.

WritersWorkshop E-Zine

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Warum Improvisation beim Schreiben gute Planung erfordert

Müllberge und Plastikplanen und die endlose Wüste: Überwältigende Bilder am Anfang Ihres Romans

Warum Sie sich als Schriftsteller ein Smartphone-Projekt zulegen sollten

5 Dinge, die man unbedingt wissen muss, wenn man mit einem Autor zusammen lebt

Bezahlung nach Seiten - Warum Amazons neue Abrechnungsmethode für Autoren so gravierende Auswirkungen hat

Dem Wort auf der Spur: plötzlich

SoftMaker Office 2016 - das beste Office-Paket für Schriftsteller

CreateSpace - ein Erfahrungsbericht

Patchwork-Tutorial: Einstieg in die Requisite ›Figur‹

Die SchreibDilettanten

    Folge 172: Criminale 2015

    Folge 173: Making of „Rissiges Eis“

    Folge 174: Leserunden bei Lovelybooks

    Folge 175: 5 Fragen, die Autoren zum Hals heraus hängen…

Ihr Artikel im WritersWorkshop E-Zine?

Ihre Meinung zählt

Bildnachweis und Impressum

Editorial

Herzlich willkommen zur neunundsechzigsten Ausgabe des WritersWorkshop E-Zines. Den Download-Link für die PDF-Version finden Sie unter diesem Artikel. Falls Sie das WritersWorkshop E-Zine gerne auf Ihrem Kindle oder Ihrem ePub-Reader lesen möchten, kann ich Ihnen das "Send to Kindle"-Plugin von Amazon (Chrome / Firefox) oder für ePub-eBooks das Firefox-Addon GrabMyBooks (http://www.grabmybooks.com) empfehlen.

Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt (was ich natürlich hoffe), dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weiterleiten, die sich ebenfalls fürs kreative Schreiben interessieren.

Falls Sie den Link zu diesem E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig das kostenlose monatliche Schreibmagazin auch direkt am Erscheinungsdatum per Mail erhalten möchten, können Sie das WritersWorkshop E-Zine kostenlos unter http://Ezine.WritersWorkshop.de/Anmeldung.html abonnieren - ich freue mich über jeden neuen Leser!

Download as PDF


WritersWorkshop E-Zine


Warum Improvisation beim Schreiben gute Planung erfordert

Artikel von Richard Norden

Immer wieder flammt zwischen Schriftstellern die ewige Diskussion auf, ob nun das Vorplanen oder das Drauflosschreiben der bessere Ansatz ist, um einen guten Roman zu produzieren. Während manche etablierten Bestsellerautoren wie Stephen King oder Lee Child darauf beharren, dass sie niemals einen ihrer Romane vorplanen, stehen auf der anderen Seite hunderte ebenfalls erfolgreicher Autoren, die niemals einen Roman ohne eine ausreichend detaillierte Vorplanung beginnen würden.

Gerade unerfahrenen Autoren erscheint dieser Disput ziemlich paradox: Zwei Gruppen, die auf scheinbar völlig gegensätzliche Ansätze schwören und dennoch beide mit ihren Methoden erfolgreich sind.

Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Grauzone zwischen den Extremen. Das kann man besonders gut am Beispiel des Worldbuildings sehen.

Nehmen wir beispielsweise an, Sie wollen einen Fantasy-Roman schreiben. Reine Improvisation wird Sie hier nicht ans Ziel bringen. Wenn Sie Ihre Fantasy-Welt erst nach und nach während des Schreibens aufbauen, sind Inkonsistenzen und Widersprüche vorprogrammiert.

Dazu zählen beispielsweise Dinge, die Sie gegen Ende des Romans als neue Idee einbringen, die aber bei genauer Betrachtung bereits auf den Beginn der Handlung so großen Einfluss gehabt hätten, dass eigentlich die ganze Geschichte völlig anders hätte verlaufen müssen. So etwas bei der Überarbeitung des Romans im Nachhinein glattzuziehen ist eine wahre Sisyphusarbeit, die einem den Spaß am eigenen Roman gründlich austreiben kann.

Wenn Sie also beim Schreiben Ihres Romans improvisieren wollen und Ihre Charaktere die Handlung bestimmen lassen wollen, müssen Sie die Welt schon verdammt gut kennen, in der Sie Ihre Romanfiguren von der Leine lassen wollen. So steckte auch Tolkien zunächst einige Jahre in die Konstruktion der Welt von Mittelerde, bevor er den Hobbit und die Herr-der-Ringe-Trilogie schrieb.

Wenn Sie seit etlichen Jahren in Berlin leben und die Stadt wie Ihre Westentasche kennen, könnten Sie vermutlich einen Roman improvisieren, der in Berlin spielt. Sie wissen, wie Ihr Protagonist am besten vom Flughafen Berlin-Tegel in die Innenstadt kommt oder in welchem China-Restaurant er die geheimnisvolle Unbekannte vom Flughafen wieder treffen könnte.

In diesem Fall sind es Ihre Kenntnisse über den Handlungsort, die Ihnen neue Ideen für die Handlung eingeben. Für einen Roman, der in Ihrer langjährigen Heimat spielt, ist das schön und gut. Aber wenn Ihr Roman in einer fiktiven, fremdartigen Welt spielt, die gerade erst in Ihrem Kopf zu entstehen beginnt, tasten Sie sich hier halbblind durch dichten Nebel - und da gibt es mehr Fallgruben und Stolpersteine, als gut für Sie und Ihren Roman ist.

Sie können also erst einmal ein paar Wochen oder Monate investieren, um eine komplexe, realistisch anmutende Fantasy-Welt mit unterschiedlichen Rassen, Religionen, Sprachen et cetera zu erschaffen. Erst dann, wenn Sie selbst Ihre fiktionale Welt so gut kennen wie Ihre Westentasche, können Sie damit beginnen, in dieser Welt improvisierte und trotzdem schlüssige Romane zu schreiben.

Dieser Ansatz ist gut, wenn Sie vorhaben, in Ihrer fiktiven Welt mehrere Romane oder gar eine ganze Serie anzusiedeln. Doch wenn Sie nur einen einzelnen Roman in dieser Welt schreiben wollen, werden Sie einen großen Teil der Welt, die Sie über Wochen und Monate mühevoll konstruiert haben, niemals verwenden können.

Wenn Sie umgekehrt die Handlung Ihres Romans zuerst planen, reduziert sich der Zeitaufwand für das Worldbuilding extrem. Dann genügt es, die Welt in groben Zügen zu skizzieren und lediglich die Teile und Aspekte genauer ausarbeiten, die Sie für Ihre aktuelle Romanhandlung wirklich brauchen.

Unterm Strich sparen Sie daher, so paradox das auch klingen mag, einiges an Zeit, wenn Sie Ihre Handlung zunächst in groben Zügen planen und sich dann beim Worldbuilding (oder der Recherche) auf die Aspekte konzentrieren, die wirklich für Ihre Romanhandlung von Bedeutung sind.

Wenn Sie beispielsweise bei einem Berlin-Krimi wissen, dass es Ihren Protagonisten niemals an den Flughafen verschlägt, müssen Sie keine Details hierüber recherchieren. Und wenn Sie wissen, dass die Handlung Ihres Fantasy-Romans ausschließlich im Gebirge und im bewaldeten Landesinneren spielt, brauchen Sie sich keine allzu großen Gedanken über die Küstenregionen oder die vorgelagerten Inseln zu machen.

Dass Sie Ihre Handlung grob vorplanen bedeutet natürlich noch lange nicht, dass Sie sich später auch an diesen anfänglichen Plan halten müssen. Da gibt es ein gutes Zitat von Winston Churchill: "Pläne sind unwichtig, aber die Planung ist unverzichtbar."

Der Planungsprozess zeigt Ihnen, was wichtig ist und was nicht. Er zeigt Ihnen, worauf Sie hauptsächlich Ihr Augenmerk richten sollten. Er hindert Sie jedoch nicht daran, aus gutem Grund und nach gründlichem Abwägen doch noch umzudisponieren und den ursprünglichen Plan über den Haufen zu werfen: Wenn Sie also während des Schreibens Ihres Fantasy-Romans erkennen, dass sich die Handlung entgegen Ihrer ursprünglichen Planung doch in Richtung Küste verlagert, können Sie immer noch ans Reißbrett zurückkehren und auch noch die Küstenregion und den Weg dorthin ausarbeiten, damit Sie auch diese in Ihrem Roman glaubwürdig beschreiben können.


WritersWorkshop E-Zine


Müllberge und Plastikplanen und die endlose Wüste: Überwältigende Bilder am Anfang Ihres Romans

Gastartikel von Stephan Waldscheidt

Muss ein Roman mit einer furiosen Szene beginnen, mit Action oder zumindest – spannend? Mit der Einführung in eine Welt? Es geht auch anders. Das zeigt Wolfgang Herrndorf in seinem literarischen Thriller »Sand« (Rowohlt 2011).

Auf der Lehmziegelmauer stand ein Mann, mit nacktem Oberkörper und seitlich ausgestreckten Armen, wie gekreuzigt. Er hatte einen verrosteten Schraubenschlüssel in der einen Hand und einen blauen Plastikkanister in der anderen. Sein Blick fiel über Zelte und Baracken, Müllberge und Plastikplanen und die endlose Wüste hinweg auf einen Punkt am Horizont, über dem in Kürze die Sonne aufgehen musste.

Als es soweit war, schlug er Schraubenschlüssel und Plastikkanister gegeneinander und rief: »Meine Kinder! Meine Kinder!«

Ja, stimmt schon, auch Herrndorf führt den Leser in seine Welt ein, Nordafrika 1972. Aber das, was den Anfang besonders macht, egal, welche Welt er beschreibt, ist die Kraft dieses Bildes. Das Bild setzt sich noch eineinhalb Seiten weiter fort - und ich wette, es hat für so manchen Verkauf dieses Buches gesorgt.

Für Sie heißt das: Wenn Sie sich für einen Anfang jenseits von Knall und Getöse entscheiden, gegen clevere Dialoge oder düstere Vorausdeutungen und stattdessen mit einer Beschreibung beginnen, beginnen Sie nicht mit irgendeiner Beschreibung.

Beginnen Sie mit Überwältigung.

Dazu eignen sich Bilder hervorragend, und Sie sollten sich nicht mit etwas Banalem zufriedengeben oder auch mit dem Erstbesten, was Ihnen einfällt. Zeigen Sie dem Leser gleich ein großes »Wow!«, das am Anfang immer das Versprechen in sich trägt, ein noch größeres »Wow!« wird folgen.

Sie müssen das Bild nicht mal mehr toppen, es kann das überwältigendste Ihres ganzen Romans bleiben. Im Finale setzen Sie dann auf anderes, eben auf Action oder starke, nein, auf überwältigende Emotionen.

