.

WritersWorkshop E-Zine

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Die Todesspirale bei Romanserien - und wie man sie vermeidet

Morgen richtet der Mann im Aufzug die Waffe auf Sie: Echte und spekulative Vorausblenden

Warum Sie Ihren Roman mit dem Klappentext beginnen sollten

Scrivener-Tutorial: Das Schnellreferenzfenster

Wie Sie Rezensionsexemplare von eBooks vor unerlaubter Weitergabe schützen

6 Regeln für unsichtbare Prosa

3 Gründe, Warum Autoren Crowdfunding nutzen sollten

Patchwork-Tutorial: Texte prüfen

Die SchreibDilettanten

    Folge 155: Fragen und Antworten Teil 3

    Folge 156: Top 10 der unterschätzten Filme

    Folge 157: Schreibgruppen

    Folge 158: Wie schütze ich meine Schreibzeit?

Ihr Artikel im WritersWorkshop E-Zine?

Ihre Meinung zählt

Bildnachweis und Impressum

Editorial

Herzlich willkommen zur fünfundsechzigsten Ausgabe des WritersWorkshop E-Zines. Den Download-Link für die PDF-Version finden Sie unter diesem Artikel. Falls Sie das WritersWorkshop E-Zine gerne auf Ihrem Kindle oder Ihrem ePub-Reader lesen möchten, kann ich Ihnen das "Send to Kindle"-Plugin von Amazon (Chrome / Firefox) oder für ePub-eBooks das Firefox-Addon GrabMyBooks (http://www.grabmybooks.com) empfehlen.

Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt (was ich natürlich hoffe), dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weiterleiten, die sich ebenfalls fürs kreative Schreiben interessieren.

Falls Sie den Link zu diesem E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig das kostenlose monatliche Schreibmagazin auch direkt am Erscheinungsdatum per Mail erhalten möchten, können Sie das WritersWorkshop E-Zine kostenlos unter http://Ezine.WritersWorkshop.de/Anmeldung.html abonnieren - ich freue mich über jeden neuen Leser!

Download as PDF


WritersWorkshop E-Zine


Die Todesspirale bei Romanserien - und wie man sie vermeidet

Artikel von Richard Norden

Bei den meisten Romanserien ist es so, dass alle Bände der Serie denselben Protagonisten haben. Dieser Ansatz hat sowohl Vor- als auch Nachteile.

Die Vorteile scheinen auf den ersten Blick offensichtlich: Der Leser hat eine Identifikationsfigur, die er (hoffentlich) ins Herz schließt und mit der er mitfiebert. Und wenn ihm die Geschichte gefallen hat, wird er es hoffentlich kaum erwarten können, weitere spannende Abenteuer desselben Helden zu erleben.

Doch hier beginnen auch schon die Nachteile, denn das Potential einer solchen Serie ist von Natur aus beschränkt. Romane ziehen einen guten Teil ihres Reizes daraus, dass der Protagonist im Laufe der Handlung wächst, seine Schwächen überwindet, seine inneren Dämonen und Ängste besiegt und schließlich aufgrund seiner erfolgreichen Transformation den Sieg davonträgt.

Das funktioniert wunderbar bei einem Einzelroman und es funktioniert auch bei einer in sich geschlossenen Romanserie aus mehreren, aufeinander aufbauenden Bänden wie zum Beispiel den Harry-Potter-Büchern von J.K. Rowling.

Auch wenn es sich in diesem Fall um sieben einzelne Romane handelt, von denen jeder sein eigenes Finale hat, werden diese dennoch durch einen übergreifenden Handlungsbogen (Harry Potter muss versuchen, die Rückkehr von Lord Voldemort zu verhindern) zu einer in sich geschlossenen Saga verknüpft.

Das merkt man auch den einzelnen Bänden an, denn obwohl Harry und seine Freunde in jedem der ersten sechs Bände einen wichtigen Teilsieg davontragen, ist dennoch stets klar, dass sie zwar eine Schlacht, aber noch nicht den kompletten Krieg gewonnen haben.

Genauso verteilt sich auch das Wachstum von Harry Potter vom verschüchterten Jungen, der bei seinen Muggel-Verwandten in einem kleinen Verschlag unter der Treppe hausen muss, zum mächtigen und entschlossenen Zauberer, der sich seinem Schicksal stellt, um den dunklen Lord im Kampf Mann gegen Mann ein für allemal zu besiegen, auf sieben Bände.

Trotz der geschickt gewählten Struktur (je Band ein Schuljahr) handelt es sich bei Harry Potter um eine durchgängige Handlung. Bereits im ersten Band ist klar, dass es erst im letzten Band der Serie zur alles entscheidenden letzten Konfrontation zwischen Harry und Lord Voldemort kommen wird.

Die Sache sieht jedoch schon anders aus, wenn es sich um eine Serie weitgehend voneinander unabhängiger Einzelbände handelt, von denen jeder eine in sich abgeschlossene Handlung hat: Der Protagonist gerät in ein Abenteuer, übersteht verschiedene Gefahren und schafft es am Ende, sein Ziel zu erreichen.

Viele Serien unterschiedlicher Genres basieren auf diesem Modell. Nicht nur die ganzen Krimi- und Thrillerserien von Miss Marple über Alex Cross bis hin zu James Bond, sondern auch beispielsweise die zahllosen Fantasy-Abenteuer rund um Conan, den Barbaren, und andere Seriencharaktere.

Schon aufgrund der Natur einer solchen Serie haben wir hier jeweils einen statischen Protagonisten, der sich im Laufe der Serie nicht (oder kaum) weiterentwickelt. Das Problem ist dasselbe wie bei den Superhelden-Comicserien: Nach einer ersten "Genesis"-Geschichte, in der der Protagonist vom Normalsterblichen zum Superhelden mutiert und seine neu erlangten Fähigkeiten sogleich im Kampf gegen einen gefährlichen Gegner erproben muss, bleiben die Fähigkeiten des Superhelden im Laufe der Serie meist konstant. Denn schließlich wäre es nach den ersten paar Bänden kaum noch möglich, den Helden im Kampf gegen immer mächtigere Gegner immer weiter wachsen und stärker werden zu lassen, ohne ihm irgendwann geradezu gottgleiche Kräfte zu verleihen. Selbst wenn der Autor das versuchen würde, könnte sich schon bald kein Leser mehr mit dem Helden identifizieren. Denn beim Lesen identifizieren wir uns nicht mit den Stärken des Protagonisten, sondern in erster Linie mit seinen Schwächen.

Ein statischer Protagonist hat feste Stärken, aber auch feste Schwächen, die er im Laufe der Serie niemals überwinden wird und die für den Leser fest zur Persönlichkeit des Helden dazu gehören. Denken Sie nur an Indiana Jones und seine Angst vor Schlangen.

Solche statischen Helden sind für den Leser eine Konstante. Er weiß, was ihn erwartet - wie bei einem guten Essen, das nur jedes Mal vom Küchenchef etwas anders angerichtet wird. Wir kennen die Zutaten des Rezepts und wissen daher schon, dass es uns schmecken wird.

Wir wissen, dass wir es beim nächsten Bond-Film vermutlich wieder mit einem größenwahnsinnigen Schurken, schönen Frauen, exotischen Handlungsorten und einem souveränen James Bond zu tun bekommen, der sich nicht zuletzt auch auf die technischen Gimmicks aus dem Labor von Q verlassen kann.

Doch dieses Gefühl, zu wissen, was einen erwartet, kann auch zum Nachteil werden. Genau wie Formel-1-Rennen langweilig wurden, als Michael Schumacher nahezu jedes Rennen gewann, und Boxkämpfe ihre Spannung verloren, seit kaum noch ein Gegner sich auch nur über die volle Distanz gegen Klitschko auf den Beinen halten kann, wird es irgendwann langweilig, einen Serien-Veteranen wie Bond oder Conan bei seinem nächsten Abenteuer zu begleiten. Wir wissen, dass unser Held überlebt und am Ende gewinnen wird - egal, wie aussichtslos die Situation auch erscheinen mag. Und wir wissen, dass sich seine Situation durch die Ereignisse des Romans nicht maßgeblich verändern wird, da ähnlich wie bei einer nahtlosen Textur das Ende des aktuellen Bandes stets einen nahtlosen Übergang zum Start des nächsten Buchs bilden muss.

Vielleicht kennen Sie auch noch diese Legespiele für Kinder, bei denen man Bildkarten in beliebiger Reihenfolge legen kann, da die Landschaft im Hintergrund links und rechts immer in derselben Höhe endet. Genau daran erinnern mich manchmal solche episodenhaften Serien: Meist spielt es keine große Rolle, in welcher Reihenfolge man sich die einzelnen Bände zu Gemüte führt. Nicht nur ist jede Handlung in sich abgeschlossen und hat keinen Einfluss auf die nachfolgenden Bände, sondern auch Querverweise zwischen den einzelnen Bänden sind kaum oder gar nicht vorhanden.

