Anzahl der Geschichten, die Sie rund um ein und denselben Protagonisten erzählen können, in erster Linie von der Figur selbst und ihrer Rolle ab. Ein Durchschnittsmensch, egal ob jung oder alt, wird vermutlich im Laufe seines Lebens höchstens ein großes, romanwürdiges Abenteuer erleben. Solange dieses Abenteuer ihn nicht so verändert, dass er nun aktiv neue Abenteuer sucht, wird jede neue Fortsetzung unrealistischer.

Hat Ihr Protagonist hingegen ohnehin das Zeug zum Serienhelden, kann er ruhig etwas älter sein. Denken Sie nur an die 80er-Jahre-Serie "Der Equalizer: Der Schutzengel von New York", die erst kürzlich als Vorlage für den Equalizer-Film mit Denzel Washington diente: Insgesamt gibt es 88 Abenteuer rund um den Ex-CIA-Agenten und seinen Kampf gegen das Verbrechen und für die Gerechtigkeit. Potential hängt eben nicht in erster Linie vom Alter ab... ;-)


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Gelernt, geliebt und virtuos gespielt - Die Magie der Drei

Artikel von Stephan Waldscheidt

Sprache besitzt Kraft. Sprache übermittelt Gefühle. Sprache ist voller Magie. Doch wenn Ihre Sprache die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf sich zieht, wenn sie sie begeistert, haben Sie als Literat vielleicht gepunktet.

Als Erzähler haben sie etwas falsch gemacht.

Stellen Sie sich einen Pianisten vor. Er spielt ein Lied und singt dazu. Das Publikum ist hingerissen von der Musik und achtet nicht darauf, wie virtuos der Pianist spielt, wie wunderschön voll seine Stimme klingt. Wenn es das doch tut, wird der Song bei iTunes wohl seltener heruntergeladen als der eines an seinem Instrument weniger versierten Künstlers, der seine Zuhörer im Bann halten kann.

Das ist Ihr Ziel als Erzähler: Die Leser in einen Zustand hineinzuversetzen, der sie alles außer Ihrer Geschichte vergessen lässt.

Heißt das, Sie sollten Ihre Sprache Sprache sein lassen und sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren?

Absolut nicht. Ein guter Erzähler ist auch ein Sprachvirtuose. Man merkt es ihm bloß nicht an – genauer gesagt: nur andere Spracharbeiter merken das, das Publikum gleitet in den Storyflow und genießt. Für den Erzähler ist die Sprache mehr wie der Subtext im Dialog. Er setzt sie virtuos ein, ohne damit zu prahlen.

Wie in der Musik gibt es auch in der Sprache magische Formeln. In der Musik sind das die Akkorde, zumeist Dreiklänge – und Dreiklänge sind auch in der Sprache ein starkes Ausdrucksmittel.

Da die Schriftsprache linear verläuft, klingen die Wörter oder Sätze nicht zusammen. Aber auch hintereinander schaffen Sie Musik und, wenn Sie alles richtig machen und ein wenig Glück Ihnen beiseitesteht, sogar Magie.

Hier ein Ausschnitt aus »The Wise Man’s Fear« von Patrick Rothfuss (Gollancz 2011 / eigene Übersetzung / »Die Furcht des Weisen«, Klett-Cotta 2011, 2012).

Jede Frau ist wie ein Instrument, das darauf wartet, gelernt, geliebt und virtuos gespielt zu werden, um endlich ihre eigene, ihre wahre Musik zu erfahren.

Manche mögen sich daran stoßen, wie ich die Dinge betrachte, und nicht verstehen, wie ein fahrender Musikant seine Musik sieht. Sie mögen glauben, ich würdige Frauen herab. Sie mögen mich für abgestumpft halten, für rüpelhaft, für geschmacklos.

Aber diese Menschen verstehen weder die Musik noch die Liebe noch mich.

Drei Dreiklänge flicht der Autor in diese Betrachtung ein:

Gelernt, geliebt und virtuos gespielt.

Für abgestumpft, für rüpelhaft, für geschmacklos.

Weder die Musik noch die Liebe noch mich.

Rothfuss schreibt über Musik, indem er musikalisch schreibt. Das fügt sich zu einer Einheit, bleibt aber für die meisten Leser unsichtbar – doch keineswegs unfühlbar.

Die Dreiklänge sprechen zum Leser, als hätte er sie auf der Gitarre gehört oder, um in Rothfuss‘ Roman zu bleiben, auf der Laute.

Und nun ans Werk, schöpfen Sie, schreiben Sie, verzaubern Sie.

 

Stephan WaldscheidtStephan Waldscheidt. Geboren und aufgewachsen im Saarland. Nach Studium und Arbeit im Marketing freier Schriftsteller. Leibt und lebt in und um Karlsruhe.

Als Paul Mesa schreibt und veröffentlicht er Romane, zuletzt »Insein für Outsider«. Als Stephan Waldscheidt gibt er in seinem Blog schriftzeit.de mehrmals wöchentlich Tipps zum Schreiben von Romanen. Das Schriftzeit-Archiv umfasst inzwischen über 600 Artikel. Daneben berät er Romanschriftsteller und publiziert eine erfolgreiche Reihe von Schreibratgebern, in der bislang zwölf Titel erschienen sind, zuletzt das umfassende Standardwerk »KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher« und der Sammelband "Schreiben hoch 3" mit drei Schreibratgebern zum Preis von zwei. Hier können Sie den schriftzeit-Newsletter für Autoren abonnieren: http://schriftzeit.de/archiv-romane-schreiben, die perfekte Ergänzung zu Richard Nordens E-Zine. Die Leser verzaubern, darum geht es dort wie hier.


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Grundsätze für glaubwürdige Romanwelten

Artikel von Michael Waning

Ist Ihnen ihr Roman- oder Geschichtensetting so wichtig wie Ihre Charaktere? Die Chancen stehen gut, dass Sie diese Frage bejahen, wenn Sie sich im Fantasy- oder Science-Fiction-Genre bewegen. Guter Weltenbau kann entscheidend dazu beitragen, dass Ihre Leser sich willig in Ihre Welt entführen lassen – vorausgesetzt, Sie halten sich an drei essentielle Grundsätze.

Streng genommen kreiert jeder Autor eine eigene Welt, sobald er fiktive Personen und Orte erfindet, selbst wenn der Ort die Wohnung eines Protagonisten in New York ist. In unserer Welt gibt es diese Personen und Orte nicht, es handelt sich also um eine Art Paralleluniversum. Praktikabel ist diese Definition kaum, denn in diesen Fällen geht es meist um symbolische Verkörperungen realer Vorbilder. Wenn fiktive Welten neben Handlung und Charakteren eine echte Sogwirkung auf den Leser haben sollen, dann sprechen wir von Welten, die sich in vielen Punkten erheblich von unserer Realität unterscheiden.