Sehen Sie das Bild als ersten Eindruck, den der Leser von Ihrem Roman bekommt. Von der oft entscheidenden Bedeutung des ersten Eindrucks brauche ich Ihnen nichts zu erzählen.

Herrndorf benutzt das Bild –– und auch dazu eignen sich Bilder gut –– als eine Klammer um den Roman. Das Bild, jetzt deutlicher, persönlicher geworden, leitet auch das letzte Kapitel ein. Keine schlechte Idee. Denn nicht nur widersteht er der Versuchung, ein noch stärkeres Bild zu schaffen –– woran er vermutlich scheitern würde ––, er bedient sich zugleich der Gefühle, die er mit dem Bild zu Anfang des Buchs bei den Lesern ausgelöst hat. Auch das ist eine Art von Erzählökonomie.

Die Arme seitlich vom Körper weggestreckt wie ein Gekreuzigter, mit einem blauen Plastikkanister in der einen und einem verrosteten Schraubenschlüssel in der anderen Hand stand Jean Bekurtz auf dem Dach des Schulgebäudes, schaute gen Osten und erwartete den Aufgang der Sonne.

Denken Sie daran: Bilder transportieren Gefühle direkter, eindringlicher und schneller als Worte. Machen Sie sich ihre Kraft zunutze. Warum nicht gleich zu Beginn Ihres Romans? 

Stephan WaldscheidtStephan Waldscheidt. Geboren und aufgewachsen im Saarland. Nach Studium und Arbeit im Marketing freier Schriftsteller. Leibt und lebt in und um Karlsruhe.

Als Paul Mesa schreibt und veröffentlicht er Romane, zuletzt »Insein für Outsider«. Als Stephan Waldscheidt gibt er in seinem Blog schriftzeit.de mehrmals wöchentlich Tipps zum Schreiben von Romanen. Das Schriftzeit-Archiv umfasst inzwischen über 600 Artikel. Daneben berät er Romanschriftsteller und publiziert eine erfolgreiche Reihe von Schreibratgebern, in der bislang zwölf Titel erschienen sind, zuletzt das umfassende Standardwerk »KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher« und der Sammelband "Schreiben hoch 3" mit drei Schreibratgebern zum Preis von zwei. Hier können Sie den schriftzeit-Newsletter für Autoren abonnieren: http://schriftzeit.de/archiv-romane-schreiben, die perfekte Ergänzung zu Richard Nordens E-Zine. Die Leser verzaubern, darum geht es dort wie hier.


WritersWorkshop E-Zine



Warum Sie sich als Schriftsteller ein Smartphone-Projekt zulegen sollten

Artikel von Richard Norden

Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen ist, aber bei den meisten Schriftstellern ist die Zeit zum Schreiben am PC ein knappes und wertvolles Gut und damit das Nadelöhr, das bestimmt, wie gut wir mit unseren Schreibprojekten vorankommen. Wenn man am PC sitzt, arbeitet man meist an seinem Hauptprojekt; alles andere wird auf irgendwann später verschoben.

Doch es gibt gerade in der heutigen Zeit noch eine sinnvolle Alternative: ein "Smartphone-Projekt", an dem Sie parallel zu Ihrem 'normalen' Buchprojekt arbeiten.

Vermutlich fragen Sie sich jetzt, was denn ein "Smartphone-Projekt" sein soll. Ganz einfach: Die Zeit am heimischen PC ist wie bereits anfangs erwähnt knapp - vielleicht morgens eine Stunde vor der Arbeit und etwas länger am Wochenende.

Sich in dieser ohnehin knappen Zeit zu verzetteln und zu versuchen, parallel an mehreren unterschiedlichen Projekten zu arbeiten, wäre kontraproduktiv. Lieber erst ein Projekt abschließen und sich erst danach mit voller Konzentration dem nächsten Projekt widmen.

Doch wenn wir unseren Tagesablauf genauer unter die Lupe nehmen, gibt es durchaus noch zeitliche Reserven, die wir bisher weitgehend ungenutzt verstreichen lassen. Zeiten, in denen wir durchaus etwas schreiben könnten - nur eben nicht am PC. Und da kommt das bereits erwähnte "Smartphone-Projekt" ins Spiel.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache: Smartphones sind auf dem Vormarsch. Die meisten von uns besitzen bereits eines, egal ob es sich um ein Android-Phone, ein iPhone oder ein Windows-Phone handelt. Sie alle haben eines gemeinsam: unsere Smartphones sind äußerst leistungsfähige kleine Computer, die wir über die Apps, die wir installieren, maßgeschneidert an unsere eigenen Bedürfnisse anpassen können.

Doch während die meisten Menschen ihr Smartphone nur bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zücken, um ihre Mails zu checken, ziellos bei Facebook oder Twitter zu surfen, Selfies oder Fotos ihres Essens zu posten oder simple Casual-Games zu spielen, können Schriftsteller ihre Smartphones wesentlich produktiver nutzen - nämlich zum Schreiben von Blogposts, Kurzgeschichten oder sogar ganzen Romanen.

Das Prinzip des "Smartphone-Projekts" beruht darauf, dass Sie mit Ihrem Smartphone ansonsten ungenutzte Zeiten dazu nutzen können, um an anderen Schreibprojekten als Ihrem Hauptprojekt zu arbeiten. Das können Blogposts für Ihr Autorenblog sein, Kurzgeschichten oder sogar ein Roman. Falls Sie bei dem Gedanken schaudern, auf einem vergleichsweise winzigen Gerät wie einem Smartphone längere Texte als eine WhatsApp-Nachricht oder eine kurze Mail zu schreiben - keine Sorge. Das geht, und sogar recht komfortabel.

Prinzipiell kann man dafür so ziemlich jedes Smartphone nutzen, wenngleich die Auswahl der zur Verfügung stehenden Apps je nach Betriebssystem ziemlich unterschiedlich (und unter Windows zugegebenermaßen recht mager) ist. Ich selbst bin bekennender Android-Fan, weshalb sich die konkreten App-Empfehlungen in diesem Artikel auch auf Android konzentrieren. Manche der empfohlenen Apps gibt es auch für iOS und Windows, in anderen Fällen muss man sich selbst eine passende Alternative suchen.

Tipps zur Smartphone-Auswahl

Wenn man sein Smartphone fürs Schreiben nutzen will, sollte man lediglich auf eine vernünftige Bildschirmdiagonale und Bildschirmauflösung achten. Optimal sind meiner Erfahrung nach Smartphones mit einer Diagonale von 5" und einer Bildschirmauflösung von 1280x720 Punkten. Größer ist natürlich schön, aber nicht erforderlich - nur kleiner als 4,5 Zoll sollte der Smartphone-Bildschirm nicht sein. Wer schon mal versucht hat, auf einem 4"-Smartphone im Hochformat über die Bildschirmtastatur einen längeren Text einzugeben, weiß, was ich meine. Da braucht man schon sehr schlanke und zierliche Finger, um zumindest meistens die richtigen Buchstaben zu erwischen.

Ein fürs Schreiben geeignetes Smartphone muss übrigens gar nicht teuer sein. Man braucht dafür kein nobles High-End-Smartphone für über 600 Euro, sondern lediglich ein solides Mittelklassegerät wie beispielsweise das Honor Holly für knapp 120 €, das ich selbst seit Ende Februar benutze und mit dem ich äußerst zufrieden bin: 5" Display, 1280x720 Bildschirmauflösung, ein schneller Quad-Core-Prozessor, Dual SIM, 16GB Speicher und Android 4.4. Passt - mehr braucht man nicht zum Schreiben. Ebenfalls empfehlenswert sind die Handys des französischen Herstellers Wiko wie das Wiko Rainbow, das mit ähnlichen Leistungsdaten überzeugen kann, aber unterm Strich etwas teurer als das noch etwas besser ausgestattete Honor Holly ist.

Man muss übrigens nicht befürchten, dass man sich mit einem 5"-Gerät einen klobigen Klotz zulegt, der nicht mehr gut in der Hand liegt. Meine Frau hat sehr kleine und zierliche Hände und verwendet schon seit anderthalb Jahren ein 5"-Smartphone. Auch sie könnte sich nicht mehr vorstellen, nochmal auf ein kleineres Gerät zurück zu wechseln.

Aber genug von der Hardware - zurück zum eigentlichen Schreiben... ;-)

Warum sollte man unterwegs am Smartphone schreiben?

Am Smartphone zu schreiben hat eine ganze Reihe von Vorteilen:

  1. Das Smartphone hat man im Gegensatz zu Laptop, Netbook oder Tablet quasi immer und überall dabei. Man kann also jede Gelegenheit spontan nutzen, um ein paar Wörter oder Sätze an seinem aktuellen Smartphone-Projekt weiter zu schreiben - egal ob in der Frühstückspause im Büro, im Wartezimmer beim Zahnarzt, während man darauf wartet, dass sich alle zum Essen am Tisch einfinden oder während der Werbepause im Fernsehprogramm.

  2. Das Smartphone ist immer einsatzbereit. Im Gegensatz zum PC oder Laptop, den man erst hochfahren muss, braucht man sein Smartphone nur zu entsperren und auf die bereits geöffnete Schreib-App umzuschalten - und schon kann man loslegen.

  3. Da die Leute gewohnt sind, dass jeder bei jeder Gelegenheit mit seinem Smartphone herumspielt, stellt einem niemand neugierige Fragen, wenn man an seinem Smartphone schreibt. Das ist ideal, wenn man im Büro die Frühstücks- oder Mittagspause zum Schreiben nutzen möchte. Am Büro-PC könnte einem jeder über die Schulter schauen und wenn man in der Pause seinen privaten Laptop auspackt, sind neugierige Fragen vorprogrammiert. Was Sie jedoch an Ihrem Smartphone machen, interessiert erfahrungsgemäß niemanden - Sie werden höchstens als Technik-Freak belächelt, der jede freie Minute mit seinem Smartphone herumspielt.

Die besten Apps fürs mobile Schreiben

Fürs eigentliche Schreiben kann ich Ihnen die App JotterPad empfehlen. Sie können damit Texte lokal auf Ihrem Smartphone bearbeiten oder diese direkt in Ihrer Dropbox speichern. JotterPad hat alles, was man zum Schreiben braucht wie eine Wordcount-Funktion und eine sehr gute Markdown-Unterstützung (inklusive Export als RTF-Datei). Alles, was man in JotterPad geschrieben hat, wird beim Verlassen des Programms automatisch gespeichert.

Alternativ können Sie natürlich auch die beliebte Notizenverwaltung Evernote zum Schreiben nutzen. Da alle Evernote-Daten automatisch zwischen Ihren unterschiedlichen Rechnern synchronisiert werden, finden Sie alles, was Sie unterwegs in Evernote geschrieben haben, im entsprechenden Notizbuch auf Ihrem PC wieder, ohne dass Sie die Texte von Hand übertragen müssten.