Spätestens nach den ersten paar Bänden wird es daher für den Autor auch immer schwieriger, Ideen für weitere Fortsetzungen zu finden, die den Leser immer noch bei der Stange halten können.

Viele Autoren versuchen, dieses Problem durch eine inflationäre Steigerung der Feinde und Hindernisse zu kompensieren. Es steht immer mehr auf dem Spiel - jetzt nicht mehr nur das Leben des Helden oder seiner Familie, sondern das Schicksal einer ganzen Großstadt, eines Landes oder gar der gesamten Menschheit. Die Feinde werden immer größer und mächtiger, die Hindernisse immer unüberwindlicher und die Handlung zugleich immer unrealistischer.

Doch irgendwann ist auch hier das Ende der Fahnenstange erreicht. "Das Schicksal der gesamten Menschheit steht auf dem Spiel!" ist kaum noch zu toppen - und spätestens wenn der Held zum wiederholten Male zur falschen Zeit am richtigen Ort ist, um im Alleingang die Menschheit zu retten, fällt es auch dem geduldigsten Leser schwer, seinen Unglauben über Bord zu werfen und einfach die adrenalingeladene Action zu genießen.

Ein gutes Beispiel hierfür sind die Romane des australischen Schriftstellers Matthew Reilly. Die bislang fünf Bände (wenn man den Kurzroman "Hell Island" mitrechnet) seiner Scarecrow-Reihe sind wahre Actiongewitter. Von Band zu Band legt Reilly immer noch eine Schippe Dynamit zu und bei jedem Band fragt man sich als Leser, ob Reilly diese Achterbahnfahrt überhaupt noch toppen kann.

Vermutlich fragt auch Reilly sich das mittlerweile selbst - nicht umsonst versucht er, parallel dazu mit den etwas weniger actionlastigen Captain-Jack-West-Romanen ein zweites Standbein aufzubauen.

Doch wie kann man als Autor diese Spirale stoppen, die auf Dauer nur dazu führen kann, dass man die stetig steigenden Erwartungen seiner Leser nicht mehr erfüllen kann und mit jedem neuen Band zwangsläufig einen Teil seiner treuen Leser verliert?

Eine Möglichkeit besteht natürlich darin, immer nur Einzelromane zu schreiben. Jedesmal ein anderer Protagonist, ein anderes Setting und ein anderer Konflikt, der innerhalb dieses einen Buchs zu einem für den Leser befriedigenden Ende gebracht wird.

Doch damit verschenkt man das Potential einer Serie, die Leser der ersten Bände dazu bringen kann, sich auch noch die Folgebände zu holen, um zu erfahren, wie es weiter geht. Ganz zu schweigen davon, dass die Planung aufwändiger wird, da man nicht mehr auf das Setting bzw. Worldbuilding der bisherigen Bände aufbauen kann, sondern jedes Mal wieder von null startet.

Eine recht elegante Lösung für dieses Dilemma kann darin bestehen, eine Serie mit wechselnden Protagonisten zu planen. Hier ist die Konstante der Serie nicht der Protagonist, sondern das Setting bzw. die alles umspannende Rahmenhandlung.

Stellen Sie sich eine Romanserie vor, die sich während eines jahrzehntelangen Krieges zwischen zwei mächtigen Nationen abspielt. Eine solche Rahmenhandlung bietet Platz für Dutzende von Romanen mit den unterschiedlichsten Protagonisten: Soldaten, Spione, Diplomaten und ganz normale Menschen, deren Leben durch den Krieg ins Chaos gestürzt wurde.

Der Kniff ist, diese Geschichten nicht wie bei einem Mammut-Epos wie George R.R. Martins "Lied von Eis und Feuer" zu miteinander verflochtenen Handlungssträngen innerhalb eines gewaltigen, mehrbändigen Epos zu machen, sondern in jedem Band eine komplette Geschichte zu erzählen, die den Verlauf des Krieges (also der Rahmenhandlung) verändert.

Es wäre dennoch ein Fehler, die Handlungen der einzelnen Bände völlig voneinander zu trennen. Vielen Lesern dürfte es schwer fallen, sich für einen neuen Roman zu erwärmen, der außer der Rahmenhandlung nichts mehr mit der gerade zu Ende gelesenen Geschichte zu tun hat.

Führen Sie stattdessen in jedem Band den Protagonisten des nächsten Bands bereits als Nebenfigur ein, die im Laufe der Handlung immer mehr an Bedeutung gewinnt und am Ende vielleicht sogar maßgeblich dazu beiträgt, dass Ihr "aktueller" Protagonist sein Ziel erreicht.

Machen Sie diese Figur geheimnisvoll und interessant. Deuten Sie an, was für ein Potential die Figur hat und welche offenen Rechnungen es in ihrem Leben noch gibt. Wenn Sie dann ein weiteres Abenteuer aus Ihrer Serie mit diesem neuen Protagonisten ankündigen, werden wesentlich mehr Leser bereit sein, auch dem neuen Helden auf seinem Weg zu folgen.

Natürlich müssen Sie Ihren bisherigen Protagonisten nicht nach einem Band "entsorgen" - aber Sie haben die absolute Freiheit. Ihr Protagonist kann am Ende des Romans sein persönliches Ziel erreichen und "glücklich bis ans Ende seiner Tage" weiterleben, während der Leser seinem bisherigen Verbündeten zu neuen Ufern folgt - aber er kann auch sterben, indem er sich beispielsweise heldenhaft für das Überleben der Seinen opfert. Solange er am Ende die Fackel an den neuen Protagonisten weitergibt, der den Kampf nach seinem Tod weiterführen wird, werden die meisten Leser ein solches Ende akzeptieren.

Denken Sie beispielsweise an den Klassiker "Einer flog übers Kuckucksnest": Zwar stirbt Murphy am Ende, doch der "Indianer" schafft es, aus der Anstalt zu fliehen.

Natürlich können Sie Ihren Protagonisten auch zurückkehren lassen - entweder ein paar Bände später mit einem neuen Abenteuer oder als "Gaststar" / Helfer in einer anderen Geschichte. Beides wird die Leser der früheren Bände freuen.

Denken Sie beispielsweise an die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett: Auch hier gibt es Charaktere, die in unterschiedlichen Bänden wiederkehren - mal als Hauptcharakter, mal als Nebenfigur.

Ein positiver Nebeneffekt dieser Serienstruktur ist, dass Sie in den ersten Kapiteln eines neuen Bandes nicht so viel Vorgeschichte einflechten müssen, wie dies bei einer direkten Fortsetzung der Fall wäre, um neu hinzugekommene Leser "auf Stand zu bringen". Kein langatmiges "Was bisher geschah", sondern ein frischer Einstieg in ein neues Abenteuer, der auch neuen Lesern den Einstieg in die Serie erleichtert.

Während ein "Was bisher geschah"-Prolog neuen Lesern so viel Informationen über die Handlung der bisherigen Bände liefert, dass sie nur noch einen geringen Anreiz haben, sich diese auch noch zu holen, ist hier das Gegenteil der Fall. Neue und alte Leser starten quasi auf Augenhöhe in das neue Abenteuer - lediglich die Wirkung der Querverweise, die Sie gekonnt in die Handlung einstreuen, ist eine andere. Während der erfahrene Leser, der auch alle früheren Bände der Serie kennt, wissend nickt und sich an das damalige Abenteuer erinnert, wird der neu eingestiegene Leser neugierig gemacht. Das ist der richtige Platz für Fußnoten, mit denen Sie den Querverweis zu dem Band liefern, auf den sich die ansonsten rätselhafte Bemerkung bezieht. Mit etwas Glück macht dies den Neuleser so neugierig, dass er sich auch noch diesen Band bestellt.

Sie sehen: Der Verzicht auf einen festen Protagonisten kann Ihre Romane nicht nur noch spannender und abwechslungsreicher machen, sondern hält auch Ihnen als Autor alle kreativen Möglichkeiten offen.

Probieren Sie es einfach einmal aus - und wenn es vorerst nur als Gedankenspiel ist. Vielleicht stellen Sie dabei ja fest, dass dies auch für Sie der goldene Mittelweg zwischen klassischer Serie und unabhängigen Einzelromanen ist.