Ein eigener, funktionsfähiger Planet mit völlig anderer Flora und Fauna wäre ein extremes Beispiel. Doch auch das Szenario „New York mit Magiern“ darf schon als eigene Welt gelten. Wenn sich der Autor gut bei der Gestaltung dieser Welten als Setting anstellt, schafft er zusätzliche Anreize, seine Geschichten zu lesen: Wir lieben es, in überzeugend gestaltete, imaginäre Welten abzutauchen, weil sie unseren Forscherdrang kitzeln. Der Medienwissenschaftler Henry Jenkins nannte diesen Drang einmal gar „enzyklopädisch“. Das erscheint angesichts tausender Fan-Wikis, die jeden Schnipsel von Roman-, Serien-, Film- und Spielewelten katalogisieren, sehr treffend.

Das Stichwort hier ist allerdings „überzeugend“: Eine schlampig konstruierte Welt kann die ganze Geschichte verderben und selbst der beste Protagonist wird Probleme haben, von den Schwächen des Settings abzulenken. Glücklicherweise lassen sich klare Maßstäbe anlegen. Der Medienwissenschaftler Mark J. P. Wolf hat verschiedene theoretische Ansätze zu dieser Problematik analysiert und kommt zu dem Schluss, dass es drei grundsätzliche Kriterien für erfolgreichen Weltenbau gibt: Erfindungsreichtum, Vollständigkeit und Konsistenz.

1. Erfindungsreichtum

Um die grundsätzliche Bedeutung von Erfindungsreichtum im Weltenbau zu verstehen, muss man sich bewusst sein, dass keine fiktive Welt bei null anfängt. Im Gegenteil: Am Anfang steht immer die Annahme, dass alle Rahmenbedingungen mit unserer Welt übereinstimmen. Das betrifft Naturgesetze, Geographie, Biologie, Sprache, Namen, Kultur, Gesellschaft. Solange nicht explizit Abweichungen davon beschrieben oder dargestellt werden, geht der Leser davon aus, dass alles unserer Erde (oder vielmehr „seiner“ Erde) entspricht. Natürlich ist das auch nützlich für den Weltenbauer: Wer eine Parallelgesellschaft von Zauberern in Großbritannien entwirft, muss nicht erst erklären, was die Stadt London ausmacht. Für die Welt von „Harry Potter“ hat es Joanne K. Rowling gereicht, die Besonderheiten der magischen Welt zu beschreiben. Britische Kultur, Geschichte und Geographie ließ sie weitgehend unangetastet und konnte sie sogar voraussetzen.

Selbst wer sich von der Erde entfernt, bleibt innerhalb ihres Referenzrahmens. So werden neue Länder, Kontinente, Planeten oder Galaxien gestaltet und anschließend mit bekannten oder fremdartigen Bewohnern bevölkert, denen kulturelle Eigenheiten verliehen werden. Aber auch diese Neuschöpfungen orientieren sich in der Regel an bekannten Kategorien. Beispielsweise wird Aragorn zum König von Gondor gekrönt, doch dafür musste Tolkien nicht vorher die Funktionsweise eines Königreichs einführen. „Star Trek“ nimmt uns mit auf fremde Welten, doch die Crews der Sternenflotte können dort umherlaufen, ohne das Prinzip der Schwerkraft ausführlich erläutern zu müssen.

Neben unserer eigenen Realität gibt es in vielen Genres gibt noch einen zweiten Referenzrahmen: Die Erfindungen anderer Weltenschöpfer, die sich als allgemeine Konventionen etabliert haben und bei vielen Lesern vorausgesetzt werden können. Drachen, Orks, Raumschiffe, Kraftfelder, Wurmlöcher, Elfen, Gestaltwandler und denkende Roboter benötigen kaum noch Erklärungen oder eine Rechtfertigung beim Einsatz in bestimmten Welten. Hier ist das Publikum schon lange mit an Bord.

Faszinierend macht eine Welt aber natürlich nicht das Beibehalten von Bekanntem, sondern die Einführung neuer Elemente. Für Autoren ist das ein Balanceakt: Was für Leser zugänglich, interessant und plausibel ist, hängt von deren Vorwissen ab. Entfernt sich eine Welt zu weit von den Prämissen unserer Realität oder steht in Widerspruch zum Vorwissen des Publikums, gelingt die Illusion nicht.

Dementsprechend selten experimentieren Weltenschöpfer zum Beispiel mit den Gesetzen von Raum und Zeit, wie wir sie kennen. Edwin Abbots Roman „Flatland“ etwa spielt in einer Welt, die aus nur zwei Dimensionen besteht. Während dieses Szenario für viele wohl nur problematisch ist, weil es mit unserer Realität wenig gemein hat, sind andere Prämissen schlicht nicht mehr vermittelbar: Ein neues Land in Europa oder Nordamerika lässt sich nicht mehr ohne Weiteres für die Gegenwart erfinden, denn ein westlich geprägtes Publikum ist mit diesen Erdteilen viel zu vertraut und würde die Idee wohl ablehnen – es sei denn, man liefert eine gute Erklärung, warum das Land bis heute unentdeckt blieb.

Doch auch etablierte Genrekonventionen können eine Gefahr für die Faszinationskraft der Welt sein: Wer keine neuen Aspekte hinzufügt, bedient lediglich Klischees und langweilt seine Leser, anstatt sie zu unterhalten. Die wesentlichen Merkmale von Mittelerde zu kopieren und dann auf eine andere Geographie zu übertragen, dürfte viele Fantasy-Fans inzwischen langweilen.

2. Vollständigkeit

Keine fiktive Welt kann jemals in einer Art und Weise vollständig sein, die der Erde und unserer Realität gleicht. Gemeint ist vielmehr der Grad an Detailtiefe, der für die gezeigten Teile einer Welt erreicht wird. Das können zum Beispiel die Handlungsorte und Hintergründe der vorkommenden Charaktere sein. Für die Leser geht es um eine gelungene Illusion, also geht es hier nur um die Illusion von Vollständigkeit: Je mehr „unnötige“ Details vorhanden sind, die nicht für das Vorantreiben des Plots notwendig sind, desto glaubwürdiger wird Welt als ein funktionierendes Ganzes. Das steht natürlich im Gegensatz zu den Bemühungen, eine Geschichte schlank zu erzählen und sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Jeder muss hier seine eigene Balance finden.