Schreiben am Smartphone ist produktiver, als die meisten Leute denken. Natürlich können Sie an Ihrem Smartphone nicht annähernd so schnell tippen wie an einem PC mit einer vollwertigen Schreibmaschinentastatur, aber das ist auch gar nicht erforderlich. Mit der Bildschirmtastatur des Smartphones kommen Sie mit etwas Übung locker auf 20 Wörter pro Minute - besonders, wenn Sie eine moderne Bildschirmtastatur mit Wischeingabe wie Swype, Swiftkey oder die aktuelle Google-Tastatur verwenden. Auch damit könnten Sie also theoretisch auf über 1.000 Wörter in der Stunde kommen.

Aber in der Praxis geht es gar nicht so sehr darum, neue Geschwindigkeitsrekorde beim Schreiben aufzustellen, sondern darum, eigentlich wunderbar fürs Schreiben nutzbare Zeiten nicht einfach ungenutzt verstreichen zu lassen, nur weil gerade kein PC oder Laptop zum Schreiben verfügbar ist.

Fazit: die Vorteile eines 'Smartphone-Projekts'

Wenn Sie sich erst einmal angewöhnen, während ansonsten unnützer Wartezeiten rasch zum Smartphone zu greifen und ein paar Wörter oder Sätze zu Papier zu bringen, hat dies gleich zwei positive Auswirkungen:

  1. Innerhalb weniger Wochen entwickeln Sie einen Blick für solche kleinen, aber feinen Zeitfenster. Sie lernen einzuschätzen, wie viele Minuten Sie wohl zur Verfügung haben, und nutzen diese dann entweder zum Nachdenken über Ihr Schreibprojekt oder zum Schreiben. Haben Sie mindestens 3-5 Minuten am Stück, lohnt es sich definitiv, das Smartphone rauszuholen. Selbst wenn es nur 1-2 Sätze sind, die Sie zu Papier bringen, sind das immer noch 1-2 Sätze mehr, als Sie sonst hätten.

  2. Dadurch, dass Sie über den Tag verteilt immer wieder ein klein wenig an Ihrem Smartphone-Schreibprojekt arbeiten, bleibt es permanent im Fokus Ihres Unterbewusstseins. Spätestens nach ein paar Tagen merken Sie, dass Ihr Unterbewusstsein Ihnen über den Tag verteilt so viele neue Ideen eingibt, dass Sie jede sich bietende Gelegenheit zum Schreiben nutzen können, ohne dass Ihnen der Stoff ausgeht.

Auch wenn Sie anfangs vielleicht das Gefühl haben, am Smartphone kaum voran zu kommen, täuscht das in den allermeisten Fällen. Viele 'Wenigs' ergeben zusammen bekanntlich ein 'Viel': Selbst wenn Sie im Schnitt nur 250 Wörter pro Tag schreiben, ergibt das aufs Jahr gerechnet die Rohfassung eines kompletten Romans - oder 52 Blogposts á 800 Wörter + 10 Kurzgeschichten á 5.000 Wörter.

Und wäre es nicht schön, wenn Sie sich in Ihrer knappen Schreibzeit zuhause z. B. voll und ganz auf Ihr aktuelles Romanprojekt konzentrieren könnten, während die wöchentlichen Blogposts für Ihr Autorenblog und die Kurzgeschichten, die Sie auch noch gerne schreiben möchten, quasi nebenbei entstehen?

Probieren Sie es doch einfach selbst einmal ein paar Wochen lang aus und ziehen Sie anschließend Bilanz, was Sie in dieser Zeit so ganz nebenbei an neuen Texten aus dem Ärmel schütteln konnten. Vielleicht können auch Sie sich danach nicht mehr vorstellen, auf ein Smartphone-Projekt zu verzichten.


WritersWorkshop E-Zine


5 Dinge, die man unbedingt wissen muss, wenn man mit einem Autor zusammen lebt

Gastartikel von Marcus Johanus

Autoren sind anders als andere Menschen. Sie sind z.B. glücklich, wenn sie mit einem Laptop auf den Knien unbeachtet in einer Ecke sitzen können – und das für Stunden. Andere schütteln über so was nur den Kopf. Richtig schwierig kann das in Beziehungen werden, denn die Bedürfnisse von Autoren sind schon recht speziell.

Folgende Liste kann den Partnern von Autoren vielleicht helfen und in schwierigen Momente daran erinnern, dass das Verhalten des Lebensgefährten vielleicht merkwürdig erscheint, für Autoren aber ganz normal ist:

1. Autoren müssen täglich schreiben

Die Betonung liegt auf MÜSSEN. Außenstehenden mag es als Fanatismus erscheinen. Manchmal wünscht man sich als Partner bestimmt auch, dass die Priotritäten anders gesetzt werden. Wer in einen Sportverein geht oder angelt, betreibt sein Hobby ja schließlich auch nur am Wochenende.

Bei Autoren ist das anders. Schreiben ist kein Hobby. Es gehört schlichtweg zum Handwerk dazu, es täglich auszuüben, denn sonst rostet es ein, Ideen gehen verloren und der ganze Prozess kommt zum Erliegen. Das bedeutet nicht, dass andere Dinge dem Autor nicht wichtig sind. Es bedeutet, dass er entweder nur täglich schreiben kann – oder gar nicht.

2. Autoren müssen täglich lesen

Am Strand, im Bett, auf dem Klo, in der Badewanne, auf der Parkbank … Wenn andere Menschen ihren Blick durch die Landschaft streifen lassen, ist die Nase eines Autors zwischen zwei Buchdeckeln. Wenn Autoren nicht schreiben, müssen sie lesen, um ihr Handwerk zu verbessern. Das kann manchmal nerven, aber, hey, es gibt Schlimmeres, als mit einem belesenen Menschen zusammen zu sein, oder?

3. Autoren sind Kritiker

Um ein guter Autor zu sein, müssen sie sich selbst stets hinterfragen und sind eigentlich nie mit ihrer eigenen Leistung so richtig zufrieden. Das lässt sich schwer abstellen. Fragt man den Autor beim Abendbrot: “Na,  schmeckts’s?” Ist die Antwort: “Ja, ganz gut, aber ein kleines Bisschen Muskat würde der Sache mehr Pep verleihen.” keine bös gemeinte Kritik. Es ist einfach ein Tick, aus allem noch ein bisschen mehr Qualität herausholen zu wollen.

Genauso ist es die Hölle, mit Autoren ins Theater oder ins Kino zu gehen. Nicht tun, wenn man hinterher nicht detaillierte Analysen über Spannungsaufbau, Figuren, Dialoge etc. hören will.

4. Autoren müssen ihrer Inspiration folgen

So wichtig es für einen Autor ist, täglich zu schreiben, genauso wichtig kann es für ihn sein, alles stehen und liegen zu lassen, um “schnell mal was zu notieren”. Oder “nur noch diesen einen Satz zu ändern.” Hinter der Stirn eines Autors arbeitete es ständig, ob nun beim Abwaschen, Spielen mit den Kindern oder Autofahren. Ein kleiner Teil des Gehirns bastelt gerade garantiert am aktuellen Romanprojekt. Und gute Ideen sind manchmal flüchtig.

Das bedeutet nicht, dass dem Autor die aktuelle Tätigkeit gerade keinen Spaß macht oder er lieber woanders wäre.

5. Autoren sind verschlossen

Am verrücktesten: Selbst wenn man mit Autoren gerne über das Schreiben reden will, bekommt man manchmal nur ausweichende oder einsilbige Antworten. Das liegt jedoch nicht immer daran, dass ein Autor nicht über seine Projekte reden möchte, sondern häufig daran, dass er einfach nicht darüber sprechen kann. Manchmal sind die Ideen zu unausgereift.

Ideen brauchen Zeit, bevor man sie kommunizieren kann. In solchen Phasen wirken Autoren verschlossen und abwesend und reagieren vielleicht nicht immer besonders einfühlsam und freundlich, wenn man sie anspricht, weil man sie aus ihren Gedanken reißt.

 

Marcus JohanusMarcus Johanus wurde 1972 in Berlin geboren, Abitur 1992, danach Lehramtsstudium in den Fächern Germanistik und Politologie. Er verdiente sich sein Studium mit Jugendarbeit, als Nachhilfelehrer, Einzelfallhelfer, Gitarrenlehrer, Nachtwächter, Webdesigner, Verkäufer in Spiele- und Buchläden und Bürohilfe.

Nach seinem Abschluss arbeitete Marcus Johanus zunächst als Geschäftsführer eines Spieleladens, bis er 2008 sein Referendariat aufnahm und zwei Jahre später abschloss. Heute lebt er mit seiner Frau Maria in Berlin.

Während des Studiums und in Workshops beschäftigte sich Marcus Johanus intensiv mit Techniken des kreativen und dramatischen Schreibens und verfasste Kurzgeschichten, Rezensionen und Texte für die Spielmagazine WunderWelten,Ringbote und Cthulhoide Welten und für das Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu.

Seit 2009 schreibt Marcus Johanus Thriller, betreibt ein Autorenblog rund ums kreative Schreiben (http://www.marcus-johanus.de) und veröffentlicht seit dem Frühjahr 2012 mit Axel Hollmann zusammen Die SchreibDilettanten, den wöchentlichen Podcast für Romanautoren.

WritersWorkshop E-Zine

Bezahlung nach Seiten - Warum Amazons neue Abrechnungsmethode für Autoren so gravierende Auswirkungen hat

Artikel von Richard Norden

Zum 01. Juli 2015 ändert Amazon die Regeln für die Verteilung des monatlichen Fonds unter den Autoren, die ihre Bücher für KDP Select (und damit für die Lese-Flatrate 'Kindle Unlimited' und die in Amazon Prime enthaltene Kindle-Leihbücherei) angemeldet haben - und zwar ziemlich radikal. Denn statt pro ausgeliehenem Buch wird der Autor zukünftig nur noch pro tatsächlich gelesener Seite vergütet.

Und wie bei fast jeder größeren Änderung seitens Amazon ziehen auch diesmal wieder zahlreiche Autoren weltweit in ihren Blogs gegen Amazon ins Feld und stellen die Änderungen so dar, als ob uns allen nun der Himmel auf den Kopf fällt und der große Ausverkauf der Literatur stattfindet.

Fakt ist, dass die Bezahlung nach gelesenen Seiten, die auch in der Presse gern plakativ als Schlagzeile herangezogen wird, nur für die Ausleihen über Kindle Unlimited und die Kindle Leihbücherei gilt. Sie hat nichts mit den normalen eBook-Verkäufen über Amazon zu tun, sondern lediglich mit der Vergütung für die Autoren, die ihre Bücher für KDP Select angemeldet und diese damit in "Kindle Unlimited" und der "Kindle Leihbücherei" gelistet haben.