WritersWorkshop E-Zine


Morgen richtet der Mann im Aufzug die Waffe auf Sie: Echte und spekulative Vorausblenden

Artikel von Stephan Waldscheidt

Der Mörder schlich auf sie zu, sein heißer Atem schlug in ihren Nacken, er roch nach Fisch ... Bei dem Geruch musste Marie an die Freitage bei ihrer Oma denken, wo es immer Schlemmerfilet gab. Ach, die Siebziger! Ob iglo oder von dem das war heute immer noch Schlemmerfilet herstellte? Ob es noch immer so hieß? Vermutlich nicht, vermutlich gab es heute einen cooleren Begriff dafür. Obwohl cool, das hatte sie gelesen, ja auch nicht mehr aktuell war. Heute sagte man wohl swap oder wag oder so ähnlich. Wenn sie Schlemmerfilets einen zeitgemäßeren Namen geben müsste, sie würde sie Yummy Fishy nennen, da ja wohl hauptsächlich Kinder das Zeug aßen.

Okay, ein Flashback wie dieser tötet die Spannung. Aber das muss er nicht. Über Flashbacks - Rückblenden - wurde schon viel geschrieben. Was aber ist mit Flashforwards - Vorausblenden? Sie finden sich häufig gerade am Anfang von Romanen.

Etwa im ersten Satz von Harlan Cobens Thriller »Caught« (Dutton International 2010 / eigene Übersetzung / »In seinen Händen«, Page & Turner).

Ich wusste, diese rote Tür zu öffnen, würde mein Leben zerstören.

Das ist eine knappe Variante. Weit längere sind denkbar. Vorausblenden erzählen, was nach der Erzählgegenwart sein wird, blicken eine Stunde, einen Tag, ein Jahr in der Zukunft. Sie erzeugen Spannung vor allem über Kontrast: »Morgen ist die Situation B. Heute ist A. Was muss alles geschehen, damit aus A B wird?«

Je stärker sich Situation A von Situation B unterscheidet und je weniger der Leser vermuten kann, wie sich B aus A ergibt, desto größer die Erwartung und, emotionaler Aufhänger vorausgesetzt, auch die Suspense beim Leser.

Wichtig sind wie so oft auch in der Vorausblende die Details. Je lebendiger die zukünftige Situation ausgemalt wird, desto deutlicher der Kontrast, desto größer die notwendige Veränderung und damit die potenzielle Spannung.

Beispiel. Der Erzähler sagt nicht nur, dass er nächste Woche um diese Zeit um sein Leben kämpfen wird ? er erzählt, dass es in einem U-Boot sein wird und sein Gegner sein eigener Sohn ist. Stand heute weiß der Erzähler noch gar nicht, dass sein Sohn noch lebt und die größte Wasserfläche, die er je gesehen hat, war die des Baggersees im Nachbarort.

Kontrast und Veränderung sind hier denkbar groß und verschaffen dem Leser ein denkbar großes Lesevergnügen.

Eine Sonderform der Vorausblende und fast noch wichtiger ist die spekulative Vorausblende. Bei ihr bleibt die Zukunft ungewiss. Der Erzähler, in dem Fall meist der POV-Charakter (Point-Of-View-Charakter = der, aus dessen Perspektive erzählt wird), malt sich aus, was passieren wird - ein exzellentes Mittel zur Spannungserzeugung.

Im Beispiel aus Dennis Lehanes Thriller »Gone, Baby, Gone« (Bantam 1999, 1998 / eigene Übersetzung / »Kein Kinderspiel«, Ullstein 2000) spekuliert der Erzähler über etwas, was im selben Moment woanders geschieht - was letztlich nicht anderes ist als ein Sonderfall der spekulativen Vorausblende.

Die Co-Ermittlerin des Erzählers soll sich in das Apartment eines Verdächtigen schleichen. Der aber kommt jetzt zurück. Lebensgefahr! Der Erzähler kann sie nicht mehr warnen. Wo ist sie? Er malt sich die Szene detailliert (!) aus. Das leicht Groteske dieser Fantasie unterstreicht die Gefahr.

9:19.
So dumm würde sie nicht sein, in den Fahrstuhl zurückzuspringen, wenn sie wirklich Broussards Nachricht bekommen hätte. Sie steht da und sieht, wie sich die Aufzugtür öffnet, und Chris Mullen steht drin.
Hi, Ange, lange nicht gesehen.
Dich auch nicht, Chris.
Was führt dich zu meinem Haus?
Ich besuche eine Freundin.
Echt? Bist du nicht an diesem Fall des vermissten Mädchens dran?
Warum hast du deine Pistole auf mich gerichtet, Chris?
9:20.
Ich blickte über die Washington zur School Street.
Pooles Blick traf meinen. Er schüttelte überdeutlich den Kopf.
Vielleicht hatte sie die Lobby erreicht, aber wurde vom Sicherheitsmann drangsaliert.
Miss, einen Moment. Ich erinnere mich nicht, Sie hier drin schon mal gesehen zu haben.
Ich bin neu.

Das glaube ich nicht. Seine Hand geht zum Telefon, wählt den Notruf 911 ...

Lehane zeigt, was für ein fantastisches Mittel diese spekulative Vorausblende ist - er erzeugt damit noch eine weitere Ebene Spannung und Suspense.

Die Gefahr dieses Instruments ist, dass Sie dem Leser Fragen wegnehmen, die er sich sowieso selbst gestellt hätte. Wie zum Beispiel »Wird sie es schaffen, aus der Wohnung zu kommen, bevor Chris zurück ist?« Solche Fragen sind überflüssig, da Sie nichts zur Spannung und der Geschichte beitragen und dem Leser das abnehmen, was Sie ihm nicht abnehmen dürfen: die eigenen Gedanken und Spekulationen. Im schlimmsten Fall fühlt er sich vom Autor bevormundet und um sein Lesevergnügen gebracht.

Nimmt aber nicht auch die spekulative Vorausblende ihm genau das ab? Nein. Die Spekulationen und Gedanken des Lesers bleiben auf einer ganz einfachen Ebene, für Komplexeres lassen sie ihm keine Zeit - zumindest nicht, während er liest. Indem Sie eine Szene wie Lehane schreiben oder spezifische Details einflechten, gehen Sie über die Fragen des Lesers hinaus.

Ein weiterer Vorteil der spekulativen gegenüber der echten Vorausblende: Spekulation kann so viel oder so wenig mit den tatsächlichen Ereignissen gemein haben, wie Sie das wünschen. Noch besser: Je detaillierter die Spekulation Ihres Erzählers, desto mehr Raum für Überraschungen, sprich: Abweichungen der Realität von der Spekulation, bleibt Ihnen. Denn eine detaillierte Spekulation klingt glaubwürdiger als eine im Ungefähren gelassene.

Der Leser bekommt auf diese Weise von Ihnen gleich zwei Geschichten zum Preis von einer erzählt: die spekulierte und die tatsächliche.

Erzählökonomie in Reinkultur!
 

Stephan WaldscheidtStephan Waldscheidt. Geboren und aufgewachsen im Saarland. Nach Studium und Arbeit im Marketing freier Schriftsteller. Leibt und lebt in und um Karlsruhe.

Als Paul Mesa schreibt und veröffentlicht er Romane, zuletzt »Insein für Outsider«. Als Stephan Waldscheidt gibt er in seinem Blog schriftzeit.de mehrmals wöchentlich Tipps zum Schreiben von Romanen. Das Schriftzeit-Archiv umfasst inzwischen über 600 Artikel. Daneben berät er Romanschriftsteller und publiziert eine erfolgreiche Reihe von Schreibratgebern, in der bislang zwölf Titel erschienen sind, zuletzt das umfassende Standardwerk »KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher« und der Sammelband "Schreiben hoch 3" mit drei Schreibratgebern zum Preis von zwei. Hier können Sie den schriftzeit-Newsletter für Autoren abonnieren: http://schriftzeit.de/archiv-romane-schreiben, die perfekte Ergänzung zu Richard Nordens E-Zine. Die Leser verzaubern, darum geht es dort wie hier.


WritersWorkshop E-Zine


Warum Sie Ihren Roman mit dem Klappentext beginnen sollten

Artikel von Richard Norden

Wer das Schreiben nicht nur als reines Hobby betrachtet, sondern seine Bucher auch veröffentlichen und vermarkten möchte, weiß, dass das Schreiben eines Buchs nur die halbe Miete ist: Das Buch ist fertig geschrieben, überarbeitet und die Prosa auf Hochglanz poliert - und was nun? Neben dem Buchcover - sozusagen dem Gesicht Ihres Buchs - muss auch noch ein Klappen- bzw. Werbetext her, den man als Buchbeschreibung bei Amazon und anderen Online-Buchhändlern veröffentlichen kann.