Tolkien war sich der Notwendigkeit von ausreichend Hintergrund und Geschichte einer Welt sehr bewusst:

„Ein Teil des Reizes des H. R. [Herr der Ringe] ist, glaube ich, das Erhaschen eines Blicks auf eine weitreichendere Geschichte im Hintergrund: Wie der Reiz einer noch nicht erkundeten Insel, die man in der Ferne erkennt, oder von den Türmen einer entfernten Stadt, die von der Sonne angestrahlt im Morgennebel aufleuchten. Dort hinzugehen würde bedeuten, diese Magie zu zerstören, es sei denn, es ergeben sich wieder neue Aussichten.“

3. Konsistenz

Ob eine Welt in den Augen des Lesers am Ende „funktioniert“, hängt von der Konsistenz ihres Gesamtgefüges ab. Es können immer neue Elemente erfunden, immer neue Details hinzugefügt werden. Doch wenn das zu Widersprüchen und logischen Fehlern führt, läuft die Seifenblase der perfekten Illusion Gefahr, zu platzen. Fehlt ausreichende Konsistenz, wirkt die Welt willkürlich.

Je größer eine Welt wird, desto schwieriger ist es natürlich, sie frei von Widersprüchen zu halten. Das wissen auch die ganz Großen im Weltenbau: Tolkien musste nach Fertigstellung des „Herr der Ringe“ Änderungen am „Hobbit“ vornehmen, weil dem Einen Ring im „Hobbit“ Eigenschaften fehlten, die im „Herr der Ringe“ beschrieben worden waren. Für „Star Wars“ wurde erst in den späten Neunzigern eine Datenbank mit allen Charakteren, Orten, Waffen, Fahrzeugen, Ereignissen und Beziehungen angelegt. Zwei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung der ersten Filme sorgten die dabei offensichtlich werdenden Widersprüche für reichlich Kopfschmerzen und viel Erklärungsarbeit.

Allerdings ist es auch nicht zwingend erforderlich, dass eine Welt zu einhundert Prozent widerspruchsfrei ist. Ob ein Leser auf Inkonsistenzen aufmerksam wird, liegt vor allem an seiner Informationslage. Wenn er für die Widersprüche einer Welt verschiedene Quellen überblicken muss, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass er sie entdeckt. Wer zum Beispiel nur den „Hobbit“ oder nur den „Herr der Ringe“ gelesen hatte, wäre wohl auf die Problematik mit dem Einen Ring nicht aufmerksam geworden. Auch sind nicht alle Widersprüche gleich prominent. Logikfehler, die während der Handlung eines Werks auftreten, werden schneller auffallen, als Widersprüche in der Konstruktion des feudalen Systems eines Staats oder bei der Nahrungsmittelversorgung eines Wüstenplaneten, die nur Nebenschauplätze sind. Je zentraler ein Element, desto widerspruchsfreier muss es in die Welt eingebettet sein.

Die gute Nachricht

Frank Herbert musste für das komplexe Setting von „Dune“ noch jahrelang nach einem Verlag suchen. Heute quellen die Fantasy- und Science-Fiction-Regale in Buchhandlungen über. Nie war die Zeit günstiger, Leser in fantastische Welten zu locken und sie dort festzuhalten. Vielleicht ist Ihre Welt die Basis für die nächste große Romanserie? Schöpfen Sie aus den Vollen und schaffen Sie eine Plotkulisse, die fasziniert. Ihre Charaktere können von der Strahlkraft einer gut konstruierten Welt nur profitieren.

   

Michael WaningMichael Waning ist seit seiner Kindheit fasziniert von fiktiven Welten. Über Pen-&-Paper-Rollenspiele ist er schließlich selbst in die „Schöpferrolle“ geraten.

Bei der Konstruktion eigener Universen für Kurzgeschichten und Spielrunden entdeckte er, dass das Thema Weltenbau im deutschsprachigen Raum stiefmütterlich behandelt wird – dabei lohnt es sich für jeden Autoren, sich näher damit zu befassen.

Auf Weltenbau-Wissen.de sammelt er Wissenswertes zum Thema, rezensiert relevante Literatur und beleuchtet in ausführlichen Hintergrundartikeln die theoretischen Grundlagen.

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Tolino Media: Neues Selfpublishing-Portal als Konkurrenz zu Amazon KDP

Artikel von Richard Norden

Seit dem Deutschland-Start seines KDP-Programms (Kindle Desktop Publishing) vor vier Jahren dominiert Amazon die deutsche Selfpublishing-Landschaft. Amazons breite Palette unterschiedlicher eReader-Modelle vom einfachen Kindle Touch über den Kindle Paperwhite und die Kindle-Fire-Tablets bis zum neuen Kindle Voyage haben in der Summe den größten Marktanteil in Deutschland, was logischerweise dazu führt, dass Amazon auch in Sachen eBook-Verkäufe die Nase vorne hat.

Doch bereits seit 2013 arbeitet die deutsche Tolino-Allianz daran, zur starken Konkurrenz für Amazon zu werden. Ihre eReader wie der Tolino Shine, der Tolino Vision und die Tolino-Tablets erreichen in Testberichten ähnlich gute Noten wie Amazons vergleichbare Kindle-Geräte und bauen gerade durch die Vertriebsanbindung der Geräte an den stationären Buchhandel ihren Marktanteil in Deutschland stetig aus, so dass sich mittlerweile 90% des deutschen eBook-Markts zu ungefähr gleichen Teilen zwischen Amazon und der Tolino-Allianz aufteilen (Link zum Artikel).

Doch während Amazon es über sein KDP-Programm selbstverlegenden Autoren leicht macht, ihre Bücher über Amazon für den Kindle zu veröffentlichen, konnten Autoren die Buchshops der Tolino-Allianz bisher nur über zwischengeschaltete Distributoren wie Neobooks oder Bookrix beliefern. Doch das soll sich nun ändern.

Wie Matthias Matting in einem Artikel in der Selfpublisher-Bibel berichtet, startet die Tolino-Allianz Ende April ihr eigenes Selfpublishing-Portal: Tolino Media.

Bereits jetzt ist es für interessierte Autoren möglich, sich unter http://www.tolino-media.de in die Autorendatenbank eintragen zu lassen und so direkt vom Start an dabei zu sein. Und was bisher schon über das neue Portal durchgesickert ist, wirkt äußerst interessant...

Ebenso wie bei Amazons KDP-Programm soll auch bei Tolino Media die Veröffentlichung für Autoren kostenlos sein. Auch die benötigte ISBN wird kostenlos gestellt und Tolino Media kümmert sich sogar für die Autoren um die Lieferung der Pflichtexemplare an die Deutsche Nationalbibliothek. So weit, so vorbildlich.