Jeder Prime-Kunde kann pro Monat ein Buch kostenlos aus der Kindle-Leihbücherei ausleihen und jeder Kindle-Unlimited-Kunde kann pro Monat beliebig viele Bücher (aber nur bis zu 10 gleichzeitig) aus der Kindle-Leihbücherei ausleihen. Dafür zahlt er eine Pauschale von 9,99 Euro monatlich.

Aus einem Teil dieser Einnahmen bildet Amazon einen monatlichen Fonds, der auf alle Autoren verteilt wird, deren Bücher im Laufe dieses Monats über die Kindle-Leihbücherei ausgeliehen wurden, egal ob nun von Prime-Kunden oder von Kindle-Unlimited-Lesern.

Solange sich die Höhe des monatlich ausgeschütteten Fonds durch die geänderte Abrechnungsmethode nicht reduziert, handelt es sich bei der Änderung lediglich um einen Versuch von Amazon, die Ausschüttung an die Autoren gerechter zu gestalten. Denn auch die alten Regeln hatten deutliche Schwächen und behandelten gerade durch die Gleichmacherei mit der einheitlichen Pauschale pro ausgeliehenem Titel Autoren ziemlich ungleich.

Die alten Regeln: KDP Select bis 30.06.2015

Bisher war es so, dass Autoren für jedes über Kindle Unlimited oder die Kindle Leihbücherei ausgeliehene Buch, das mindestens bis zur 10%-Marke gelesen wurde, denselben Betrag erhielten - unabhängig davon, wie teuer oder günstig der normale Verkaufspreis des Buchs war oder wie viele Seiten es umfasst.

Im Klartext bedeutet das: Der Autor einer 20-seitigen Kurzgeschichte, die man für 99 Cent kaufen kann, erhielt für eine Ausleihe seiner Geschichte ebenso viel wie der Autor eines 400seitigen Romans, der regulär 3,99 Euro kostet.

Damit war der Kurzgeschichtenautor natürlich unterm Strich deutlich besser gestellt als der Romanautor: Wurden in einem Monat beispielsweise 1,17 € je Ausleihe an die Autoren ausgeschüttet, war das für den Kurzgeschichtenautor viermal so viel, wie er für einen regulären Kauf seiner Kurzgeschichte erhalten hätte (nämlich 0,29 €).

Der Romanautor kam verglichen damit deutlich schlechter weg. Hätte er bei 70% Tantiemen für einen regulären Verkauf seines Romans 2,34 € kassiert, erhielt er für eine Ausleihe gerade mal die Hälfte dieses Betrags.

Zusätzlich hatte der Kurzgeschichtenautor noch den Vorteil, dass ein begeisterter Leser innerhalb weniger Tage gleich einige seiner Kurzgeschichten ausleihen und lesen konnte (was ihm für jede weitere ausgeliehene Geschichte wieder die vollen 1,17 € bescherte). An dem 400seitigen Roman hatte der Leser hingegen so lange zu lesen, dass er innerhalb eines Monats nicht allzu viele Bücher des Autors schaffen konnte.

Dieses Missverhältnis führte dazu, dass manche Autoren nach dem seit Machiavelli bewährten Motto "Teile und herrsche" ihre Romane in kürzere Episoden unterteilten, die dann jeweils für 99 Cent angeboten (und natürlich auch bei Kindle Unlimited gelistet) wurden.

Statt einen kompletten Roman für 3,99 € anzubieten und dafür bei einem Verkauf 2,34 € Tantiemen zu kassieren, unterteilten diese Autoren ihre Romane in beispielsweise 8 Episoden, von denen die erste kostenlos und alle weiteren für je 99 Cent angeboten wurden.

Wenn ein Leser alle Episoden (abgesehen von der ersten, dauerhaft kostenlos angebotenen Episode) regulär kaufte, erhielt der Autor dafür 7 x 0,29 € = 2,03 € - also nur minimal weniger als für ein komplettes Buch á 3,99 €. Wirkt auf den ersten Blick nach einem schlechten Geschäft, zumal die Leser ja nach jeder Episode abspringen konnten, wenn die Handlung sie nicht mehr fesseln konnte.

Doch wenn alle Episoden auch bei Kindle Unlimited gelistet waren, sah die Rechnung schon ganz anders aus. Schon wenn der durchschnittliche Leser nur zwei Episoden des Romans las, bevor er das Interesse verlor, verdiente der Autor bei der beispielhaft genannten Ausschüttung von 1,17 € je Ausleihe bereits genauso viel, als wenn er seinen kompletten Roman zu regulären Konditionen verkauft hätte.

Doch mit der neuen Abrechnungsmethode von Amazon geht diese Rechnung nicht mehr auf. Denn wie bereits anfangs erwähnt erfolgt die Abrechnung seit Anfang Juli nur noch auf Basis der tatsächlich gelesenen Seiten. Und dafür ist es egal, auf wie viele separate eBooks diese Seiten verteilt werden.

Die neuen Regeln: KDP Select ab 01.07.2015

In der Theorie klingt eine Abrechnung nach gelesenen Seiten gar nicht mal so verkehrt: die Ausschüttung ist weiterhin unabhängig vom Verkaufspreis des Buchs, so dass Autoren keinen höheren Anteil des Fonds erhalten können, indem sie den Verkaufspreis ihres Buchs höher ansetzen. Na gut, nicht ganz, denn in der Praxis werden teurere Bücher (bei denen es sich richtig "lohnt"), deutlich öfter ausgeliehen als billige Bücher, die beispielsweise schon im regulären Verkauf nur 99 Cent kosten.

Bisher musste der Autor den Leser nur bis kurz hinter der 10%-Marke (als der Teil, der bei Amazon über den "Blick ins Buch" ohnehin kostenlos gelesen werden kann) bei der Stange halten: Hatte der Leser mindestens 10% des Buchs gelesen (oder auch nur bis dahin vorgeblättert), erhielt der Autor ebenso viel, als ob der Leser das Buch bis ganz zu Ende gelesen hätte.

Bei diversen kürzeren Büchern waren diese 10% bereits erreicht, sobald der Leser über Impressum, Widmung, Inhaltsverzeichnis und Vorwort bis zum ersten Kapitel vorgeblättert hatte - womit gewissen Tricksereien Tür und Tor geöffnet waren.

Damit die neuen Auszahlungsregeln nicht wieder von findigen Autoren ausgehebelt werden, die einfach mit einer größeren Schriftart oder größeren Abständen zwischen den einzelnen Zeilen und Absätzen für eine höhere Seitenzahl ihrer Bücher sorgen, hat Amazon zum Start der neuen Regeln den sogenannten KENPC eingeführt: den "Kindle Edition Normalized Page Count".

Hierbei handelt es sich um eine Seitenzahl, die mit einer Standard-Schriftart und -Schriftgröße, einer festen Zeilenhöhe und einem genau definierten Zeilenabstand ermittelt wird. Ob jemand das eBook also auf einem Kindle, auf einem Smartphone oder am PC liest, spielt für die als 'gelesen' gewerteten und damit abgerechneten Seiten ebenso wenig eine Rolle wie die Schrifteinstellungen auf dem eReader oder am PC.

Damit man selbst als Autor auch eine Orientierung hat, wie vielen Seiten das eigene Buch laut der neuen Amazon-Kalkulation entspricht, wird dieser KENPC zukünftig im KDP-Dashboard auf der Seite "Werbung schalten" neben dem eigenen Buch angezeigt werden.

Schmackhaft serviert mit unrealistischen Zahlen

Was an Amazons offizieller Seite zu den Neuerungen (https://kdp.amazon.com/help?topicId=A156OS90J7RDN) auffällt, sind die utopisch hohen Beispielzahlen, mit denen hier agiert wird.

Nach Amazons (natürlich rein theoretischem!) Rechenbeispiel könnte ein Autor, dessen 100seitiges Buch komplett gelesen wird, bei 10 Cent pro gelesener Seite für eine Ausleihe mit üppigen 10 Euro vergütet werden. Das könnte nur aufgehen, wenn Amazon zwar jede Menge Kindle-Unlimited-Abonnenten hätte, diese aber für ihr Geld kaum etwas lesen würden.

Selbst wenn Amazon die kompletten Einnahmen aus Kindle-Unlimited über den Fonds an die Autoren ausschütten würde (was sie als wirtschaftlich denkendes Unternehmen natürlich nicht tun), würde dieses Rechenbeispiel nur aufgehen, wenn jeder Leser im Schnitt höchstens drei Romane á 400 Seiten im Jahr lesen würde. Und dafür würde wohl kaum ein Abonnent im Jahr knappe 120 Euro bezahlen - oder? ;-)

Realistischer ist wohl, bei den echten Viellesern, die 9,99 € im Monat für ihre Kindle-Unlimited-Mitgliedschaft ausgeben, mit einem Buch pro Woche zu kalkulieren. Bei durchschnittlich 300 Seiten pro Buch wären das runde 15.000 Seiten im Jahr. Klingt nach viel, aber da der durchschnittliche Leser vielleicht eine Minute pro Seite braucht, entspräche das dem Leseverhalten einer Person, die im Schnitt runde 45 Minuten pro Tag liest.

Setzen wir diese Zahlen in unsere Kalkulation ein, landen wir schnell bei unter einem Cent pro gelesener Seite. Und damit bekäme der Beispiel-Autor aus Amazons Kalkulation mit seinem komplett gelesenen 100-Seiten-Buch nicht mal mehr einen Euro ausbezahlt.

Natürlich sind alle Spekulationen über die Höhe der Ausschüttung pro gelesener Seite vorerst nichts als blanke Theorie. Erste realistische Werte werden nicht vor Mitte August vorliegen, und, da im Sommer weniger gelesen wird als in den trüben Herbst- und Wintermonaten, sind die Zahlen für die ersten Monate vermutlich höher als später im Herbst und Winter. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum Amazon die Umstellung auf die Abrechnung nach gelesenen Seiten auf den Hochsommer gelegt hat?

Gut für Romane, schlecht für Sachbücher

Nach den neuen Regeln werden lange Romane ganz klar bevorzugt. Je länger das Buch, desto mehr Geld gibt es für ein komplett zu Ende gelesenes Buch.

Das wirkt zunächst mal durchaus fair. Da in einem dicken Roman meist deutlich mehr Arbeit steckt als in einer Kurzgeschichte oder in einem der üblicherweise recht kurzen eBooks des Erotik-Genres, ist es ja durchaus legitim, dass der Autor eines solchen Romans, an dem er vielleicht zwei Jahre gearbeitet hat, deutlich mehr für eine Ausleihe bekommt als der Autor einer Kurzgeschichte, die innerhalb von gerade mal 1-2 Wochen geschrieben wurde.