Mir ist in diesem Kontext die Bezeichung "Klappentext" wesentlich sympathischer als "Werbetext", auch wenn es bei Taschenbüchern und erst recht bei eBooks mangels Schutzumschlags natürlich keinen Klappentext in seiner ursprünglichen Bedeutung mehr gibt. Allerdings muss ich bei "Werbetext" eher an die Werbung für Waschmittel oder Zahnpasta als an die publikumswirksame Kurzbeschreibung eines Romans denken. Ich bleibe daher bei "Klappentext" - egal, ob dieser nun auf der Rückseite Ihres Taschenbuchs abgedruckt wird oder als Buchbeschreibung für Ihr eBook fungiert.

Doch unabhängig davon, wie man das Kind nun nennen will - wenn schon das Schreiben einer Synopsis (also der Zusammenfassung der Romanhandlung auf wenigen Seiten) schwierig ist, ist es das Schreiben eines guten Klappentextes umso mehr. Hier bleibt einem nicht viel Platz, um die Neugier des Lesers so weit zu wecken, dass er einen "Blick ins Buch" wirft (bzw. sich die Leseprobe herunterlädt) oder - noch besser - das Buch direkt kauft.

Wer schon einmal versucht hat, die Handlung eines Romans von 300+ Seiten appetitanregend in wenigen Sätzen zu verpacken, weiß, was für eine Herausforderung dies darstellen kann. Und selbst wenn man es endlich geschafft hat, die Essenz des Buchs zu einem Klappentext von 100-200 Wörtern einzudampfen, liest sich dieser oft so dröge und unoriginell, dass sogar man selbst als Autor sich fragt, worin sich das eigene Buch von den thematisch ähnlichen Büchern anderer Autoren unterscheidet und warum ein Leser sich ausgerechnet für unser Buch entscheiden sollte.

Wenn auch Ihnen diese Problematik nur allzu bekannt vorkommt, würde ich Ihnen für Ihr nächstes Projekt einen anderen Ansatz empfehlen. Zäumen Sie das Pferd scheinbar von hinten auf: Beginnen Sie die Entstehung Ihres nächsten Buchs mit einem zugkräftigen (Arbeits-)Titel, eventuell einem Mockup-Cover ... und dem Klappentext.

Auf den ersten Blick mag einem dieser Ansatz unsinnig erscheinen: Wie soll man ein Buch zusammenfassen, das es noch gar nicht gibt? Doch in der Praxis ist es so herum wesentlich einfacher. Genau wie Sie beim Design eines Buchcovers bereits darauf achten sollten, wie dieses später als briefmarkengroße Miniatur-Abbildung in den Suchergebnissen von Amazon & Co aussieht, können Sie die Miniaturansicht Ihrer Handlung umso besser entwerfen, solange Ihre Sicht auf das Wesentliche (sozusagen das Skelett Ihres Romans) nicht durch zu viele Details verstellt wird.

Sobald sich also während der Planung Ihres Romans die grobe Handlung herauszukristallisieren beginnt, schreiben Sie zunächst die Rohfassung Ihres Klappentextes.

Warum das? Ganz einfach: Wenn Ihr Klappentext so gut ist, dass sogar Sie selbst als Autor das Buch allein aufgrund dieser Beschreibung spontan kaufen würden, haben Sie ein Ziel, auf das Sie hinschreiben können - sozusagen das Leuchtfeuer am Horizont. Egal, was sich an Ihrer Handlung bei der Planung und später während des Schreibens im Detail noch ändern mag - die Eckpunkte, die Sie in Ihrem Klappentext "festgenagelt" haben, sind gesetzt.

Beim Schreiben Ihres Klappentextes sollten Sie nicht kleckern, sondern klotzen. Der Klappentext ist der Haken, den Sie auswerfen - und schließlich wollen Sie, dass die Leser anbeißen. Je besser Sie Ihre Zielgruppe und Ihre "idealen Leser" kennen, desto leichter dürfte es Ihnen fallen, jene Punkte aufzulisten, die Ihre Leser an anderen Bestsellern Ihres Genres so lieben.

Damit meine ich natürlich nicht, dass Sie Ihre Handlung verbiegen sollten, um nur ja möglichst marktgerecht zu schreiben. Dennoch sollten Sie überlegen, welche dieser "Zutaten" Sie verwenden könnten, um Ihre Romanhandlung aufzupeppen und noch interessanter zu gestalten - oder welche bereits vorhandenen / angedachten Punkte Sie beim Schreiben Ihres Klappentextes werbewirksam in den Vordergrund rücken sollten.

Sie werden feststellen, dass es wesentlich einfacher ist, das Buch so zu schreiben, dass es dem packenden Klappentext gerecht wird, als im Nachhinein die Essenz des Buchs in einem Klappentext einzufangen. Es wird beim Schreiben immer wieder Situationen geben, in denen Sie Entscheidungen über den weiteren Verlauf der Handlung treffen müssen. Ihr Klappentext kann dann als Orientierungshilfe dafür sorgen, dass Sie nicht die falschen Entscheidungen treffen und so womöglich auf halbem Weg auf den Holzweg geraten.

Auch wenn die "Zutaten" für einen guten Klappentext fast immer dieselben sind, ist die Gewichtung dieser Zutaten je nach Genre sehr unterschiedlich. Statt zu versuchen, eine "Passt-auf-alles-Formel" zu finden, sollten Sie sich beim Schreiben Ihres Klappentextes lieber an den Klappentexten bereits erfolgreicher Romane Ihres Genres orientieren.

Damit meine ich natürlich nicht, dass Sie von diesen abkupfern sollten, sondern, dass Sie diese ganz gezielt analysieren und versuchen, daraus eine Formel mit Platzhaltern abzuleiten, in die Sie dann Ihre eigenen Zutaten einsetzen können. Wohlgemerkt "eine Formel", nicht "die Formel" - denn trotz aller Ähnlichkeiten werden die Klappentexte, die Sie studieren, dennoch so unterschiedlich sein, dass Sie lediglich eine grobe Faustformel ermitteln können.

Das ist ein wenig wie der Versuch, Tiere zu klassifizieren. Wenn "Tier" ein so allgemeiner Oberbegriff wie "Roman" ist, sind Sie beim Genre bereits bei Klassifizierungen wie "Vogel", "Katze" oder "Fisch". Und genau wie Sie so ziemlich jeden Vogel mit einer allgemeinen Beschreibung wie "zwei Beine, zwei Flügel, ein Schnabel und Federn" von einer Katze oder einem Fisch abgrenzen können, werden Sie auch bei den erfolgreichen Klappentexten Ihres Genres bestimmte Gesetzmäßigkeiten erkennen. Welche Details des Settings werden erwähnt? Welche Figuren des Romans werden im Klappentext erwähnt und mit welchen Attributen werden sie beschrieben? Was erfährt der Leser über den zentralen Konflikt des Romans und über das, was auf dem Spiel steht?

Wenn Sie eine solche Analyse für ein gutes Dutzend Bestseller Ihres eigenen Genres durchgeführt haben, haben Sie meist schon ein recht gutes Gefühl dafür, welche Elemente ein Klappentext in welchem Mischungsverhältnis enthalten sollte und wie man diese dem Leser appetitanregend präsentieren kann.

Als kleine Checkliste liste ich Ihnen nochmal die wichtigsten "Zutaten" für einen Klappentext auf: Sie brauchen...

Bonuspunkte gibt es, wenn Sie zusätzlich noch eine überraschende Wendung einbringen können (die im Klappentext natürlich nur angedeutet wird).

Wenn Sie beim Notieren dieser Punkte bereits ins Stocken geraten, macht das überhaupt nichts. Es ist im Gegenteil sogar gut, da Sie bereits in dieser sehr frühen Phase auf die noch vorhandenen Lücken stoßen und nicht erst hundert Seiten tief in der Handlung feststellen, dass Sie sich in eine Sackgasse geschrieben haben oder dass Ihrem zentralen Konflikt auf halbem Wege der Dampf ausgeht.

Sobald Sie alles zusammen haben, wenden Sie Ihre Erkenntnisse aus der Klappentext-Analyse an und basteln aus Ihren Zutaten einen packenden Klappentext nach bewährtem Muster. Nehmen Sie sich dafür genügend Zeit und übereilen Sie nichts. Es macht nichts, wenn Sie ein paar Wochen an diesem Text feilen, bis Sie selbst vom Ergebnis begeistert sind und beim Lesen Ihres eigenen Klappentextes kaum abwarten können, das fertige Buch in den Händen zu halten.

Dann erst beginnen Sie damit, die Handlung genauer zu planen und so die Basis für einen Roman zu schaffen, der nicht nur die Versprechungen Ihres Klappentextes erfüllt, sondern sogar noch eine ganze Schippe drauf legt.