Es gibt keinerlei Verpflichtungen zur Exklusivität, so dass sich eine Veröffentlichung über Tolino Media problemlos mit einer parallelen Veröffentlichung über Amazon KDP kombinieren lässt. Damit wird Tolino Media zunächst einmal all jene Autoren anlocken, die sich nicht über KDP Select exklusiv an Amazon gebunden haben. Und selbst bisherige KDP-Select-Autoren werden es sich zweimal überlegen, ob sie weiterhin in KDP Select bleiben und sich so den stetig wachsenden Tolino-Markt entgehen lassen. Und je mehr Autoren KDP Select verlassen, desto schwerer dürfte auch der Stand von Amazons Lese-Flatrate "Kindle Unlimited" werden, in der ja größtenteils Bücher von KDP-Select-Autoren enthalten sind.

Auch in Sachen Transparenz zieht Tolino Media mit Amazon gleich: Autoren müssen sich nicht langfristig binden, sondern die Verträge sind jederzeit kündbar, zudem soll es für die Autoren tagesaktuelle Verkaufszahlen geben - ein klarer Vorteil gegenüber der Veröffentlichung über Distributoren. Denn so ist es für Autoren möglich, den Erfolg von Marketing-Aktionen tagesgenau an ihren Verkaufszahlen abzulesen.

Auch bei den Tantiemen zieht Tolino Media mit Amazon gleich und bietet Autoren stolze 70% des Netto-Verkaufspreises (also abzüglich Mehrwertsteuer) als Tantiemen - allerdings, und das ist der kleine Haken, zunächst einmal nur während der Einführungsphase bis Ende Januar 2016.

Die Logik hinter diesem Angebot ist klar: Hier geht es darum, sich zunächst einmal als bessere Alternative zu zwischengeschalteten Distributoren wie Neobooks, Bookrix, Xinxii etc. zu positionieren. Während diese in der Regel 70% dessen ausbezahlen, was sie von den Händlern erhalten (also 70% von 70%, was unterm Strich lediglich 49% des Netto-VK entspricht), können Autoren bei einer Direktveröffentlichung über Tolino Media zumindest anfangs wie bei Amazon volle 70% Tantiemen erhalten.

Natürlich bleibt zunächst noch die Frage offen, wie es ab Februar 2016 aussehen wird. Ich würde vermuten, dass Tolino Media nach Ablauf der Einführungsphase zwar von den 70% abrücken wird, aber immer noch deutlich über den 49% bleiben wird, die Autoren über die meisten Distributoren erhalten. Ich halte 60% (ähnlich wie die Tantiemen des italienischen Distributors Narcissus) für eine realistische Prognose.

Bis zum Start von Tolino Media Ende April dürfte es bei den Distributoren noch die eine oder andere Strategiesitzung geben, - denn ihre Situation dürfte sich durch den Start von Tolino Media deutlich verschlechtern. Da Amazon und die Tolino Allianz gemeinsam rund 90% des deutschen eBook-Markts abdecken, werden viele Autoren die restlichen 10% des Markts ignorieren und stattdessen lieber höhere Tantiemen für die 90% des eBook-Markts kassieren, die sie selbst über Amazon KDP und Tolino Media beliefern können.

Um weiterhin interessant zu bleiben, müssen sich die Distributoren also überlegen, wie sie sich zukünftig positionieren wollen. Sie könnten ihren Anteil (und damit ihren Gewinn) reduzieren, um Autoren höhere Tantiemen auszahlen zu können - doch damit dürften sie frühestens ab Februar 2016 punkten können... und auch das nur, falls Tolino Media die Tantiemen für Selfpublisher nach der Einführungsphase deutlich senkt.

Die andere Alternative für die Distributoren besteht darin, noch mehr als bisher zum Dienstleister für die Autoren zu werden und sie entweder kostenlos oder zu äußerst günstigen Preisen beim Veröffentlichungsprozess und der effektiven Vermarktung ihrer Bücher zu unterstützen.

Es ist eine erfreuliche Tatsache, dass mit dem Start Tolino Media die Position der selbstveröffentlichenden Autoren noch einmal deutlich gestärkt wird. Mussten Autoren in der "alten Verlags-Welt" noch um die Gunst der Verlage buhlen, liegen heute die Anbieter im Wettstreit um die Gunst der Autoren. Wer bietet die höchsten Tantiemen, den besten Service und den größten Marktanteil? Konkurrenz belebt das Geschäft - und stärkt die Position der selbstverlegenden Autoren.

 

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Scrivener: Benutzerdefinierte Metadaten

Artikel von Axel Hollmann

Ich hatte bereits darauf hingewiesen, dass Scrivener ein Programm mit einer riesigen Zahl von Funktionen ist, die man sich erst nach und nach erschließt. Mir geht es da nicht anders und deshalb geht es in diesem Beitrag um eine Funktion, über die ich auch erst vor Kurzem „gestolpert“ bin: benutzerdefinierte Metadaten.

Was sind „benutzerdefinierte Metadaten“?

Ganz einfach: Es handelt sich um Datenfelder, die der Benutzer der Schreibsoftware selbst anlegen und dann für jeden Text oder Ordner ausfüllen kann. Zum Beispiel, ein benutzerdefiniertes Metadatenfeld, dem man den Namen „Datum“ gibt, sodass man dann für jeden Text im Stufendiagramm oder Manuskript angeben kann, wann dieser spielt.

Screenshot Scrivener

Das Anlegen solcher Felder geschieht ganz einfach.

Entweder „Ansicht -> Prüfen -> Benutzerdefinierte Metadaten“ im Menu aufrufen oder den Button (1) drücken (wie immer, ein Sternchen * neben dem Button bedeutet, dass bereits benutzerdefinierte Metadaten vergeben wurden) und schon erscheint im Prüfer die Ansicht (2). In der Ansicht den Button für Einstellungen (der mit dem Zahnradsymbol) aufrufen und „Einstellungen für benutzerdefinierte Metadaten“ wählen. Dann öffnet sich die Ansicht (4). Mit den Buttons + oder kann man nun neue Metadatenfelder anlegen oder löschen. Diese erscheinen dann im Prüfer. Soweit alles klar? Wenn nicht, einfach mal Schritt für Schritt ausprobieren, so schwierig ist das nicht.

Beim Anlegen hat man nun zwei Optionen:

Text umfassen“ bedeutet, dass in der Gliederungsansicht der gesamte Inhalt des Metadatenfeldes angezeigt wird, auch wenn dieser mehrere Zeilen lang ist (denn: in der Gliederungsansicht kann man einstellen, dass Metadatenfelder und ihr Inhalt angezeigt werden. Wenn das nicht nützlich ist? Hat man ein Stufendiagramm erstellt und sieht man auf einem Blick in der Liste, wann jede Szene spielt). Und das ist auch schon ein Vorteil, den benutzerdefinierte Metadatenfelder im Gegensatz zu Stichwörtern bietet. Auch die Eingabe längerer Texte ist möglich.