Kritisch wird die Sache allerdings, wenn man seine Betrachtung auf Sachbücher erweitert. Denn auch diese werden nun bei einer Ausleihe über Kindle Unlimited nur noch nach der Anzahl der tatsächlich gelesenen Seiten entlohnt.

Und damit wird Kindle Unlimited für die meisten Sachbuchautoren herzlich uninteressant. Denn die meisten Kindle-Sachbücher sind von ihrer Seitenzahl her deutlich kürzer als Romane - oft nur 60-100 Seiten, was in den meisten Fällen auch locker ausreicht, um ein Thema kompakt und informativ abzuhandeln.

Fakt ist, dass Sachbücher deutlich zeitaufwändiger zu schreiben sind als Romane oder Kurzgeschichten. Die meisten Romanautoren schaffen eine Taschenbuchseite von ca. 250 Wörtern inklusive Überarbeitung in 30 bis maximal 60 Minuten. Bei einem Sachbuch kann man aufgrund der teils sehr aufwändigen Recherche mindestens das Doppelte dieser Zeit rechnen.

Soll der Sachbuchautor nun sein Buch künstlich auf eine höhere Seitenzahl aufblähen, indem er lange um den heißen Brei herumredet, statt direkt auf den Punkt zu kommen? Damit wäre auch niemandem gedient, denn Sachbücher liest man nicht in erster Line des Genusses wegen, sondern um sich neue Informationen und Kenntnisse anzueignen oder ein ganz bestimmtes Problem zu lösen.

Und damit kommt ein weiterer Knackpunkt ins Spiel, der Sachbücher zukünftig gegenüber Romanen klar benachteiligt. Bei den meisten Sachbüchern blättert man über die Passagen, die einen im Augenblick nicht konkret interessieren oder deren Inhalt man schon gut genug zu kennen glaubt, relativ rasch hinweg - wenn man nicht gleich über das Inhaltsverzeichnis zu dem Kapitel springt, das die Lösung enthält, nach der man im Moment sucht.

Denn übersprungene oder rasch überblätterte Seiten gelten nach den neuen Regeln ebenfalls als nicht gelesen und werden somit auch nicht vergütet. Damit eine Seite gewertet wird, muss der Leser eine bestimmte Mindestdauer auf dieser Seite verweilen.

Während man einen Roman üblicherweise vom ersten Kapitel bis zum Ende durchliest (jedenfalls, solange man nicht vorher das Interesse verliert), greift man sich bei einem Sachbuch meist nur bestimmte Kapitel heraus oder springt direkt zur Zusammenfassung der wichtigsten Punkte am Ende des Buchs, um Zeit zu sparen.

Sachbücher sind also nicht nur benachteiligt, da sie generell meist kürzer als Romane sind (wann haben Sie zuletzt ein 300seitiges Sachbuch gelesen?), sondern werden mit Pech auch nur mit einem Bruchteil ihres Umfangs vergütet, da die Leser sich ihre persönlichen Rosinen herauspicken und den Rest nur überfliegen.

Wer als Sachbuchautor bisher also die oben als Beispiel angesetzten 1,17 € für eine Ausleihe erhielt, wird zukünftig mit Pech nur noch für 10-20 intensiv gelesene Seiten vergütet, was unterm Strich nur noch Tantiemen von ein paar Cent ergeben wird.

Dies wird meiner Meinung nach dazu führen, dass in den nächsten Monaten immer mehr Sachbücher von ihren Autoren aus KDP Select und damit aus der Kindle-Unlimited-Leihbücherei zurückgezogen werden, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen.

Schöne neue Cliffhanger-Welt?

Doch auch für Romanautoren ist die neue Abrechnungsmethode nicht zwangsläufig das gelobte Land. Denn nun muss jeder Autor darauf achten, ständig mit Cliffhangern, offenen Fragen und einer rasanten Handlung den Leser zum Weiterlesen zu bewegen - frei nach dem Motto "jede gelesene Seite zählt (oder zahlt)".

Nichts gegen Spannungsliteratur und Action-Thriller - ich liebe spannende Bücher wie die rasanten Thriller von Matthew Reilly. Aber Romane, die rein auf Action und Spannung setzen und dabei auf jegliche Atempause verzichten, sind auf Dauer auch für den Leser sehr ermüdend. Ein gutes Beispiel dafür ist das Buch "Intensity" von Dean Koontz.

Auch eine Achterbahnfahrt braucht immer wieder langsame Passagen, in denen die Wagen langsam den nächsten Berg hinauf gezogen werden. Je höher der Anstieg, desto rasanter wird die nächste Talfahrt, wenn die Passagiere am höchsten Punkt ankommen und in den tiefen Abgrund sehen, der sich rasend schnell vor ihnen auftut.

Ein derart übersteigerter Fokus auf Cliffhanger und darauf, den Leser mit Rätseln und offenen Fragen am Lesen zu halten, würde meiner Meinung nach im Laufe der Zeit zu einer langweiligen Monokultur führen. Keine anspruchsvolle Literatur mehr, die einen zum Nachdenken und Innehalten einlädt - nur noch atemlose Pageturner. Aus meiner Sicht wäre das eine verarmte und damit trotz (oder gerade wegen) des Überangebots an adrenalingeschwängerten Cliffhangern eine langweilige Buchwelt, die früher oder später ihre Leser verlieren wird.

Der überwachte Leser

Ein weiterer Punkt, der einem hierbei auffällt, ist die immer stärkere Überwachung der Leser durch ihre eReader. Wenn die aktuelle Leseposition zwischen eReader und Smartphone synchronisiert wird, so dass man dasselbe Buch unterbrechnungsfrei auf einem anderen Gerät weiterlesen kann, ist das eine feine Sache. Aber die neue Abrechnungsmethode von Amazon zeigt wieder mal, wie minutiös das eigene Leseverhalten durch Kindle & Co analysiert wird: Erfasst wird nicht nur, bis zu welcher Position das Buch gelesen wurde, sondern auch, wie lange der Leser auf welcher Seite des Buchs gelesen hat und welche Passagen er nur überflogen oder gar überblättert hat.

Fazit

Ich bin zugegebenermaßen kein Freund von Lese-Flatrates wie Kindle Unlimited. Wenn mir ein Buch gefällt, kaufe ich es und lese es dann ganz entspannt und in aller Ruhe, ohne beim Lesen das stressige Gefühl zu haben, mindestens ein bis zwei Romane pro Woche schaffen zu müssen, um einen ausreichenden Gegenwert für meine 9,99 € pro Monat zu erhalten.

Auch als Autor gefallen mir Amazons neue Regeln nicht wirklich. Durch den strikten Fokus auf der tatsächlich gelesenen Seitenzahl fördert Amazon cliffhangerlastige Schema-F-Literatur, mit der sich die Autoren "dank" KDP-Select auch noch exklusiv an Amazon binden müssen.

Natürlich wird es auch Autoren geben, die von den neuen Abrechnungsmodalitäten profitieren und die zukünftig einen noch größeren Anteil des monatlichen Fonds erhalten. Doch viele andere Autoren werden in den nächsten Monaten ernüchtert feststellen müssen, dass KDP Unlimited sich für sie zu einen großen Verlustgeschäft entwickelt, da die Ausleihen ganz klar zu Lasten der regulären Buchverkäufe gehen. Und irgendwann kommt man dann an den Punkt, an dem man abwägen muss, ob man seine Bücher wirklich weiter bei KDP Select angemeldet lassen will, nur um zwischendurch mal eine Gratis-Werbeaktion schalten zu können.

Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des nächsten Jahres nach und nach eine deutliche strukturelle Änderung in der Kindle-Unlimited-Leihbibliothek erleben werden. Weniger Sachbücher und deutlich weniger Kurzgeschichten (da viele Sachbuch- und Kurzgeschichten-Autoren aufgrund der Änderungen ihre eBooks nach und nach aus KDP Select abziehen werden und stattdessen das Potential einer zusätzlichen Veröffentlichung über den starken Konkurrenten Tolino Media nutzen), dafür immer längere Romane, die ihre Handlung immer weiter auswalzen und dabei versuchen, immer noch spannend genug zu bleiben, um die Leser bei der Stange zu halten. Doch wer überlegt, auf diesen Zug aufzuspringen, sollte dabei an das Zitat des guten alten Goethe denken: "Getretener Quark wird breit, nicht stark." ;-)


WritersWorkshop E-Zine

Dem Wort auf der Spur: plötzlich

Gastartikel von Jens-Michael Volckmann

Woher stammt eigentlich das Wort “plötzlich”?

Er rannte so schnell er konnte. Immer wieder riskierte er kurze Blicke über seine Schulter. Durch den dichten Regen konnte er kaum etwas sehen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und seine Schritte donnerten über das Kopfsteinpflaster. Er musste ihn nicht sehen oder hören. Er war noch da. Das wusste er genau. “Nur noch durch die Eisenbahnunterführung, dann bin ich in Sicherheit”, dachte er und schaute noch einmal zurück in das nasse Grau. Plötzlich verloren seine Füße den Halt. Fanden keinen sicheren Tritt und rutschten über die glitschigen Steine der unebenen Straße. Mit Wucht schlug er auf dem Boden auf.

Vermutungen

“Plötzlich” ist ein Adjektiv und beschreibt als solches den Zustand bzw. das Merkmal einer Sache. Adjektive werden aus Substantiven gewonnen, die nach eventueller Umformung des Substantivs auf die Ableitungssilben -ig, -isch oder -lich enden. “Plötzlich” ist also das Adjektiv zu einem unbekannten oder in Vergessenheit geratenen Substantivs namens “Plötz” oder vielleicht auch “Plotz”.

Noch nie gehört? Ich auch nicht.

Aber mal weiter überlegen. Wann verwenden wir “plötzlich”?

Genau dann, wenn etwas Unerwartetes oder Überraschendes geschieht. Ich rutsche plötzlich aus. Ich komme endlich von der Arbeit nach Hause, ziehe meinen Anzug aus und gehe nur mit einer Boxershorts bekleidet ins Wohnzimmer und stehe plötzlich vor all meinen Freunden, die eine Überraschungsparty für mich organisiert haben.

Der/die/das Plötz oder Plotz könnte also etwas mit einer Überraschung zu tun haben. Vielleicht das mittelalterliche Pendant zu einer Überraschungsparty? “Komm morgen kurz vor Sonnenuntergang in die Schänke! Wir wollen für Wilhelm einen ordentlichen Plotz veranstalten! Und bring Bier mit!” Nein, wahrscheinlich nicht.