Diese Methode eignet sich übrigens nicht nur für "Planer", sondern auch für "Discovery Writer", die sich beim Schreiben ihres Romans ihres Romans selbst davon überraschen lassen, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt und wie alles enden wird. Im Gegensatz zu einer Synopsis, die die komplette Handlung bis zum großen Finale beinhaltet, baut der Klappentext nur auf der Ausgangssituation und dem zentralen Konflikt aus, ohne zu viel über die Details der Handlung oder gar das Ende zu verraten. Damit bewahren Sie sich beim Schreiben die Flexibilität, die Ihnen so wichtig ist.

Probieren Sie es einfach mal für Ihr nächstes Buchprojekt aus. Ich würde vermuten, dass das Ergebnis Sie überzeugen wird.


WritersWorkshop E-Zine


Scrivener: Das Schnellreferenzfenster

Artikel von Axel Hollmann

Wenige Funktionen von Scrivener sind so einfach zu bedienen und gleichzeitig so nützlich, wie die ?Schnellreferenz?. Gerade beim Plotten eines Romans spielt sie ihre Stärken aus.

Worum geht es?

Die ?Schnellreferenz? ermöglicht es dem Benutzer, mehrere Texte von Scrivener gleichzeitig vor sich zu haben. Und dabei ist sie wesentlich flexibler als die Möglichkeit, mit einem aufgeteilten Editor zu arbeiten.

Screenshot Scrivener

Wie funktioniert die Schnellreferenz?

Einfach im Menu unter ?Ansicht -> Schnellreferenz? einen Text auswählen oder ein Schnellreferenzfenster durch den Button (1) öffnen (man kann übrigens sogar einen Text aus der Mappe auf den Button (1) ziehen und schon wird er in einem Schnellreferenzfenster geöffnet). Schon erscheint der Text in einem eigenen Fenster (2), in dem dieser natürlich auch bearbeitet werden kann, als würde er sich im Editor befinden.

Selbst Formatierungsmöglichkeiten und einen eigenen Wordcount findet man in dem Fenster. Klasse, wenn man zum Beispiel einen Hintergrundtext mit Infos einsehen und gleichzeitig am Stufendiagramm arbeiten will. Oder, wenn man das Manuskript überarbeitet und parallel eine Liste mit Änderungsvorschlägen vor sich braucht.

Und das ist noch nicht alles. Das Menu (3) in jedem Schnellreferenzfenster ermöglicht den Zugriff auf die Metadaten eines Textes. So kann man sogar Stichwörter über die Schnellreferenz einem Text zuordnen.

Wenn man mit einem Laptop arbeitet und sich häufig Fenster überlappen, sollte man bei der Benutzung des Schnellreferenzfensters die Funktion "Fenster-> Schnellreferenzfenster abdocken" verwenden. Dann bleibt es immer im Vordergrund, auch wenn man an anderen Fenstern arbeitet.

Mein Spezialtipp für Nutzer mit viel Platz auf dem Bildschirm: Man kann auch mehrere Schnellreferenzfenster gleichzeitig geöffnet haben. Wird es dann doch einmal zu voll, schließt man sie einfach - um sie später über das Menu ?Fenster -> Schnellreferenz -> Geschlossene Fenster? wieder zu öffnen.
 

Axel HollmannAxel Hollmann wurde 1968 in Berlin geboren. In der Jugend steckte er seine Nase in jeden Science-Fiction- und Fantasyroman, dessen er habhaft werden konnte, so dass sich in seinen Regalen Comics und Rollenspielbücher stapelten. Nach dem Abitur studierte Axel Hollmann Betriebswirtschaftslehre, bis das Studium (unter anderem) seiner neuentdeckten Leidenschaft für Stephen Kings Thriller zum Opfer fiel. Er begann mit einem kaufmännischen Beruf und rechtzeitig vor seinem 30ten Geburtstag gelang es ihm, sein lebenslanges Hobby zum Beruf zu machen: er wurde Mitinhaber eines Buch- und Rollenspielladens.

Irgendwann beschloss Axel Hollman, selbst Thriller und Krimis zu schreiben, anstatt immer nur die Bücher anderer Autoren zu verkaufen. Mit "Asphalt" und "Schlaglicht" sind bereits zwei seiner Triller rund um die toughe Reporterin Julia Wagner beim Ullstein-Label Midnight erschienen. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Berlin, wo er neben dem Schreiben zusammen mit Marcus Johanus den wöchentlichen Podcast "Die SchreibDilettanten" veröffentlicht.

WritersWorkshop E-Zine




Wie Sie Rezensionsexemplare von eBooks vor unerlaubter Weitergabe schützen

Artikel von Richard Norden

Die Diskussion über die Möglichkeiten, eBooks vor illegalem Kopieren und Weitergabe zu schützen, ist wohl so alt wie das eBook selbst. Natürlich kann man auch gedruckte Bücher illegal (foto-)kopieren, doch beim eBook ist es nicht nur einfacher, sondern die Gefahr ist auch wesentlich größer. Denn während ein Stapel Fotokopien, selbst wenn man ihn in einen Ordner heftet, niemals soviel hermacht wie das ursprüngliche, gebundene Buch, ist beim eBook jede Kopie qualitativ genauso gut wie das Original.

Bei eBooks, die über Online-Buchhändler wie Amazon, Thalia o.ä. vertrieben werden, geht die Diskussion daher in die Richtung, wie weit man eBooks mit DRM (Digital Rights Management) schützen sollte.

Doch dieses ?harte? DRM (also die Bindung eines Buchs an einen bestimmten Käufer oder gar ein bestimmtes Lesegerät) ist für Selfpublisher, die Rezensionsexemplare an ihre Leser verteilen wollen, allein schon aus technischen Gründen gar nicht machbar.

Doch sollte man darum die Rezensionsexemplare seiner eBooks völlig ungeschützt verteilen und einfach darauf vertrauen, dass niemals einer der Empfänger sein Rezensionsexemplar unerlaubt übers Internet verteilt oder gar in einer Tauschbörse oder auf illegalen Downloadseiten hochlädt? Dass man sich darauf nicht verlassen kann, musste zuletzt auch die Bestseller-Autorin Poppy J. Anderson feststellen.

Also lieber gar keine Rezensionsexemplare mehr verteilen oder nur noch Gutscheine, über die der Rezensent sein persönliches, DRM-geschütztes Exemplar bei einem bestimmten eBook-Shop einlösen kann? Beides kann nicht wirklich im Sinne des Erfinders sein.

Der beste Mittelweg ist meiner Meinung nach "weiches DRM". Wenn von "weichem DRM" die Rede ist, meint man damit üblicherweise eBooks, die mehr oder weniger versteckt (also z. B. mit einem unsichtbaren Wasserzeichen) gekennzeichnet sind und so eindeutig dem ursprünglichen Empfänger zugeordnet werden können. Taucht ein mit "weichem DRM" markiertes Buch auf einer illegalen Downloadseite oder in einer Tauschbörse auf, kann man somit eindeutig nachvollziehen, wer das Buch illegal in Umlauf gebracht hat.

Eine solche "weiche" Kennzeichnung kann man auch als Indie-Autor selbst am heimischen PC vornehmen. Die Frage ist lediglich, für welche eBook-Variante man sich entscheidet.

Bei ePub- oder Mobi-Dateien (also den verbreitetsten eBook-Formaten) kann man eine Personalisierung auf zweierlei Weise vornehmen: Man öffnet das eBook mit einem Editor (wie z. B. Sigil für ePub-Bücher) und trägt entweder auf ener der vorderen Seiten gut sichtbar "Rezensionsexemplar für ..." ein, oder man hinterlegt den Namen des Empfängers versteckt in den Meta-Daten des Buchs.

Die erste Methode (offen sichtbar) wird den Empfänger eher davon abhalten, das eBook weiterzugeben, da jeder auf einen Blick sieht, um wessen Rezensionsexemplar es sich handelt. Wenn der Empfänger nichts von der Kennzeichnung in den Meta-Daten ahnt, wird er das Buch dennoch weitergeben, falls er das vorhatte. Man selbst als Autor kann die Metadaten also höchstens im Nachhinein nutzen, um das Leck aufzudecken. Doch dann liegt das Kind bereits im Brunnen.

Beide beschriebenen Methoden (offene Kennzeichnung und Vermerk in den Metadaten) haben zudem denselben gravierenden Nachteil: Genauso einfach, wie man selbst als Autor einen solchen Vermerk anbringen kann, kann der Empfänger diesen Vermerk auch wieder entfernen - denn eine ePub-Datei kann man nicht vor Änderungen schützen. Wenn also jemand vorhat, ein für den persönlichen Gebrauch erhaltenes Rezensionsexemplar auf einer Raubkopierer-Seite hochzuladen, kann man demjenigen auch das Wissen zutrauen, wie man eine ePub-Datei mit Sigil öffnet und offensichtliche Kennzeichnungen herauslöscht.