Und was bedeutet „Farbiger Text“?

Nun, ganz einfach. Der Text wird der besseren Übersicht wegen farbig dargestellt. Und die Farbe kann man natürlich selbst wählen.

Das war’s. So einfach ist der Umgang mit benutzerdefinierten Metadaten. Okay, aber wozu das ganze? Warum nicht mit Stichwörtern arbeiten?

Nun, den Vorteil, den die Darstellung in der Gliederungsansicht bei benutzerdefinierten Metadatenfeldern bietet, hatte ich schon erwähnt. Der eigentlich Pluspunkt ist aber, dass man in jedem Text oder Ordner andere Daten in die Metadatenfelder eintragen kann. Wie zum Beispiel bei dem Datumsfeld. Ich muss nicht für jeden Text ein eigenes Stichwort anlegen („1. Mai, 12.00 Uhr“; „1. Mai, 12.10 Uhr“ …) sondern lege einmal das Feld „Datum“ an und trage dann in jedem Text oder Ordner ein anderes Datum ein.

Das spart Zeit. Zeit, die man besser fürs Schreiben verwendet.

Axel HollmannAxel Hollmann wurde 1968 in Berlin geboren. In der Jugend steckte er seine Nase in jeden Science-Fiction- und Fantasyroman, dessen er habhaft werden konnte, so dass sich in seinen Regalen Comics und Rollenspielbücher stapelten. Nach dem Abitur studierte Axel Hollmann Betriebswirtschaftslehre, bis das Studium (unter anderem) seiner neuentdeckten Leidenschaft für Stephen Kings Thriller zum Opfer fiel. Er begann mit einem kaufmännischen Beruf und rechtzeitig vor seinem 30ten Geburtstag gelang es ihm, sein lebenslanges Hobby zum Beruf zu machen: er wurde Mitinhaber eines Buch- und Rollenspielladens.

Irgendwann beschloss Axel Hollman, selbst Thriller und Krimis zu schreiben, anstatt immer nur die Bücher anderer Autoren zu verkaufen. Mit "Asphalt" und "Schlaglicht" sind bereits zwei seiner Triller rund um die toughe Reporterin Julia Wagner beim Ullstein-Label Midnight erschienen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Berlin, wo er neben dem Schreiben zusammen mit Marcus Johanus den wöchentlichen Podcast "Die SchreibDilettanten" veröffentlicht.

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KindleSpy - praktisches Tool für eBook-Autoren

Artikel von Richard Norden

Während ich sonst in der Software-Ecke eher Programme vorstelle, die Autoren direkt beim Schreiben, Überarbeiten oder Veröffentlichen von Büchern unterstützen, möchte ich heute zur Abwechslung mal ein etwas anderes Werkzeug vorstellen - den KindleSpy, ein Marktanalyse-Werkzeug für Kindle-Autoren.

KindleSpy ist in erster Linie für Autoren interessant, die Bücher in ganz unterschiedlichen Genres oder Sparten schreiben und stets auf der Suche nach lukrativen Marktnischen sind - aber auch für Autoren, die sich einfach mal einen etwas tiefer gehenden Überblick über den Amazon-eBook-Markt verschaffen wollen.

Hard- und Software-Anforderungen

Bei KindleSpy handelt es sich nicht um ein eigenständiges Desktop-Programm, sondern um eine Erweiterung für den Chrome-Browser. Wer KindleSpy nutzen möchte, muss also Chrome zuminest als zusätzlichen Browser auf seinem Rechner installieren. Aber es hindert einen ja niemand daran, für das normale Surfen weiterhin Firefox oder einen anderen Browser zu verwenden und Chrome lediglich für die Amazon-Recherche mit dem KindleSpy zu nutzen.

Die nahtlose Integration von KindleSpy in den Chrome-Browser hat den großen Vorteil, dass der KindleSpy nicht nur unter Windows läuft, sondern auch unter Mac OS-X und sogar auf Chromebooks. Sobald man das Plugin erst einmal in Chrome installiert hat, steht es einem auf allen Rechnern, auf denen man sich in Chrome mit seinem Google-Account anmeldet, zur Verfügung.

Was kann der KindleSpy?

Grundsätzlich kann der KindleSpy nichts, was man nicht auch mit manueller Kleinarbeit auslesen und auswerten könnte, aber er spart einem dabei jede Menge Zeit - und Zeit ist für Autoren eine knappe und wertvolle Ressource.

Anders gesagt: mit dem KindleSpy kann man in 15 Minuten mehr interessante Fakten und Details herausfinden, als in 2-3 Stunden mit Papier, Stift, Excel und Taschenrechner. Die zur Zeit 37 USD (also knapp 35 Euro) für KindleSpy haben sich also in kürzester Zeit amortisiert, wenn man öfter mal nach der optimalen Kategorie oder den perfekten Suchbegriffen für ein neues Buchprojekt sucht.

Aber schauen wir uns einfach mal ein paar Dinge an, die der KindleSpy kann...

Analyse der Kindle-Bestsellerlisten

Eine der Hauptfunktionen von KindleSpy ist das Analysieren der Beststellerlisten für bestimmte Kategorien. Der KindleSpy listet nicht nur die Top 20-100 der gewählten Kategorie mit Anzahl der Seiten, Preis, Anzahl der Rezensionen und aktuellem Verkaufsrang auf, sondern schätzt auch, wie viele Bücher dieser Bestseller verkauft werden und wie viel Umsatz der Autor mit einem Buch aus dieser Bestsellerliste machen könnte.

Screenshot KindleSpy

Die Betonung liegt dabei allerdings ganz klar auf "schätzt" - und zwar mit einem sehr dicken Daumen. KindleSpy wurde ursprünglich für den amerikanischen Markt (also Amazon.com) entwickelt und erst nachträglich so angepasst, dass auch die Kindle-Charts der englischen Seite (Amazon.co.uk) und von Amazon.de analysiert werden können.

Die Schätzungen von KindleSpy basieren auf dem Verkaufsrang der Bücher und einer hinterlegten Formel / Tabelle, wie vielen verkauften Büchern ein Buch mit diesem Verkaufsrang entsprechen dürfte. Das hat natürlich ein bisschen was vom Kaffeesatz-Lesen, da Verkaufsrang und verkaufte Bücher nicht unbedingt in einem festen Verhältnis zueinander stehen. So kann man im Sommer schon mit wesentlich weniger verkauften Exemplaren in den Top-100 landen als beispielsweise in der umsatzstarken Vorweihnachtszeit. Wie weit das Programm solche saisonalen Schwankungen berücksichtigt, ist mir nicht bekannt.