Blitz und Donner

Ein Blick in etymologische Wörterbücher zeigt, dass die Annahme, dass “plötzlich” von Plotz/Plötz kommt, gar nicht so verkehrt ist. Die Gebrüder Grimm schreiben in ihrem Wörterbuch: “plötzlich” wurde früher auch als plotzlich, plutzlich oder plützlich verwendet. Es geht zurück auf Plutz und lehnt sich auch an Blitz an. Was wir als Steigerung “urplötzlich” kennen, war ursprünglich urblitzlich beziehungsweise urblützlich. Eine klangliche Ähnlichkeit zu “urplötzlich” lässt sich mit Leichtigkeit erkennen. Der Blitz, der unerwartet in einen Baum oder ein Gemäuer einschlägt, ist also einer der Ahnen unseres “plötzlich”.

Frühe Comicsprache

Aber was ist nun der oder das Plutz?

Folgen wir den Spuren weiter, die Jacob und Wilhelm Grimm gefunden haben, dann führt uns der Plutz in den Bereich der Interjektionen. Eine Interjektion ist der Ausruf einer Gefühlsregung in der geschriebenen und gesprochenen Sprache. Häufig auch als Zwischenruf zu erkennen. “Noch mehr Bier? Hui!” Hui ist hier die Interjektion.

Die Gebrüder Grimm zitieren Luther und verweisen darauf, dass Plutz nur eine andere Schreibung von Plotz sei: “da hebt sichs denn, da gehets plitz plotz, wer da ligt der ligt.” Von plitz plotz ist es nicht weit bis plitz platz. Und von dort naheliegend: Plitsch platsch, durch die Pfütze gerannt und hingefallen (wer da liegt, der liegt).

Der Plotz als Interjektion ist eine Lautmalerei, also die sprachliche Manifestation eines Geräusches, auf das man verweisen will. So wie Batman und Superman mit Bang, Tschroooom, Zoom ihre Kämpfe bestreiten, ist der Plotz das Geräusch eines schnellen und harten Aufschlags. Verwendung fand es als auf den Plotz oder auch schon als Adjektiv bzw. Adverb deutlich verkürzt plotz: “Sie waren erstaunt ob meiner plotzen Rückkehr.”

In abgewandelter Form war auch die Rede von Blotz, was wiederum auf Blitz verweist. Hier schließt sich der Kreis, wenn wir an Ausdrücke des Staunens ob etwas Unerwartetem denken: Blitz und Donner und Knall und Fall oder einfach nur kurz Plotz.

Unser heutiges plötzlich entspringt also dem wortgewordenen Geräusch eines schweren und unerwarteten Sturzes. “Batman stolperte und PLOOOOOTZ! lag er auf dem Boden!”

Stilfrage

Empfiehlt es sich, plötzlich in Romanen, Novellen und Kurzgeschichten zu verwenden?

Es spricht nichts dagegen, es in die gesprochene Sprache zu integrieren. Interjektionen sind Teil unserer Umgangssprache, Vehikel, um Gefühle und Meinungen kürzer und knapper zu transportieren, als es uns in wohlformulierten Sätzen möglich wäre. “Plötzlich” passt in die Dialoge der Protagonisten, kann ein typisches sprachliches Mittel für einen Charakter sein, der in Berichten auf für ihn unerwartete Änderungen und Entwicklungen verweist. Die gesprochene Sprache in Dialogen lebt von einer Strukturierung, die auf nachfolgende Aussagen hinweist.

Außerhalb von Dialogen ist “plötzlich” ein unnötiges Füllwort, das sogar stört und den Lesefluss beeinflusst. Es verweist auf eine unerwartete Entwicklung, die damit aber den Charakter des Unerwarteten verliert und nicht mehr zu überraschen in der Lage ist. Sobald wir “plötzlich” lesen, wissen wir bereits, dass sich etwas überraschend ändern wird und werden zwangsläufig von der Änderung weniger überrascht. Stoße ich in meinen Manuskripten auf “plötzlich”, so lösche ich es sofort und lese die Passage erneut. Werde ich von der Wendung, auf die “plötzlich” verwiesen hat, nicht überzeugt, dann weiß ich, dass ich daran noch arbeiten muss. Beispielsweise indem ich den Kontrast erhöhe oder den Satzrhythmus ändere.

Mein Tipp: “Plötzlich” unbedingt in die Liste der Wörter aufnehmen, die in Überarbeitungsschritten getilgt oder zumindest genau überprüft werden sollten.


Jens-Michael VolckmannJens-Michael Volckmann, Jahrgang 1983, ist Schriftsteller, Regionalwissenschaftler, angehender Technik- und Wissenschaftshistoriker sowie Literaturwissenschaftler. Vor allem aber ist er Besitzer eines kurvenreichen Lebenslaufs, was wohl eine der besten Voraussetzungen für das Erzählen von Geschichten sein dürfte. Im September 2014 wurde seine politisch aktuelle Kurzgeschichte „Neunundneunzig Namen“ in das lektorierte Kurzgeschichten-Programm Kindle Singles von Amazon.de aufgenommen.

Auf seinem Blog (http://jmvolckmann.de/blog) berichtet Jens-Michael Volckmann über seine schriftstellerischen Tätigkeiten und seine Liebe zur geschriebenen Sprache. Im Rahmen seiner Glosse „Alltagswahnsinn mit Kindern“ gibt er dort außerdem humorvolle Einblicke in das Leben als schreibender und studierender Vater zweier Kinder im Kindergartenalter.

Neben der Schriftstellerei und dem Studium engagiert sich Jens-Michael Volckmann in der Suchtprävention bei Karuna Prevents. Dort moderiert er Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche und klärt über die Gefahren des Konsums von Suchtmitteln auf. Seinem Geburtsort ist er treu geblieben und lebt mit seiner Familie in Berlin.


 

WritersWorkshop E-Zine


SoftMaker Office 2016 - das beste Office-Paket für Schriftsteller

Artikel von Richard Norden

Das Nürnberger Softwarehaus SoftMaker hat vor wenigen Wochen eine neue Version ihres beliebten Office-Pakets "SoftMaker Office" veröffentlicht. Mit "SoftMaker Office 2016" treten sie nicht nur in direkte Konkurrenz zu "Microsoft Office", sondern haben zugleich auch das beste Office-Paket für Schriftsteller produziert - wobei letzteres keine Aussage von SoftMaker, sondern mein persönliches, vorweggenommenes Fazit ist.

"SoftMaker Office soll besser sein als Microsoft Office?" wird sich jetzt vielleicht mancher Leser skeptisch fragen.

Für Schriftsteller definitiv. Und nicht nur besser, sondern auch günstiger. Aber fangen wir einfach mal vorne an...

Standard oder Professional?

SoftMaker Office 2016 ist in zwei verschiedenen Varianten erhältlich: als günstigere Standard-Version und als Professional-Version. Ein wichtiger Punkt vorweg: Für Schriftsteller ist quasi nur die teurere Professional-Version interessant. Man sollte keinesfalls an der falschen Stelle sparen und aus Kostengründen zur günstigeren Standard-Version greifen.

Zwar kostet die Professional-Version 30 Euro mehr als die Standard-Version (bzw. beim günstigeren Upgrade-Preis immer noch 20 Euro), doch diesen Mehrpreis ist sie definitiv wert. Aber dazu gleich mehr.

Genau wie Microsoft Office besteht auch SoftMaker Office aus Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationen und einem Email-Programm. Alles sehr gute und leistungsfähige Programme, aber in diesem Artikel will ich mich ausschließlich mit TextMaker 2016, der Word-Konkurrenz von SoftMaker beschäftigen - denn die Textverarbeitung ist schließlich der Teil des Office-Pakets, den man als Schriftsteller nun mal am häufigsten benötigt.

Klassische Menüs statt klobiger Ribbons

Sehr angenehm finde ich bei SoftMaker Office, dass die Entwickler sich nicht der neuen Unsitte mit den klobigen Ribbon-Menüs am oberen Bildschirmrand angeschlossen haben, auf die Microsoft bereits seit Office 2007 setzt und die in der Praxis äußerst unübersichtlich und schlecht bedienbar sind. Ganz zu schweigen davon, dass die Ribbon-Menüs auf Geräten mit kleiner Bildschirmdiagonale wie Netbooks oder Windows-Tablets viel zu viel wertvollen Bildschirmplatz einnehmen. Doch dieses Problem hat man mit SoftMaker Office nicht.

Bei SoftMaker findet man auch in der neuen 2016er-Version immer noch die klassischen Dropdown-Menüs mit Icons und Tastatur-Shortcuts - allerdings mit ein paar pfiffigen Extras. Denn auch diesen Menüs hat SoftMaker in der neuen Version an verschiedenen Stellen ausklappbare Schnellwahl-Fenster spendiert, mit denen sich das Programm noch schneller und intuitiver bedienen lässt.

eBooks im ePub-Format direkt aus Office heraus erzeugen

Sehr gelungen ist auch der Dokumenten-Export. Mit der neuen 2016er-Version kann man nicht nur eBooks im PDF-Format erzeugen, sondern sogar im ePub-Format. Mit diesem äußerst nützlichen Feature setzt sich SoftMaker von allen Konkurrenzprodukten ab, denn einen direkten ePub-Export bietet weder Microsoft Office noch die kostenlose Konkurrenz von OpenOffice bzw. LibreOffice.

Über den Export-Dialog kann man nicht nur das eigentliche Manuskript ins ePub-Format konvertieren, sondern auch direkt das Coverbild hinzufügen und die zugehörigen Metadaten pflegen. Mit wenigen Mausklicks vom Manuskript zum fertig aufbereiteten eBook - einfacher und komfortabler geht es kaum.

Doch so richtig interessant wird es erst, wenn man sich die zusätzlichen Leistungsmerkmale der Professional-Version ansieht...

Duden-Korrektor, Universalwörterbuch und Fremdwörterbuch

Viele von Ihnen kennen bestimmt den Duden-Korrektor, den es lange Zeit als Add-In für Microsoft Word und OpenOffice gab. So wie der Duden der Standard unter den Wörterbüchern ist, ist auch der Duden-Korrektor die beste und leistungsfähigste Rechtschreib- und Grammatikprüfung, die es für den PC gibt.

Leider hat sich das Bibliographische Institut Mitte 2014 entschieden, den Duden Korrektor nicht mehr weiter anzubieten. SoftMaker hat diese Gelegenheit genutzt, um Nägel mit Köpfen zu machen und sich einen mächtigen Vorsprung vor den anderen Office-Paketen zu sichern. Denn in "SoftMaker Office Professional" ist der Duden-Korrektor, der nach wie vor vom selben Entwicklerteam wie bisher betreut und weiterentwickelt wird, weiterhin enthalten.

Zusätzlich zum Duden-Korrektor (der allein schon ein äußerst nützliches Werkzeug darstellt) enthält die Professional-Version von SoftMaker Office das Deutsche Universalwörterbuch von Duden, das Große Fremdwörterbuch von Duden und vier Langenscheidt Wörterbücher. Abgerundet wird das Komplettpaket durch einen sehr leistungsfähigen und ausgereiften Thesaurus.