Dies ist einer der Gründe, warum aus meiner Sicht das PDF-Format wesentlich besser für Rezensionsexemplare geeignet ist. Ein PDF hat nicht nur den Vorteil, dass man beim Erstellen bereits genau festlegen kann, in welchem Seitenlayout und mit welcher Schriftart das PDF beim Empfänger angezeigt wird (eben wie bei einem gedruckten Buch), sondern man kann es im Gegensatz zu ePub- oder Mobi-Dateien auch mit einem Kennwortschutz versehen.

Damit meine ich nicht etwa jenen lästigen Passwortschutz, bei dem der Leser jedes Mal beim Öffnen des PDFs ein Passwort eingeben muss. Schließlich wollen wir unsere Leser nicht ärgern oder gängeln. Ich rede lediglich von dem Kennwortschutz, der das PDF vor unerlaubten Änderungen schützt. Mit einem solchen Kennwort können Sie nicht nur verhindern, dass jemand das PDF verändert, sondern auch, dass über die Zwischenablage Textpassagen herauskopiert werden oder dass jemand das Buch ausdruckt.

Falls Sie sich fragen, warum man das Drucken eines PDF-Rezensionsexemplars deaktivieren sollte: Kaum jemand wird wirklich ein dickes Buch ausdrucken wollen, um es auf Papier zu lesen. Allerdings könnte man über einen PDF-Druckertreiber wie den kostenlosen PDF-Creator das geschützte PDF in ein neues, ungeschütztes PDF drucken und so den Passwortschutz aushebeln.

Der Kennwortschutz verhindert zudem, dass jemand die von Ihnen eingepflegte Kennzeichnung / Personalisierung einfach wieder entfernen kann.

Natürlich gibt es niemals absolute Sicherheit. Es gibt einschlägige Werkzeuge, mit denen man den Kennwortschutz eines PDFs knacken und entfernen kann, doch dürften nur relativ wenige Leser technisch in der Lage sein, einen solchen Schutz auszuhebeln.

Ich zeige Ihnen im Folgenden Schritt für Schritt, wie auch Sie mit einfachen, kostenlosen Werkzeugen kennwortgeschützte, personalisierte Rezensionsexempare Ihrer eBooks erstellen können:

1. Erzeugen der geschützten PDF-Datei

Generieren Sie mit dem kostenlosen PDFCreator (http://de.pdfforge.org/pdfcreator) ein geschütztes PDF (Sicherheitsoptionen: verschlüsselt mit 128 Bit AES, aber kein Häkchen bei "Passwort zum Öffnen der PDF" gesetzt!). Nehmen Sie alle Häkchen bei "Dem Benutzer erlauben..." heraus. Bestätigen Sie die Einstellungen mit OK.

Beim Speichern des PDFs werden Sie aufgefordert, ein Besitzerpasswort einzugeben. Wählen Sie hier ein sicheres Passwort (bestehend aus Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen), das Sie sich gut merken können. Sie brauchen dieses später jedes Mal, wenn Sie ein Rezensionsexemplar versenden wollen.

Screenshot

2. Legen Sie ein eigenes Verzeichnis für Ihr Rezensions-Exemplar an

Speichern Sie die PDF-Version des Rezensionsexemplar in ein eigenes Verzeichnis auf Ihrem PC. Wenn Sie auf Nummer Sicher gehen wollen, dass Sie Ihr Passwort nicht vergessen, können Sie dieses in einer separaten Textdatei in dasselbe Verzeichnis speichern oder (je nach verwendeten Sonderzeichen) das Passwort direkt als den Namen einer leeren Datei verwenden (also z. B. eine "H2bü!-aV.txt" ins Verzeichnis speichern, so dass Sie Ihr Passwort H2bü!-aV stets im Blick haben.

3. Installation von BeCyPDFMetaEdit

Um das PDF für den jeweiligen Empfänger zu personalisieren, brauchen Sie ein Programm, mit dem Sie die Meta-Daten der PDF-Datei nachträglich ändern können. Die beste Wahl ist hier BeCyPDFMetaEdit (http://www.becyhome.de/becypdfmetaedit/description_ger.htm), da es erstens nicht installiert werden muss und zweitens auch mit geschützten PDFs umgehen kann.

Laden Sie sich die portable Version (http://www.becyhome.de/download/BeCyPDFMetaEdit-2.37.0-de.zip) des Programms herunter und entpacken Sie diese in dasselbe Verzeichnis, in das Sie das PDF gespeichert haben.

4. Erzeugen eines personalisierten Rezensionsexemplars

4. Wenn Sie ein personalisiertes Rezensionsexemplar versenden wollen, starten Sie das Programm und öffnen Sie damit Ihr geschütztes PDF. Da sich beide im selben Verzeichnis befinden, wird direkt das richtige PDF vorgeschlagen.

Screenshot
Geben Sie das festgelegte Passwort ein, damit das Programm die gewünschten Änderungen am PDF vornehmen kann.
Screenshot

Geben Sie im Bereich "Metadaten" im Feld "Thema" ein: "Rezensionsexemplar für ..." (hier den Namen des Empfängers einsetzen).

Klicken Sie auf "Speichern", um den Namen des Empfängers fest im PDF zu verankern. Sie können sich nun das PDF nun auf Wunsch mit Ihrem Standard PDF-Viewer anzeigen lassen (optional). 

Wenn Sie dort auf "Eigenschaften" gehen, sehen Sie unter Thema den Namen des Rezensenten, für den dieses PDF generiert wurde.

Screenshot

Da das PDF mit Passwortschutz vor Änderungen geschützt ist, bräuchte der Empfänger das von Ihnen verwendete Passwort, um seinen Namen aus dem PDF entfernen zu können.

5. Versenden der Rezensionsexemplare

Nun können Sie Ihr PDF mit gutem Gewissen an den Empfänger versenden.

Wenn der nächste Rezensent ein persönliches Exemplar Ihres Buchs erhalten soll, überschreiben Sie immer wieder dasselbe PDF und ändern nur jeweils vor dem Mailversand den Namen des Empfängers in den Meta-Daten.

Mit diesem kleinen Kniff können Sie Ihre Rezensionsexemplare unbesorgt verteilen ? und es geht wesentlich schneller, als jedes Mal ein neues, geschütztes PDF pro Empfänger zu generieren.

 

WritersWorkshop E-Zine

6 Regeln  für unsichtbare Prosa

Artikel von Marcus Johanus

An einem guten Unterhaltungsroman schätze ich nicht nur den spannenden Plot, sondern auch die hohe Kunst der unsichtbaren Prosa. Brandon Sanderson unterrichtet dieses Prinzip in seinen Seminaren. Er beschreibt in ihnen unsichtbare Prosa mit einem, wie ich finde, sehr treffenden Vergleich:

Unsichtbare Prosa ist wie eine gut geputzte, klare Glasscheibe, die den Blick auf die Dinge dahinter nicht verstellt oder verschleiert (also auf den Plot und die Figuren).

Viele Klassiker des Thriller- und Krimi-Genres verwenden unsichtbare Prosa und erreichen dadurch nicht nur einen hohen Unterhaltungswert, sondern lassen sie auch zeitlos erscheinen.

Das Geheimnis einiger großer Unterhaltungsautoren, die auch heute noch gelesen werden, wie z.B. Arthur Conan Doyle, Dashiell Hammett, Agatha Christie, H.G. Wells, Philip K. Dick oder eben George Orwell, liegt nicht nur allein in ihren gekonnten Plots und erinnerungswürdigen Figuren, sondern vor allem auch an ihrer hohen Lesbarkeit.

Unsichtbare Prosa, oder auch Orwellsche Prosa, folgt sechs einfachen Regeln, die George Orwell in einem seiner Essays festgehalten hat:

1. Benutze nie eine Metapher oder Redewendung, die du bereits mehrfach gedruckt gelesen hast

Abgedroschene sprachliche Mittel machen einen Text nicht nur flach, sie können den Leser auch aus dem Fluss reißen, weil er sich an andere Texte oder Alltagssituationen erinnert fühlt.

Auf der anderen Seite ist es sehr schwierig, Redewendungen, Vergleiche oder Metaphern zu erfinden. Wird man hier zu abseitig, kann die Absicht, unsichtbare Prosa zu schreiben, schnell ins Gegenteil umschlagen.

2. Benutze nie ein langes Wort, wenn es auch ein kurzes gibt

Lange Wörter irritieren und halten beim Lesen auf. Hinzu kommt, dass lange Wörter häufig zusammengesetzte Wörter sind. Auch diese sind für den Leser langsamer zu entziffern als ein kurzes, nicht zusammengesetztes Wort. Demonstration gefällig? Bitte: Autoheckscheibenfensterklorollenhäkelmütze.