Dieselbe Einschränkung gilt für die unterschiedlichen Märkte: Ein Buch auf Platz 80 der amerikanischen Amazon.com-Kindle-Charts verkauft sich pro Tag natürlich allein durch den viel größeren Markt wesentlich öfter als ein Buch auf dem gleichen Platz der deutschen Amazon.de-Kindle-Charts. Wie exakt die Umrechnungstabellen (Platzierung ➜ verkaufte Exemplare) in KindleSpy für den deutschen Markt kalkuliert wurden, kann man nicht mit Sicherheit sagen.

Wer also glaubt, via KindleSpy exakte Umsatz-Prognosen ablesen zu können, sollte seine Erwartungshaltung etwas reduzieren. Doch das ist auch gar nicht der wichtigste Punkt.

Wo KindleSpy punkten kann, ist der Vergleich von Kategorien. Wenn Sie also mehrere Kategorien für Ihr nächstes Buchprojekt in der engeren Wahl haben, hilft KindleSpy Ihnen dabei, die bessere (= potentiell lukrativere) Kategorie auszuwählen. Und die Ergebnisse sind teilweise recht überraschend.

Analyse von Suchbegriffen

Sehr interessant ist auch die Analyse von Suchbegriffen. Mit dieser Funktion können Sie nicht nur sehen, wie viel Konkurrenz Sie für bestimmte Suchbegriffen haben, sondern erhalten auch eine Einschätzung, wie gut sich die erfolgreichsten Bücher mit diesen Suchbegriffen bei Amazon verkaufen.

Screenshot KindleSpy

Diese Funktion ist für Romanautoren ebenso interessant wie für Sachbuchautoren. Mit ein wenig Geduld und Experimentierfreude kann man so eine optimale Kombination aus Schlagworten für das eigene Buch finden, mit denen man einerseits nicht zu viel Konkurrenz hat, aber trotzdem zusammen mit anderen, bereits erfolgreichen Büchern gelistet wird.

Weitere Funktionen

Doch der KindleSpy kann sogar noch mehr. So können Sie beispielsweise auch die Bücher eines bestimmten Autors analysieren oder die Entwicklung bestimmter Titel über einen längeren Zeitraum beobachten.

Interessant ist auch die Schlagwortwolken-Funktion, die die am häufigsten vorkommenden Wörter in den Suchergebnissen darstellt. Auch hier erkennt man allerdings, dass das Programm nicht speziell für den deutschen Markt entwickelt wurde - denn sonst würden Artikel wie der, die oder das bei der Analyse ausgefiltert werden.

Screenshot KindleSpy

Alle Ergebnisse lassen sich im CSV-Format (Comma separated value) exportieren und so z.B. in Excel komfortabel weiter verarbeiten.

Wo bekommt man den KindleSpy?

Die offizielle Verkaufsseite von KindleSpy finden Sie unter http://www.kdspy.com. Das Programm ist zur Zeit noch für 37 USD erhältlich, umgerechnet also knapp 35 Euro.

Der Preis wird sich zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt (sobald die ersten 2.000 Exemplare verkauft sind) auf 67 USD erhöhen. Wer sich also für das Tool interessiert, sollte lieber zeitnah zuschlagen, als zu lange zu zögern und dann mit Pech fast doppelt so viel für das Programm ausgeben zu müssen.

Fazit: Auch wenn der KindleSpy beileibe kein Muss für Autoren ist, liefert er einem dennoch viele aufschlussreiche Informationen darüber, was sich auf Amazon gut verkauft und was nicht. Da das Programm aktiv weiterentwickelt wird und zukünftige Updates im Preis inbegriffen sind, ist das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut - ich vergebe daher 4/5 Sternen.

 

WritersWorkshop E-Zine

Analysierendes Lesen für Autoren

Artikel von Marcus Johanus

Wer selbst Romane schreibt, verlässt die Perspektive des reinen Konsumenten und will einen Blick hinter die Kulissen werfen, um den Kniffen seiner Vorbilder und Kollegen auf die Schliche zu kommen. Zumindest geht das mir so. Hier die Dinge, auf die ich beim Lesen besonders achte:

1. Plot

Für mich stets eine wichtige Frage: Wie verläuft die Spannungskurve? Dies lässt sich oft erst am Ende der Lektüre beantworten. Mit der Zeit gewinnt man ein Gefühl für die Muster, nach denen Spannung funktioniert und wie ein Autor sie einsetzt. Eröffnet der Roman gleich mit einem Knaller – oder wird doch eher gemächlich ein Mysterium etabliert?

Welche Muster stecken hinter seinem Plot?

Erkenne ich die Heldenreise? Wenn nicht, welche andere Plotschablone liegt der Geschichte zugrunde? Wie wird sie variiert?

Wo ist der Höhepunkt der Story und wie wird er ausgestaltet? Wo sind die entscheidenden Wendepunkte und was tut der Autor dort?

Ganz wichtige Frage: Ist der Plot eher figuren- oder eher handlungsbezogen?

Wie viele Plots gibt es überhaupt? Kann ich Haupt- und Nebenplots identifizieren? Wie wirken sie zusammen?

2. Figuren

Was tut der Autor, um Figuren einzuführen? Wird viel erzählt? Gibt es Infodump oder charakterisiert der Autor seine Figuren lieber im Dialog? Nutzt der Autor Show don’t tell? Wenn ja, wie stellt er das an?

Wer ist die Perspektivfigur? Gibt es mehrere? Welche Erzählperspektive wird überhaupt verwendet und welche Effekte erzielt der Autor mit ihr?

3. Dialoge

Wie gestaltet der Autor Redebegleitsätze? Gibt es viele davon oder eher wenige? Was geschieht in ihnen? Wird dort auch Handlung gezeigt oder klatscht der Autor einfach nur ein “sagte” hinter die Dialogzeile? Benutzt der Autor andere Verben als “sagte”? Wenn ja, welche und wie wirken sie?

Für mich ganz wichtig: Wie lange dauert es, bis ich erfahre, wer spricht? Eine Stolperfalle für jeden Leser, vor allem beim Vorlesen. Was tut also der Autor, um möglichst schnell und eindeutig klar zu machen, wer wann spricht?

Tut er das nicht – wieso weiß ich trotzdem, wer gerade spricht? Liegt es am Timing oder schafft der Autor es, dass jede Figur eine so individuelle Sprache hat, dass ich sie schon nach wenigen Worten erkenne?

4. Sprache

Mich faszinieren vor allem Autoren, die es schaffen, eine einfache und klare Sprache zu benutzen. Welchen Rhythmus benutzt dann der Autor, damit der Roman sprachlich nicht monoton erscheint?