Wenn man Printbücher layouten will, ist man mit SoftMaker Office ebenfalls gut beraten. Denn auch in dieser Beziehung geht der Funktionsumfang von TextMaker über das hinaus, was Microsoft Word bietet. Manche Funktionen von TextMaker wie echte Master-Seiten erinnern mehr an ein vollwertiges Desktop-Publishing-Programm als an eine 'einfache' Textverarbeitung.

40 € beim Kauf sparen durch den Upgrade-Trick

Auch beim Kauf von SoftMaker Office kann man noch ein richtiges Schnäppchen machen, denn SoftMaker bietet das stark vergünstigte Upgrade auf die neue 2016er-Version nicht nur für Besitzer der direkten Vorgängerversion an, sondern auch als Crossgrade für Besitzer einer beliebigen früheren Version von SoftMaker Office, Ashampoo Office oder FreeOffice.

Selbst wenn Sie also noch nie eine Version von SoftMaker Office hatten, können Sie sich also den günstigen Upgrade-Preis sichern, indem Sie sich zunächst das kostenlose FreeOffice von SoftMaker (http://www.freeoffice.com/de) herunterladen und registrieren und anschließend für nur 59,95 € von FreeOffice auf SoftMaker Office 2016 Professional upgraden. 40% gespart - das nenne ich mal ein echtes Schnäppchen.

Bei diesem Preis kann Microsoft Office nicht einmal annähernd mithalten - weder mit den Kaufversionen noch mit den Miet-Versionen (Office 365). Selbst eine nur ein Jahr gültige Miet-Lizenz "Office 365 Home" ist teurer als der günstige Upgrade-Preis für "SoftMaker Office 2016 Professional", mit dem Sie das Office-Paket auf bis zu 3 PCs gleichzeitig nutzen können.

Schnell und portabel - Office in der Hemdtasche

Ein weiterer unschätzbarer Vorteil von SoftMaker Office ist, dass man nach der normalen Installation auf dem eigenen PC als "Ableger" eine portable Version des Office-Pakets auf einem USB-Stick installieren und überall hin mitnehmen kann. Gerade wenn man viel unterwegs ist und häufig auf unterschiedlichen PCs arbeitet, ist das eine tolle Sache - so hat man sein komplettes Büro auf einem Stick in der Hemdtasche dabei.

Dazu kommt, dass SoftMaker Office alles andere als hardwarehungrig ist und auch auf älteren Rechnern oder Geräten mit schwächerer Hardware (Netbooks, Windows Tablets...) schnell und sauber läuft.

Und während das aktuelle Microsoft Office nicht mehr unter älteren Betriebssystem-Versionen wie XP oder Vista installiert werden kann, läuft SoftMaker Office 2016 unter allen Windows-Versionen von Windows XP bis hin zum brandneuen Windows 10.

Fazit

Wenn man SoftMaker Office mit anderen Office-Paketen vergleicht, sollte man es dem ebenfalls kommerziellen Microsoft Office gegenüberstellen - und diesen Vergleich gewinnt SoftMaker gerade bezogen auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Schriftstellern definitiv.

Natürlich gibt es mit LibreOffice und OpenOffice auch kostenlose Konkurrenz, doch diese bietet weder die ausgereifte Rechtschreib- und Grammatik-Prüfung mit dem integrierten Duden-Korrektor, noch die integrierten Wörterbücher oder komfortable Features wie den ePub-Export als fertig formatiertes eBook.

Aus meiner Sicht ist der günstige Upgrade-Preis für "SoftMaker Office 2016 Professional" eine der besten Investitionen, die man zur Zeit als Schriftsteller machen kann.

Sie finden SoftMaker Office unter http://www.softmaker.de/office.htm. Unter http://www.softmaker.de/ofdemo.htm können Sie sich auch eine Demo-Version herunterladen, die Sie 30 Tage lang kostenlos ausprobieren können.


WritersWorkshop E-Zine

CreateSpace - ein Erfahrungsbericht

Gastartikel von Christian Grahn

Als Selfpublisher muss man sich früher oder später damit beschäftigen, wie man seine Bücher vermarkten möchte: ob als E- Book, gedruckt oder beides.

Als ich begonnen habe, das Schreiben ernsthafter zu betreiben, wurde ich schnell bei Amazon fündig. Dort kann man mit Kindle Direct Publishing und Create Space beides abdecken. Da ich selbst einen Kindle habe und Amazon in Deutschland nach wie vor den größten Marktanteil hat, hielt ich dies für die beste Lösung.

Ich möchte meine Bücher hauptsächlich als E-Books vertreiben, habe aber gedruckte Bücher nie ausgeschlossen. Daher habe ich mir auch CreateSpace angesehen und dort ein Konto eingerichtet. Kostet ja nichts. Ich musste allerdings feststellen, dass CreateSpace in Amerika sitzt. Eigentlich kein Problem, da Englisch für mich keine Hürde darstellt. Als es dann aber daran ging, die eigenen Daten zu vervollständigen, bemerkte ich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Da CreateSpace ein amerikanisches Unternehmen ist, werden pauschal von allen Tantiemen, die man durch Verkäufe bekommt, 30% als Steuern einbehalten. Es sei denn, man hat eine amerikanische Steuernummer, EIN oder ETIN. Das war natürlich nicht so schön. Was also tun? Ich habe mich dann im Internet informiert, wie man eine solche Steuernummer bekommen kann, und musste feststellen, dass es zwar nicht unmöglich, aber ziemlich aufwendig ist. Daher war für mich an dieser Stelle mit dem Plan eines gedruckten Buchs über CreateSpace erst mal Schluss. Ich beschloss, mich vorerst auf E-Books zu konzentrieren.

Nun arbeite ich im Moment allerdings an einem Projekt, das in gedruckter Form eine sehr gute Figur machen würde. Dabei handelt es sich um ein Sachbuch, bei dem es um Cocktails geht. Als es mit der Planung dieses Projekts konkreter wurde, blieb mir keine andere Wahl, als mich erneut mit dem Thema CreateSpace und Steuern zu befassen. Ich habe mich für CreateSpace entschieden, da ich mein Buch auch übersetzen will und dann für die englische und die deutsche Version nur einen Distributor haben möchte. So handhabe ich es bei meinen E-Books auch: Ich bin bei Narcissus, der weltweit Shops beliefert, und habe dort mein bisheriges Buch auf Deutsch und auf Englisch veröffentlicht.

Also loggte ich mich nach über einem Jahr erstmals wieder in meinen Account bei CreateSpace ein. Unter "My Account" gibt es dort die Rubrik "Royalty Payment Profile", in der ich nachlesen wollte, wie dies genau läuft und was man dafür alles braucht. Sofort wurde ein Button angezeigt, auf dem stand, dass meine Steuerdaten noch nicht komplett seien. Diesen klickte ich kurzerhand an.

Zu meiner großen Überraschung stellte ich fest, dass CreateSpace seit meinem letzten Login die Steuerdatenerhebung komplett neu gestaltet hatte. Man wird nun einfach und verständlich durch den Prozess geführt - und das Beste ist, dass man keine amerikanische Steuernummer mehr benötigt. CreateSpace hat offenbar mitbekommen, dass es ein Steuerabkommen zwischen Deutschland und Amerika gibt. Anhand des Wohnsitzes, den man angeben muss, merkt CreateSpace, ob ein Steuerabkommen vorliegt. Man bekommt einen entsprechenden Hinweis und kann dann ein weiteres Formular ausfüllen. Dort muss man dann neben seiner Adresse und anderen Daten auch seine deutsche Steueridentifikationsnummer angeben. Sobald alles ausgefüllt ist, druckt man das Formular aus, unterschreibt es und schickt es per Post an eine Adresse in Amerika, die einem auf der CreateSpace-Seite genannt wird. Bis zum Eingang des Formulars erscheint im eigenen CreateSpace-Account eine dementsprechende Nachricht. Ich schickte das Formular also los und hatte es damit endlich aus dem Kopf. Erst zwei Wochen später dachte ich wieder daran, dass ich da ja das Schreiben mit meiner Steuer-Identifikationsnummer nach Amerika geschickt hatte. Also schaute ich wieder in die entsprechende Rubrik meines Accounts - und siehe da:

Screenshot CreateSpace

Seither ist bei mir für die Steuer alles in Ordnung. Wenn ich nun also über CreateSpace veröffentliche, bekomme ich die Tantiemen komplett ausgezahlt. Es wird nichts mehr einbehalten, ich muss die Einnahmen nur in meiner normalen Steuererklärung angeben.

Die Bearbeitung des Formulars seitens CreateSpace war unglaublich schnell: Ich habe es am 3. Mai abgeschickt und wie man auf dem Screenshot sieht, ist die Meldung in meinem Account bereits vom 6. Mai. Also haben sie es anstandslos akzeptiert.

Ich finde, dass CreateSpace es genau richtig macht. Das Ziel muss sein, es dem Kunden so einfach wie möglich zu machen und unnötige Hürden zu entfernen. Davon kann sich manch anderer Anbieter eine Scheibe abschneiden.

Wer also seine Werke auch in gedruckter Form direkt über Amazon anbieten möchte, dem kann man CreateSpace nur ans Herz legen. Die leidige Steuernummer-Problematik ist jetzt jedenfalls kein Hindernis mehr.

Christian GrahmChristian Grahn wurde 1978 in Kiel geboren. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum Tischler studierte er Innenarchitektur. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Henstedt-Ulzburg, im Norden von Hamburg.

Christian kam erst relativ spät zum Schreiben. Als begeisterter Rollenspieler hat er sich gerne Hintergrundgeschichten zu seinen Charakteren ausgedacht, aber immer nur im kleinen Rahmen. Jedoch wuchs allmählich das Interesse, ganze Geschichten und Romane zu schreiben. Christian nutzt heute seine Zeit neben Beruf und Familie, um Science-Fiction- und Fantasygeschichten und -romane zu schreiben.

Wer mehr erfahren möchte, kann dies auf Christians Webseite www.christian-grahn.de tun. Besuchen Sie auch sein Autorentagebuch unter blog.christian-grahn.de.

WritersWorkshop E-Zine

Patchwork-Tutorial, Teil 6

"Patchwork" (http://www.autorenprogramm.com) ist ein leistungsstarkes Schreibprogramm für  Roman-, Drehbuch-, Kurzgeschichtenautoren und Blogger. Da das Programm mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von der Gliederung über zur Rechtschreib- und Stilkontrolle bis hin zum Export des fertigen Manuskripts als eBook eine relativ steile Lernkurve hat, wird Martin Danesch, der Entwickler von "Patchwork", in den nächsten Monaten eine Reihe von Tutorials im WritersWorkshop E-Zine veröffentlichen, die den Einstieg in Patchwork und die Nutzung des vollen Leistungsspektrums erleichtern.