3. Wenn es möglich ist, ein Wort wegzulassen, lass es weg

In der gesprochenen Sprache neigen wir dazu, uns wortreich auszudrücken und das Gleiche mehrfach mit verschiedenen Wörtern zu sagen. In Texten, die eine spannende Handlung transportieren sollen, hält dies den Leser auf.

4. Benutze nie das Passiv, wenn du das Aktiv benutzen kannst

Aktiv liest sich besser, weil es dynamischer ist. Das Passiv verschleiert, wer denn eigentlich handelt. Und darum geht es ja in spannenden Texten ? starke Figuren vollführen eindrucksvolle Handlungen. Juristen, Politiker oder Beamte nutzen gerne das Passiv, um sich so neutral wie möglich auszudrücken. Als Romanautor will ich das genaue Gegenteil.

5. Benutze nie ein Fremdwort oder einen Fachausdruck, wenn dir dafür auch ein Begriff aus der Alltagssprache einfällt

Fachbegriffe sind für wissenschaftliche Arbeiten gut. In Romanen bergen sie die Gefahr, den Leser auszugrenzen. Gerade Unterhaltungsromane wollen aber ein breites Publikum ansprechen. Fachbegriffe sind für ein spezielles Publikum gedacht, für Insider.

6. Brich jede dieser Regeln, wenn es dir wichtig erscheint

Orwell war nicht nur ein sehr guter, sondern auch ein sehr kluger Autor. Sich sklavische an Regeln zu halten, selbst an seine eigenen, führt zur Engstirnigkeit und formelhaften Texten. Aber wie immer gilt meiner Meinung nach: Regeln sollte ich erst brechen, wenn ich sie beherrsche.
 

Marcus JohanusMarcus Johanus wurde 1972 in Berlin geboren, Abitur 1992, danach Lehramtsstudium in den Fächern Germanistik und Politologie. Er verdiente sich sein Studium mit Jugendarbeit, als Nachhilfelehrer, Einzelfallhelfer, Gitarrenlehrer, Nachtwächter, Webdesigner, Verkäufer in Spiele- und Buchläden und Bürohilfe.

Nach seinem Abschluss arbeitete Marcus Johanus zunächst als Geschäftsführer eines Spieleladens, bis er 2008 sein Referendariat aufnahm und zwei Jahre später abschloss. Heute lebt er mit seiner Frau Maria in Berlin.

Während des Studiums und in Workshops beschäftigte sich Marcus Johanus intensiv mit Techniken des kreativen und dramatischen Schreibens und verfasste Kurzgeschichten, Rezensionen und Texte für die Spielmagazine WunderWelten,Ringbote und Cthulhoide Welten und für das Rollenspiel H.P. Lovecrafts Cthulhu.

Seit 2009 schreibt Marcus Johanus Thriller, betreibt ein Autorenblog rund ums kreative Schreiben (http://www.marcus-johanus.de) und veröffentlicht seit dem Frühjahr 2012 mit Axel Hollmann zusammen Die SchreibDilettanten, den wöchentlichen Podcast für Romanautoren.

WritersWorkshop E-Zine


3 Gründe, Warum Autoren Crowdfunding nutzen sollten

Artikel von Benjamin Spang

Was ist Crowdfunding? Eine kurze Erklärung

Das deutsche Wort "Schwarmfinanzierung" beschreibt es recht genau. Viele Menschen ("Crowd") finanzieren ("Funding") zusammen ein Projekt. Die bekannteste Plattform dafür ist Kickstarter für den Raum USA, Kanada und England. Bewohner von Deutschland und Österreich können Projekte auf der Plattform Start Next anbieten oder unterstützen.

Ich bin verlagsunabhängiger Autor und habe für meinen Roman eine eigene Kampagne vorbereitet, die gerade läuft. Daher liefere ich euch hier drei gute Gründe, warum man als Autor Crowdfunding in Erwägung ziehen sollte:

1. Du kannst deinen Lesern mehr bieten als "nur" ein Buch

Beim Crowdfunding animierst du Menschen, dich zu unterstützen, indem du exklusive "Dankeschöns" anbietest, die etwas mit deinem Werk zu tun haben. Du kannst z.B. eine Special- oder Limited Edition anbieten mit tollen Extras. Vielleicht fügst du zusätzlich ein alternatives Ende in den Anhang deines Buches oder spendierst der Printversion ein alternatives Cover? Oder du gestaltest Lesezeichen und Postkarten, passend zu deinem Buch. Auch ohne viel Geld auszugeben kannst du tolle Dinge anbieten! Und mit der richtigen Kalkulation, die bei jeder Crowdfundingkampagne vorne anstehen sollte, hast du wenig bis gar keine Zusatzkosten!

2. Du erweiterst deine Leserschaft

Alleine. dass dein Projekt auf einer Crowdfundingplattform zu finden ist, wird neue Augen auf dich und deine Arbeit lenken. Wenn du deine Kampagne ordentlich bewirbst (was du definitiv tun solltest!), steigt natürlich die Zahl derer, die dich entdecken. Mit einer Crowdfundingkampagne bist du quasi gezwungen, Werbung für dich und dein Werk zu machen, um das Vorhaben zum Erfolg zu führen!

Eine Crowdfunding-Kampagne erweitert definitiv dein Netzwerk sowie deine Leserschaft!

3. Du bindest deine Leser

Wenn jemand an deinem Projekt mitwirken konnte, sei es auch nur durch finanzielle Unterstützung, fühlt derjenige sich dem Werk und auch dir viel stärker verbunden!

Noch besser: Biete ein Dankeschön an, in dem du einen deiner Nebencharaktere nach einem Unterstützer benennst. Oder einen Ort, eine Straße oder eine Taverne, die in deiner Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Das bindet den Leser noch mehr an deine Geschichte, alleine dadurch, dass er seinen Freunden sagen kann "Hey, lest das mal, einer der Charaktere wurde nach mir benannt!"

Crowdfunding bietet sich z.B. auch dafür an, dein Werk in den Vorverkauf zu bringen. Jeder der sich voran dein Buch kauft, bekommt eines oder mehrere tolle Extras dazu, die er sich aussuchen kann. Nicht nur verlagsunabhängige Autoren, auch Verlagsautoren sollten sich für diese Möglichkeit interessieren!

Hier kannst du dich inspirieren lassen und anschauen, was ich in meiner Kampagne anbiete! Über deine Unterstützung würde ich mich sehr freuen! :)

Vielen Dank!   

Benjaming SpangBenjamin Spang ist ein verlagsunabhängiger Autor aus dem Saarland. Bisher hat er einige Kurzgeschichten geschrieben und veröffentlicht.

Aktuell will er seinen düsteren Fantasyroman "Blut gegen Blut" über die Crowdfundingplattform "Start Next" finanzieren.

Seine Crowdfunding-Kampagne finden Sie unter https://www.startnext.com/blutgegenblut.

WritersWorkshop E-Zine

Patchwork-Tutorial, Teil 2

"Patchwork" (http://www.autorenprogramm.com) ist ein leistungsstarkes Schreibprogramm für Roman- und Kurzgeschichtenautoren. Da das Programm mit seinen vielfältigen Möglichkeiten von der Gliederung über zur Rechtschreib- und Stilkontrolle bis hin zum Export des fertigen Manuskripts als eBook eine relativ steile Lernkurve hat, wird Martin Danesch, der Entwickler von "Patchwork", in den nächsten Monaten eine Reihe von Tutorials im WritersWorkshop E-Zine veröffentlichen, die den Einstieg in Patchwork und die Nutzung des vollen Leistungsspektrums erleichtern.

Eine 30-Tage-Testversion von Patchwork können Sie im Bereich "Download" von http://www.autorenprogramm.com herunterladen.

Patchwork-Tutorial: Text prüfen

Artikel von Martin Danesch

Patchwork stellt einen umfassenden Werkzeugkoffer für den Feinschliff Ihres Texts zur Verfügung. In diesem Tutorial besprechen wir folgende Optionen:

Screenshot Patchwork
Die Auswahl von Wortgruppen, Phrasen und langen Sätzen ist in einer zusätzlichen Werkzeugleiste [2] untergebracht, die mit der Schaltfläche [1] (der linke grüne Haken) zugeschaltet wird. Damit man nicht von der farbigen Fülle erschlagen wird, kann man Wortgruppen über ihren jeweiligen Knopf zu- beziehungsweise wegschalten. Damit Sie sehen, welche Änderung im Geschriebenen welchem Knopf entspricht, sind die farbigen Kennzeichnungen der Schaltflächen dieselben, wie sie innerhalb des Textes von Patchwork vorgenommen werden.