Autoren, die mit wenigen Worten auskommen, müssen diese besonders treffend wählen. Gelingt dies? Welche Wörter benutzt der Autor? Welche Wirkung wird mit ihnen erzielt?

Nutzt der Autor rhetorische Mittel? Wenn ja (und ich bin mir sicher, er tut es), welche, warum und wie?

Ganz wichtig sind hier für mich Vergleiche und Metaphern. Sind sie originell und trotzdem treffend?

5. Struktur

Wie sind Kapitel eingeteilt? Verfügt der Roman über eher lange oder kurze Kapitel? Welcher Effekt wird damit erzielt? Wie ist ein Kapitel aufgebaut – eher wie eine Filmszene oder doch wie eine Kurzgeschichte, die auch für sich gelesen werden kann?

Wie verwendet der Autor Absätze? Viele? Wenige? Lange? Kurze? Wie wird hier variiert?

6. Setting

Wie bringt der Autor das Setting in den Roman? Minimalistisch mit nur wenigen Worten oder doch in epischer Breite mit ausufernden Landschaftsbeschreibungen und Hintergrundinformationen? Wie werden diese präsentiert? Im Dialog? Im Monolog? Vom Erzähler?

Wann spielt das Setting eine Rolle im Plot? Welche Funktion erfüllt es dabei? Ist es ein origineller Schauplatz, der eine Prise Exotik verleihen soll oder Teil des Plots, der vielleicht sogar zur Lösung des Mysteriums oder des Konflikts beiträgt?

 

Marcus JohanusMarcus Johanus wurde 1972 in Berlin geboren, Abitur 1992, danach Lehramtsstudium in den Fächern Germanistik und Politologie. Er verdiente sich sein Studium mit Jugendarbeit, als Nachhilfelehrer, Einzelfallhelfer, Gitarrenlehrer, Nachtwächter, Webdesigner, Verkäufer in Spiele- und Buchläden und Bürohilfe.

Nach seinem Abschluss arbeitete Marcus Johanus zunächst als Geschäftsführer eines Spieleladens, bis er 2008 sein Referendariat aufnahm und zwei Jahre später abschloss. Heute lebt er mit seiner Frau Maria in Berlin.

Während des Studiums und in Workshops beschäftigte sich Marcus Johanus intensiv mit Techniken des kreativen und dramatischen Schreibens und verfasste Kurzgeschichten, Rezensionen und Texte für die Spielmagazine WunderWelten,Ringbote und Cthulhoide Welten und für das Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu.

Seit 2009 schreibt Marcus Johanus Thriller, betreibt ein Autorenblog rund ums kreative Schreiben (http://www.marcus-johanus.de) und veröffentlicht seit dem Frühjahr 2012 mit Axel Hollmann zusammen Die SchreibDilettanten, den wöchentlichen Podcast für Romanautoren.

WritersWorkshop E-Zine


Patchwork-Tutorial, Teil 3

"Patchwork" (http://www.autorenprogramm.com) ist ein leistungsstarkes Schreibprogramm für Roman- und Kurzgeschichtenautoren. Da das Programm mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von der Gliederung über zur Rechtschreib- und Stilkontrolle bis hin zum Export des fertigen Manuskripts als eBook eine relativ steile Lernkurve hat, wird Martin Danesch, der Entwickler von "Patchwork", in den nächsten Monaten eine Reihe von Tutorials im WritersWorkshop E-Zine veröffentlichen, die den Einstieg in Patchwork und die Nutzung des vollen Leistungsspektrums erleichtern.

Eine 30-Tage-Testversion von Patchwork können Sie im Bereich "Download" von http://www.autorenprogramm.com herunterladen.

Patchwork-Tutorial: Starten mit Clustering

Artikel von Martin Danesch

Teil 1: Clustering

Clustering ist ein strukturierter und sicher für viele neuartiger Einstieg in ein Projekt - noch mehr, als er direkt in einem Schreibprogramm integriert ist. Hier wird nicht mit dem Schreiben begonnen, sondern mit Ihren Ideen.

Das ist bei diesem Zugang der Ablauf, wie Sie zum Schreiben gelangen:

1.    Schritt: Stichwortsammlung mittels Clustering (dieses Tutorial)

2.    Schritt: Ideengenerierung mit der Kreativmatrix (dieses Tutorial)

3.    Schritt: Szenenentwurf im Kreativboard (ein späteres Tutorial)

Zum Clustering gelangen Sie über die vierte Option, wenn Sie ein neues Projekt starten: [... im Kreativboard Ihr Projekt entwickeln].

Von dort folgen Sie dem Hinweis in dem grün umrahmten Kasten, indem Sie oben in der Werkzeugleiste auf [Cluster] klicken. Damit tut sich ein neues Fenster auf, in dessen ungefährer Mitte das Ausgangselement auf den Kernbegriff wartet, der Ihr zukünftiges Projekt beschreibt. Der könnte etwa so lauten, wie im Patchwork-Demo-Projekt: 'Patchwork-Einführung mit kleinem Krimi-Beispiel'.

Um übrigens Patchwork in Aktion zu sehen - Sie kennen das mit dem Bild statt der tausend Worte -  empfehlen wir, das Demo-Projekt zu nutzen (Hauptmenü > 'Hilfe' > 'Demoprojekt öffnen').

Screenshot Patchwork

Doppelklicken Sie auf die blaue Fläche mit dem Wort Clustering, tippen sie ihren Kurzsatz ein und bestätigen Sie mit [Ok]. Sie erhalten so den Kernsatz in der Mitte (1). Nach diesem zentralen Knoten erzeugen sie rundherum Themenknoten (2), zum Beispiel einen für jeden Akt (Beginn der Geschichte, erster, zweiter, dritter Akt, Abschluss). Auch hier schaffen wenige beschreibende Begriffe eine bessere Übersicht, als die eben genannten, abstrakten.

Fahren Sie fort mit dem Verbinden (3) der Elemente, indem Sie ein kleines L eintippen, während die Maus irgendwo über der karierten Fläche schwebt. Umgehend ändert der Cursorpfeil Form und Farbe (8) und gibt mit der Eins zu verstehen, dass Sie auf das erste der beiden verbindenden Elemente klicken sollen, zum Beispiel den zentralen Begriff. Damit wechselt die Eins des Cursors zu einer Zwei, mit der sie auf das zweite (in diesem Fall Themen-)Element klicken. Jetzt ist die Verbindung hergestellt und die Linie steht. Verbinden Sie auf gleiche Weise die weiteren Themenknoten mit dem zentralen Knoten.

Im nächsten Schritt sammeln sie zu jedem der Themenknoten einen kleinen Schwarm von Begriffen (4), idealerweise einzelne Wörter. Die Schwarmknoten verbinden sie in der bereits bekannten Art mit den Themenknoten.