Eine 30-Tage-Testversion von Patchwork können Sie im Bereich "Download" von http://www.autorenprogramm.com herunterladen.

Patchwork-Tutorial: Einstieg in die Requisite ›Figur‹

Gastartikel von Martin Danesch

Figuren spielen in Geschichten eine mächtige Rolle, weshalb ihnen in Patchwork große Aufmerksamkeit geschenkt wird. Figuren sind nicht nur der Brennstoff der meisten Geschichten, sondern sie steuern auch ganz unbemerkt Perspektive und Erzählstrang - zumindest sollten sie es. Ist man sich dieses Zusammenhangs nicht bewusst, verwirrt man schnell den Leser mit Sprüngen, was seinerseits die Gefahr in sich birgt, dass er das Buch nicht zu Ende liest, sondern beiseite legt.

Dieses Tutorial führt in die Figuren bei Patchwork ein: wie man sie anlegt, was sie mit Szenen zu tun haben und wie man beide verbindet.

Screenshot Patchwork

Über einen Klick auf die Schaltfläche zur Figurenverwaltung (1) - oder Hauptmenü > ›Ansicht‹ > ›Figuren in den Vordergrund‹ bzw. [Strg+f] - schaltet Patchwork auf den Reiter für die Requisiten (2) um und bringt auch gleich die Figuren nach vorne. Nach Klick auf den Knopf ›Figur hinzufügen‹ (3) wird man nach dem Figurennamen gefragt. Hier gibt man den später in der Geschichte gebräuchlichen Kurznamen an. Keine Sorge: Namen kann man später immer noch ändern und sie werden daraufhin auch in der gesamten Geschichte ersetzt. Dafür braucht man dann lediglich den Kurznamen zu ändern und die daraufhin gestellte Frage »Soll im gesamten Projekt ›Pia‹ durch ›Rita‹ ersetzt werden?« zu bestätigen. Vorsicht allerdings bei Figuren mit dem gleichen Namen: Den Unterschied kann das Programm nicht erkennen! In diesem Sonderfall muss man manuell im Text suchen und ersetzen.

Danach steht die Figur auch schon in der Liste der Figuren (4). Nun kann man unten mit den ersten Details (5) zur Figur beginnen: Unter dem schon bestehen Kurznamen trägt man den vollen Namen ein, bei Alternative beliebig viele weitere, die man durch Kommas voneinander trennt. Unter Bemerkung ist Platz für eine Kürzestbeschreibung der Figur, um in der Liste (4) ein wenig Information vorzuhalten.

Über die Schaltfläche (7) erreicht man, dass die Figuren im Text hervorgehoben werden. Dabei werden alle Namensbestandteile berücksichtigt (siehe eingekreiste Namen), bis hin zu den passenden Genitivformen der Namen (Pias (fünftuntere Zeile),  Franz', Hans'). Ist die Schaltfläche rechts neben (7) aktiv, wird die betroffene Figur in den Vordergrund geholt, sobald man mit dem Cursor im Text über ihren Namen fährt.

Das Feintuning beginnt im Bereich der Beschreibung (6). Dort kann man pro Figur zu den Themen allgemeine Beschreibung, Biografie, Notizen und Entwicklung beliebig viel Text eintragen. Das lichtblau hinterlegte Datum wird später von der Requisiten-Timeline übernommen (siehe Hilfe zur Requisiten-Timeline, bzw. separates Tutorial). Über die Schaltfläche oberhalb des ›w‹ von Entwicklung lassen sich Vorlagen abrufen, die man als Checkliste für die Figurenbeschreibung nutzen kann (näheres dazu nächsten Monat im Tutorial II zu den Figuren).

In ›Bilder‹, dem ganz rechten Reiter, können per Schaltläche oder per Drag&Drop bis zu sechs Bilder pro Figur hinterlegt werden.

***

Zwei weitere Informationen kann man den Figuren direkt mitgeben: durch Drücken der Leertaste in einer Zeile der Liste macht man eine Figur zu einer Hauptfigur; sie bekommt ein Häkchen (1) und wird etwas heller dargestellt. Die Taste [m] macht eine Figur männlich, [w] weiblich und [i] indifferent - entsprechend dann die Symbolbilder in der Spalte (2). An der zweiten Spalte (I) der Liste erkennt man übrigens, ob für die Figur ein Figurenblatt angelegt wurde. Dieses ist aber Thema des nächsten Monat folgenden Tutorials II zu den Figuren.

Screenshot Patchwork

Figuren kann man auch Gruppen zuordnen. Durch Klick auf (3) wird das Gruppenfenster (4) geöffnet. Dort definiert man beliebige Gruppen mit der Schaltfläche [+]. Die Zuordnung zu einer Gruppe erfolgt mittels Drag&Drop: bei (6) die Figurenzeile anfassen und bei der passenden Gruppe in (5) fallen lassen. Daraufhin wird die Gruppe in der Spalte (6) angezeigt.

Über die Schaltfläche (7) kann man die Figurenliste loslösen und als freies Fenster verwenden (siehe nächstes Bild).

***

Das ist vor allem beim Zuordnen von Figuren zu mehreren Szenen praktisch: Szene markieren > Drag&Drop > Szene markieren > Drag&Drop > Szene markieren > Drag&Drop  und so weiter.

Screenshot Patchwork

Die Zuordnung von Figuren zu einer Szene erfolgt also per Drag&Drop. Gleichgültig, ob die Figurenliste angedockt oder freischwebend ist, zieht man die Figur aus der Figurenliste (2) nach rechts in die Requisiten (5). Die Reihenfolge der Figuren in den Szenenrequisiten kann man mit der Maus verändern, indem man sie hinauf- oder hinunterzieht.

Dabei kommt der obersten Figur eine Sonderfunktion zu: sie wird automatisch zum Perspektivcharakter, dem POV (Point of View); in unserem Beispiel hier ist es Numero Uno (6), wie man links der Spalte Perspektive entnehmen kann.

Diese Visualisierung bietet somit eine gute Unterstützung zur Kontrolle der aktuellen Perspektive.

Mehr zum Thema Figuren in Patchwork gibt es kommenden Monat im nächsten Tutorial.

-> Videoclip zum Tutorial

Martin DaneschSeit dreißig Jahren programmiert, schult und betreut Martin Danesch mit seinem Team Software im kaufmännischen Bereich. Neben dieser Arbeit bereist Danesch gerne fremde Länder, setzt sich mit Quantenphilosophie auseinander und schreibt seit vielen Jahren Sachbücher und belletristische Texte.

Auf der Suche nach einem passenden Programm für Autoren, mit dem man nicht nur schreiben, sondern auch die weitläufigen das Schreiben begleitenden Arbeiten abdecken kann, fand er viel Gutes, aber nicht das für seine Bedürfnisse Ideale. So besann er sich seiner Programmiererwurzeln und startete zum Jahreswechsel 2013/2014 das Projekt Patchwork. Er selbst dürfte der am meisten begeisterte Anwender sein: »Es macht einfach riesig Spaß, wenn man sich selbst seine Programmwünsche erfüllen kann und dann auch noch schreibende Anwenderkolleginen und -kollegen hat, die weitere Ideen beisteuern!«

Die SchreibDilettanten

Marcus Johanus und Axel Hollmann sind "Die SchreibDilettanten". Gemeinsam produzieren die beiden Berliner Schriftsteller jede Woche eine neue Folge ihres Podcasts für Romanautoren, der auf dem MP3-Player bzw. im Autoradio keines Schriftstellers fehlen solltefehlen sollte - und seit Folge 114 zusätzlich auch noch als Vlog bei YouTube.

Hier finden Sie die neuesten Folgen des Podcasts - präsentiert von den beiden Autoren.

Folge 172: Criminale 2015

Mit ein wenig Verspätung berichtet Axel von der Criminale 2015 und versucht, Appetit auf die Veranstaltung im nächsten Jahr zu wecken. Marcus ist aus beruflichen Gründen (ja, wir leben nicht vom Podcasten ;-)) in dieser Woche leider nicht mit von der Partie – sorry!

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 173: Making of „Rissiges Eis“

Wie entsteht ein Roman von A-Z? Wie sieht ein Pitch, wie sieht ein Exposé aus? Am Beispiel von Axels Thriller „Rissiges Eis“ werden die SchreibDilettanten konkret…

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 174: Leserunden bei Lovelybooks

Wie veranstaltet man als Autor eine Leserunde bei Lovelybooks? Was kann man sich hiervon erwarten?

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 175: 5 Fragen, die Autoren zum Hals heraus hängen…

… und was man auf sie antworten sollte.

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog


WritersWorkshop E-Zine

Ihr Artikel im WritersWorkshop E-Zine?

Wenn auch Sie einen Gastartikel für das WritersWorkshop E-Zine schreiben möchten, schreiben Sie bitte eine kurze Mail mit dem Betreff "Gastartikel" über mein Kontaktformular.

Gastartikel sollten eine Länge von mindestens 500 Wörtern haben (gerne länger...) und Themen rund ums Planen, Schreiben, Veröffentlichen oder Vermarkten von Büchern oder Kurzgeschichten behandeln.

Bitte schicken Sie nicht direkt den Artikel, sondern zunächst nur einen Themenvorschlag und einen kurzen Link zu Ihrer Autorenhomepage oder Ihrem Blog, auf das ich natürlich gerne verlinke, wenn Ihr Artikel veröffentlicht wird.

Ihre Meinung zählt...

Das WritersWorkshop E-Zine ist ein leserorientiertes Magazin. Um es mit jeder Ausgabe noch ein wenig besser zu machen, ist mir Ihr Feedback wichtig. Schreiben Sie mir einfach, welche Artikel Ihnen besonders gut gefallen haben oder über welche Themen Sie in Zunkunft gerne mehr lesen würden. Oder haben Sie Fragen rund ums kreative Schreiben, die Sie gerne in einer der nächsten Ausgaben des WritersWorkshop E-Zines behandelt sehen würden? Für alle Fragen, Vorschläge und Anregungen stehe ich Ihnen gerne per Mail über mein Kontaktformular zur Verfügung.

Bildnachweis

Portrait Marcus Johanus (C) Thore Wetzel
Portrait Stephan Waldscheidt (C) Stephan Waldscheidt
Portrait Christian Grahn (C) Christian Grahn
Portrait Jens-Michael Volckmann (C) Jens-Michael Volckmann
Portrait Martin Danesch (C) Martin Danesch
Screenshots Patchwork (C) Martin Danesch

(C) 2015 Richard Norden / WritersWorkshop.de            Impressum            Kontakt