Möchten Sie alle Optionen zugleich ein- oder ausschalten, dann klicken Sie auf einen der Knöpfe mit gedrückter [Strg]-Taste. Damit nehmen alle anderen Schaltflächen denselben Zustand an wie die gedrückte.

Einen besonderen Platz nimmt die Gruppe der Unwörter ein. Dabei handelt es sich um eine Liste von Wörtern, die man bei sich selbst als übertrieben häufig erkannt hat. Ich habe in meine eigene Liste zum Beispiel das Wort dass aufgenommen, weil es meist krause Satzkonstruktionen unterstützt. Oder beginnt/begann, weil es mich erinnert, Abläufe nicht beginnen, sondern stattfinden zu lassen.

Ihre persönlichen Unwörter können Sie der Liste hinzufügen über 'Bearbeiten' > 'Wörterbücher verwalten' > Reiter 'Stilwörterbuch' > Rubrik 'Persönliche Unwörter'.

Wenn Sie kritisch an Ihre Wortwahl gehen, vergessen Sie aber nicht den Unterschied zwischen Text und Dialog. Füllwörter, Adjektive und die anderen sonst argwöhnisch zu betrachtenden markierten Wörter können in einem Dialog durchaus erwünscht sein, weil sie ihn natürlicher wirken lassen!

Bei Phrasen [3] handelt es sich um Wortgruppen, die wegen ihrer Überstrapazierung einen Text langweilig werden lassen und die man daher ersetzen sollte.

Solange sie keinen bestimmten Zweck verfolgen, sind lange Sätze [4] meist für Verständnis und Lesefluss eher hinderlich und sollten daher in kürzere Sätze aufgebrochen werden.

Für die Stilprüfung können Sie drei Härtegrade einstellen [5]. Je höher die Stufe, desto mehr Wörter werden moniert. Im Stilwörterbuch (siehe oben) sind die Wörter in drei unterschiedlich intensiven Rottönen gekennzeichnet.

Wortwiederholungen werden separat abgerufen [1] (rechter grüner Haken), um das Bild nicht zu überfrachten. Es wird zwischen zwei Wiederholungsarten unterschieden: nahe und ferne.

In den 'Einstellungen' > Bereich 'Prüfung/Thesaurus' können Sie angeben, wie weit Wörter voneinander entfernt sein müssen, um als nah oder entfernt zu gelten. Standardmäßig sind alle Wörter, die voneinander weniger als 30 Wörter entfernt sind, nahe Dubletten, bei allen, die zwischen 30 und 150 Wörter voneinander entfernt sind, handelt es sich um entfernte. Zudem können Sie für beide Gruppen gesondert die Wortlänge einstellen.

Screenshot Patchwork

Weit entfernte Wörter werden schwarz umrahmt [2], nah beieinander liegende grau [3]. Wenn Sie in eines der Duplikate klicken, werden alle zugehörigen rot markiert [4].

Wie man dem Screenshot entnehmen kann, wird bei Wortwiederholungen die Flexion (Wortbeugung) berücksichtigt. Dadurch wird hier die Duplikatsverbundenheit von kann und kannst erkannt, ebenso wie von telefoniert und telefonierte.

Die dritte Prüfung betrifft Dialoge. Mit einem Klick auf [1] wird der normale Text gedimmt, wodurch die Dialoge optisch hervorgehoben werden.

Screenshot Patchwork
Ein Vorteil besteht darin, dass man auf diesem Weg mühelos dem Dialog folgen kann, ohne der eventuell als notwendig gedachten Inquits und anderem Beiwerk. Dialoge sollten ja dermaßen gestaltet sein, dass man allein aus der Sprechweise den Redner erkennen kann. Auch kann man beim Drüberlesen allein aus den Dialogen schneller den Inhalt einer Szene erfassen; das ist beim Überarbeiten sehr praktisch.

Der zweite Sinn besteht in der Kontrolle, ob man nicht das schließende Anführungszeichen vergessen hat. In diesem Fall wären nämlich ab der Stelle die Dialoge gedimmt anstatt des restlichen Texts.

Wenn Sie diese Werkzeuge zur Überarbeitung Ihres Textes nutzen, können Sie selbst bereits viele Punkte erkennen und ausmerzen, die ansonsten erst einem guten Lektor ins Auge springen würden.

-> Videoclip zum Tutorial

Martin DaneschSeit dreißig Jahren programmiert, schult und betreut Martin Danesch mit seinem Team Software im kaufmännischen Bereich. Neben dieser Arbeit bereist Danesch gerne fremde Länder, setzt sich mit Quantenphilosophie auseinander und schreibt seit vielen Jahren Sachbücher und belletristische Texte.

Auf der Suche nach einem passenden Programm für Autoren, mit dem man nicht nur schreiben, sondern auch die weitläufigen das Schreiben begleitenden Arbeiten abdecken kann, fand er viel Gutes, aber nicht das für seine Bedürfnisse Ideale. So besann er sich seiner Programmiererwurzeln und startete zum Jahreswechsel 2013/2014 das Projekt Patchwork. Er selbst dürfte der am meisten begeisterte Anwender sein: »Es macht einfach riesig Spaß, wenn man sich selbst seine Programmwünsche erfüllen kann und dann auch noch schreibende Anwenderkolleginen und -kollegen hat, die weitere Ideen beisteuern!«

Die SchreibDilettanten

Marcus Johanus und Axel Hollmann sind "Die SchreibDilettanten". Gemeinsam produzieren die beiden Berliner Schriftsteller jede Woche eine neue Folge ihres Podcasts für Romanautoren, der auf dem MP3-Player bzw. im Autoradio keines Schriftstellers fehlen solltefehlen sollte - und seit Folge 114 zusätzlich auch noch als Vlog bei YouTube.

Hier finden Sie die neuesten Folgen des Podcasts - präsentiert von den beiden Autoren.

Folge 155: Fragen und Antworten Teil 3

Der dritte und letzte Teil (vorerst) in dem wir Fragen unserer Zuschauer und Zuhörer beantworten.

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 156: Top 10 der unterschätzten Filme

Die SchreibDilettanten stellen Filme vor, die Ihrer Meinung nach vom Publikum unterschätzt wurden, bzw. die man einfach nicht oft genug sehen kann.

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 157: Schreibgruppen

In dieser Folge dreht sich alles um Schreibgruppen für Autoren.

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog

Folge 158: Wie schütze ich meine Schreibzeit?

Für viele Autoren ist es ein großes Problem: Wie schaffe ich mir Zeit zum Schreiben und wie schütze ich diese vor dem Alltag?

Link zum Blogpost | Direkter Link zum MP3-Podcast | Direkter Link zum YouTube-Vlog


WritersWorkshop E-Zine

Ihr Artikel im WritersWorkshop E-Zine?

Wenn auch Sie einen Gastartikel für das WritersWorkshop E-Zine schreiben möchten, schreiben Sie bitte eine kurze Mail mit dem Betreff "Gastartikel" über mein Kontaktformular.

Gastartikel sollten eine Länge von mindestens 500 Wörtern haben (gerne länger...) und Themen rund ums Planen, Schreiben, Veröffentlichen oder Vermarkten von Büchern oder Kurzgeschichten behandeln.

Bitte schicken Sie nicht direkt den Artikel, sondern zunächst nur einen Themenvorschlag und einen kurzen Link zu Ihrer Autorenhomepage oder Ihrem Blog, auf das ich natürlich gerne verlinke, wenn Ihr Artikel veröffentlicht wird.

Ihre Meinung zählt...

Das WritersWorkshop E-Zine ist ein leserorientiertes Magazin. Um es mit jeder Ausgabe noch ein wenig besser zu machen, ist mir Ihr Feedback wichtig. Schreiben Sie mir einfach, welche Artikel Ihnen besonders gut gefallen haben oder über welche Themen Sie in Zunkunft gerne mehr lesen würden. Oder haben Sie Fragen rund ums kreative Schreiben, die Sie gerne in einer der nächsten Ausgaben des WritersWorkshop E-Zines behandelt sehen würden? Für alle Fragen, Vorschläge und Anregungen stehe ich Ihnen gerne per Mail über mein Kontaktformular zur Verfügung.

Bildnachweis

Portrait Marcus Johanus (C) Thore Wetzel
Portrait Stephan Waldscheidt (C) Stephan Waldscheidt
Portrait Axel Hollmann (C) Axel Hollmann
Portrait Martin Danesch (C) Martin Danesch
Portrait Benjamin Spang (C) Benjamin Spang
Screenshot Scrivener (C) Axel Hollmann
Screenshots Patchwork (C) Martin Danesch

(C) 2015 Richard Norden / WritersWorkshop.de            Impressum            Kontakt