Damit sie bei den Themen nicht zu schnell aufgeben, können Sie den integrierten Timer (5) nutzen. Ab dem Klick auf die Schaltfläche mit dem Uhrensymbol läuft die Zeituhr so lang wie über den danebenstehenden Knopf (6) festgelegt worden ist. Ein gutes Intervall sind 180 Sekunden, also 3 Minuten. In dieser Zeit schreiben sie, ohne nachzudenken und zu bewerten - sozusagen im Brainstorming-Modus - so viele Begriffe auf, wie ihnen zu einem Themenknoten einfallen. In dieser Phase geht es nicht um eine Sinnhaftigkeit dieser Begriffe. Nach Ablauf der Eieruhr holt Sie eine kurze Melodie wieder in die Wirklichkeit zurück.

Wenn Sie zu jedem Themenknoten einen kleinen Begriffs-Schwarm geschaffen haben, mindestens fünf bis sechs Knoten - es können aber auch zwanzig oder mehr sein - dann gehen sie zum nächsten Schritt: Markieren Sie die Begriffe, die ihnen aus den Schwärmen am zutreffendsten erscheinen, indem sie auf das Element klicken und ein (kleines) T eintippen. Idealerweise vier bis sieben pro Thema, je nach Anzahl der Themengruppen. Damit wandelt sich die Schrift des ausgewählten Elements zu hellblau. Gleichzeitig wird Ihnen rechts oben angezeigt wie viele der Elemente Sie zu Top-Begriffen erhoben haben. Wenn sie mindestens zehn Elemente ausgewählt haben, können Sie zum zweiten Teil dieses Prozesses weitergehen, der Kreativmatrix (7).

Teil 2: Kreativmatrix

Zur Kreativmatrix gelangen Sie, indem Sie links oben auf die Schaltfläche [Matrix] klicken. Der gesamte Vorgang ist vergleichbar mit der AIM-Methode von Richard Norden (Amazon: Kreativ mit der Matrix). In diesem E-Book erhalten Sie weitere hilfreiche Gedanken zu dieser Art der Projektentwicklung.

Screenshot Patchwork

Aus den von ihnen markierten Begriffen wurden einmalige Ideenpaare (1) generiert. Nun ist ihre Kreativität gefordert. Gehen Sie die Liste der Begriffe von oben nach unten durch. Zu jedem Begriffspaar können Sie auch einen etwas längeren - aber nicht zu langen - Text im linken Schreibabschnitt (2) erfassen. Sobald Sie auf [Speichern] (3) klicken, wird dieser Text zu dem rechts markierten Begriffspaar (4) übertragen.

Was Sie auf diese Weise kreieren, sind die zukünftigen Szenen Ihres Werks. In der nächsten Stufe, die einem späteren Tutorial vorbehalten ist, werden Sie diese Szenen in Kapitel ordnen und daraus das Gerüst der zukünftigen Geschichte bauen.

Clustering und Kreativmatrix können nicht nur für das gesamte Projekt angewendet werden, sondern sind auch ein praktisches Hilfsmittel während des fortgeschrittenen Schreibens, wenn sie von einer Schreibblockade heimgesucht worden sind. In diesem Fall können Sie Clustering und Kreativmatrix in kleinerem Umfang für nur eine einzelne Szene nutzen, um sich selbst aus dem Blockadesumpf zu ziehen. Rufen Sie die Funktion aus der Kapitelübersicht zur betroffenen Szene auf: Kontextmenü (rechte Maustaste) Kapitelübersicht > 'Cluster und Kreativmatrix für diese Szene (Brain)'.

-> Videoclip zum Tutorial "Kreativer Projektstart"

Martin DaneschSeit dreißig Jahren programmiert, schult und betreut Martin Danesch mit seinem Team Software im kaufmännischen Bereich. Neben dieser Arbeit bereist Danesch gerne fremde Länder, setzt sich mit Quantenphilosophie auseinander und schreibt seit vielen Jahren Sachbücher und belletristische Texte.

Auf der Suche nach einem passenden Programm für Autoren, mit dem man nicht nur schreiben, sondern auch die weitläufigen das Schreiben begleitenden Arbeiten abdecken kann, fand er viel Gutes, aber nicht das für seine Bedürfnisse Ideale. So besann er sich seiner Programmiererwurzeln und startete zum Jahreswechsel 2013/2014 das Projekt Patchwork. Er selbst dürfte der am meisten begeisterte Anwender sein: »Es macht einfach riesig Spaß, wenn man sich selbst seine Programmwünsche erfüllen kann und dann auch noch schreibende Anwenderkolleginen und -kollegen hat, die weitere Ideen beisteuern!«

Die SchreibDilettanten

Marcus Johanus und Axel Hollmann sind "Die SchreibDilettanten". Gemeinsam produzieren die beiden Berliner Schriftsteller jede Woche eine neue Folge ihres Podcasts für Romanautoren, der auf dem MP3-Player bzw. im Autoradio keines Schriftstellers fehlen solltefehlen sollte - und seit Folge 114 zusätzlich auch noch als Vlog bei YouTube.

Hier finden Sie die neuesten Folgen des Podcasts - präsentiert von den beiden Autoren.

Folge 159: Schurken

In dieser Folge geht es endlich auch einmal um den Gegenspieler des Helden: den Schurken.

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Folge 160: Leipziger Buchmesse mit Karina Reiß und Tanja Neise

Die SchreibDilettanten interviewen auf der Leipziger Buchmesse die beiden Autorinnen Karina Reiß und Tanja Neise.

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Folge 161: Leipziger Buchmesse 2015 Nachbetrachtungen

Wie war die LBM 2015? Axel hat sich für die SchreibDilettanten dort umgesehen und schildert seine Eindrücke.

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Folge 162: F&A zum Schurken

In dieser Folge widmen sich die SchreibDilettanten Zuschauerfragen zum Schurken im Roman.

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WritersWorkshop E-Zine

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Gastartikel sollten eine Länge von mindestens 500 Wörtern haben (gerne länger...) und Themen rund ums Planen, Schreiben, Veröffentlichen oder Vermarkten von Büchern oder Kurzgeschichten behandeln.

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Bildnachweis

Portrait Marcus Johanus (C) Thore Wetzel
Portrait Stephan Waldscheidt (C) Stephan Waldscheidt
Portrait Axel Hollmann (C) Axel Hollmann
Portrait Martin Danesch (C) Martin Danesch
Portrait Michael Waning (C) Michael Waning
Screenshot Scrivener (C) Axel Hollmann
Screenshots Patchwork (C) Martin Danesch

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